Kommentar von Eiken Bruhn über Möhles Ausfälle: Mehr als einfach peinlich
Im besten Fall hat sich der SPD-Sozialpolitiker Klaus Möhle mit einem Redakteur des Weser-Kuriers getroffen und über Bremens Sozialverbände gelästert, ohne zu wissen, dass seine Worte eins zu eins in der Zeitung landen würden. Wäre nicht das erste Mal passiert – das würde dann allerdings auch bedeuten, dass er aus Fehlern nicht lernt.
Sollte Möhle allerdings seine Breitseite gegen die sieben Verbände mit ihren rund 25.000 Mitarbeitenden mit Kalkül am letzten Tag des vergangenen Jahres abgesondert haben, dann ist das mehr als ein peinlicher Ausfall eines Politikers mit 16 Jahren Bürgerschaftserfahrung. Die Unterstellung, die Verbände hätten sich aus purer Geldmacherei in das Geschäft mit den Geflüchteten gestürzt, verkennt zum einen, dass der Senat sie dringend zur Hilfe aufgefordert hat. Und zum anderen ist es ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die sich im vergangenen Winter zu Zeiten des größten Andrangs die Nächte um die Ohren geschlagen haben, um den Geflüchteten ein Dach über dem Kopf zu organisieren und ihren Kindern Ablenkung vom tristen Alltag im Zelt zu bieten. Da sind viele Stunden angefallen, in denen leitende MitarbeiterInnen keinen Cent daran verdient haben, dass sie schnell zur Stelle waren und geholfen haben.
Noch viel schwerer wiegt, dass Möhles Forderung, die Effektivität von sozialer Arbeit müsse überprüft werden, richtig ist. Nur: Für diese Kontrolle können nicht die Anbieter der Hilfsmaßnahmen zuständig sein, es sei denn, man wollte den Bock zum Gärtner machen. Das ist Aufgabe der Verwaltung, die wiederum von der Politik kontrolliert wird und von dieser Vorgaben bekommt, wie sie zu arbeiten hat. Also von Leuten wie Klaus Möhle, immerhin seit fast sechs Jahren sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Wenn es ihm wirklich darum geht, die Qualität der sozialen Arbeit zu verbessern, dann ist es kontraproduktiv, ausgerechnet diejenigen nachdrücklich zu verprellen, die dazu beitragen sollen.
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