Kommentar zum Kita-Tarifkonflikt: Streikziel verfehlt
Verdi hat es nicht geschafft, im Tarifkonflikt den Frauenberuf „Erzieherin“ aufzuwerten. Die Verärgerung der Streikenden ist nachvollziebar.
W ochenlang hatte die Erzieherin von allen Plakaten herab verkündet: „Richtig was wert!“ Seit Dienstag steht fest: So richtig viel wert sind Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen in unserer Gesellschaft noch nicht. Ihr primäres Ziel, den Frauenberuf „Erzieherin“ endlich aufzuwerten, haben die Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi nicht erreicht. Es war daher richtig, dass die Basis den Schlichterspruch abgelehnt hat.
Dabei standen die Zeichen am Anfang gar nicht schlecht. Gerade in den Kitas ist die Nachfrage an qualifiziertem Personal enorm gestiegen, seit die Kita nicht mehr als Verwahranstalt, sondern als frühpädagogische Förderstätte gilt. Dass mit neuen Aufgaben die Bezahlung steigen muss, dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Die ErzieherInnen waren zu über 90 Prozent bereit, dafür in den Arbeitskampf zu ziehen. Moralisch bekamen sie viel Zuspruch – Eltern erklärten sich solidarisch, Vizekanzler Sigmar Gabriel klopfte den Streikenden verbal auf die Schultern. Politischen Rückhalt bekamen sie nicht.
Bessere Einkommen im „Sozial- und Erziehungsdienst“ müssen vor allem die klammen Kommunen tragen. Diesem Umstand trugen die Schlichter Rechnung: Eine breite Aufwertung soll es nicht geben. Einzelne werden belohnt – besonders berufserfahrene ErzieherInnen (und damit langjährige Gewerkschaftsmitglieder). BerufseinsteigerInnen müssen sich mit 20 bis 30 Euro netto zufrieden geben. Sozialarbeiterinnen sind ganz raus.
Wenn die Gewerkschaften das Ergebnis annehmen, hätten sie einen Teil ihrer Mitglieder verkauft, um nach einem kräftezehrenden Arbeitskampf ein gesichtswahrendes Ergebnis vorweisen zu können. Dafür haben aber die wenigsten gestreikt. Dass sie weiter kämpfen wollen, ist folgerichtig. Damit „richtig was rauskommt“.
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