Kommentar von Kaija Kutter zum kostenlosen Schulessen: Ein bisschen Präsenzzeit für alle
Politiker zu sein, ist gerade nicht leicht. Jeden Tag sind schwierige Abwägungsentscheidungen zu treffen. Dann erlauben sie in Berlin, Bundesmittel für häusliche Mittagsversorgung der armen Kinder einzusetzen, und auch das wird wieder kritisiert.
Doch die Caterer zielen mit ihren Bedenken auf wichtige Punkte. Die dezentrale Essensverteilung in die Haushalte muss hygienisch einwandfrei sein und kostet deshalb richtig Geld – beim Seniorenessen etwa drei Euro pro Lieferung. Also fast noch mal so viel wie die 3,50 Euro, die der Staat fürs Schulessen gibt. Freiwillige Hilfe ist schön, aber nur kurz eine Lösung. Diskriminierungsfreier ist es, wenn Kinder in der Schule essen oder dort Essen abholen.
Dagegen spricht die große Sorge vor Corona. Die einen Mediziner warnen davor, andere wie der UKE-Professor Ansgar Lohse fordern sogar, die Kinder wieder zur Schule zu schicken. Fakt ist: Hamburg traut sich nun, ab dem 4. Mai die vierten, sechsten und zehnten Klassen wieder hineinzulassen. Also all jene, bei denen Laufbahnentscheidungen anstehen. Das betrifft ein Viertel der Schüler. Diese Priorität ist falsch.
Denn angenommen, die übrigen bleiben bis zu den Sommerferien zu Hause, ist dies eine so große Einschränkung, dass je nach Lebensbedingungen eine Kindeswohlgefährdung droht. Präsenzzeit in der Schule ist ein kostbares Gut. Es sollte gerecht verteilt werden, orientiert an den Bedürfnissen der Kinder. Eine Idee wäre ein tägliches oder wöchentliches Zeitfenster für jeden.
Eine regelmäßige Ausgabe oder Abholung von Essen in den Schulen – unter Einhaltung der Hygieneregeln – wäre ein Anlass, um die Kinder wieder in Schulnähe kommen zu lassen. Aber auch wenn die Schulküchen leer bleiben, muss die Stadt fair mit diesen umgehen und die Infrastruktur für die Zeit nach der Krise erhalten.
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