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Kommentar zur Hypo Real EstateEin einziger Schrotthaufen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

An immer neue Stellen bei der HRE tauchen neue Löcher auf. Nicht nur einzelne Teile des Konzerns sind marode.

D ie Rettung der Hypo Real Estate wird teuer für den Staat, das wusste man schon. Aber jetzt wird immer klarer, dass die Kosten gigantisch sein werden. Wie der HRE-Vorstand am Freitag verkündete, betrug der Verlust im ersten Halbjahr 2009 erneut eine Milliarde Euro, nachdem schon im vergangenen Jahr ein Minus von etwa fünf Milliarden Euro verbucht werden musste.

An dem neuerlichen Milliardenverlust irritiert jedoch nicht nur die schlichte Höhe - noch bedenklicher ist, dass die Löcher an immer neuen Stellen in der HRE-Bilanz auftauchen. Konnte man früher noch hoffen, dass nur einzelne Teile des Konzerns marode sind, so muss man nun konstatieren, dass die gesamte Bank ein einziger Schrotthaufen ist.

Um noch einmal kurz die Geschichte dieser spektakulären Bankpleite zu rekapitulieren: Nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im vergangenen September geriet auch die Hypo Real Estate sofort in Schieflage, weil ihre irische Tochter Depfa langfristige Staatskredite kurzfristig refinanziert hatte.

Dieses riskante Geschäftsmodell war nicht mehr durchzuhalten, als die Zinsen an den Finanzmärkten nach oben schossen. Also musste der deutsche Staat ran - und Kredite an die HRE mit Garantien absichern. Dieser Trick hat sogar funktioniert: Inzwischen kommt die Bank so billig an Geld, dass sie einen steigenden Zinsgewinn erwirtschaftet hat.

Während die bisherige Problemzone Depfa leidlich eingehegt ist, steigen nun die Verluste bei der Konzernmutter Hypo Real Estate. Immobilienkredite in Nordamerika, Südeuropa und Großbritannien sind extrem gefährdet. Die Frage ist nicht mehr, ob der Staat Kapital nachschießen muss - sondern nur noch, wie viel. Die Steuerzahler müssen sich darauf einstellen, dass die Rettung der Hypo Real Estate real Milliarden kosten wird.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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1 Kommentar

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  • K
    Kassandra

    Nun WIRD sie eine systemrelevante Bank!