piwik no script img

Kommentar von Alexander Diehl zur Abstinenz auf dem SpielplatzGelungene Kopie

Auch das erklärt den breiten Konsens: Die Raucher*innen werden weniger

Seltene Einigkeit im Parlament: Die oppositionelle CDU beantragt etwas, die rot-grüne Koalition beschließt es. Hamburgs Spielplätze werden befreit von Tabakrauch und Alkoholkonsum. Wer sollte dagegen auch etwas einwenden? Die Partei der Kioskbetreiber*innen? Nein, es geht hier um reale Gefahren: Glassplitter und nervengifthaltige Kippen in der Sandkiste, auch um Passivrauchen und die Vorbildwirkung von Erwachsenen mit schlechten Angewohnheiten. Im Kern also um Kinder und ihre Gesundheit – da kennen wir keine Parteien, oder? Beinahe.

Denn so ganz ohne parlamentarische Akrobatik geht nicht mal das. Mitnichten etwa erwähnten die Regierungsfraktionen die vorangegangene Initiative der CDU-Abgeordneten Ralf Niedmers und Philipp Heißner fürs flächendeckende Verbot. Umso besser wird es Heißner, derzeit bei der CDU für die Familienpolitik verantwortlich, gefallen haben, „dass sich die SPD nach schlappen acht Jahren Bedenkzeit uns anschließt“. 2011 scheiterte ein entsprechender CDU-Antrag.

Acht Jahre, in denen sich auf den Bürgerschaftsbänken manches tat, aber da draußen vielleicht noch mehr: Die Zahl der Raucher*innen ist rückläufig. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) rauchte jede*r Bundesbürger*in im Jahr 2016 statistisch gesehen 920 Fertigzigaretten. Das sind rund 100 weniger als im Jahr 2012. Genauer betrachtet unterscheiden sich dabei die Altersgruppen: Nach DHS-Angaben gibt es bei Erwachsenen im mittleren Alter keinen Rückgang, aber bei Kindern und Jugendlichen.

Auch damit erklärt sich der Kinderschutz-Konsens: Es gibt immer weniger Menschen, die im Verbot vor allem eine Beschneidung ihrer Rechte sehen. (Dass mancherorts die AfD angeblich übertriebenen Nichtraucherschutz erkennt, passt nur zu ihrer demonstrativen Ablehnung von Verboten.)

Die nun beschlossene Änderung „der Verordnung zum Schutz der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen“ bleibt aber richtig. Besser spät als nie: Nächstes Mal klappt es dann vielleicht sogar mit dem Hinweis aufs oppositionelle Original.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen