Kommentar vakante „Spiegel“-Spitze: Sie brauchen eine Führerin!
„Zeit“, „Stern“, „Focus“ – sie alle haben Frauen in den Chefredaktionen. „ProQuote“-Vorsitzende Bruhns wünscht sich, dass das auch beim „Spiegel“ so wird.
D ie erste und einzige Chefredakteurin im Spiegel Verlag war Gabriele Fischer. Im September 1998 durfte die bis dato stellvertretende Leiterin des Manager Magazins ihr eigenes Baby auf den Markt bringen: Econy. Nur zwei Monate später wurde Econy wieder eingestampft. Fischer kaufte dem Spiegel die Rechte ab – und wurde Chefredakteurin.
Econy heißt jetzt Brand Eins und gehört mit einer Auflage von knapp 100.000 zu den soliden Wirtschaftsblättern in unsoliden Zeiten. Brand Eins ist klug, mutig und kreativ. Im Januar brachte ihm ein Schlüsselloch auf dem Titel ein weiteres Mal die Auszeichnung „Cover des Monats“. Anständig ist Brand Eins auch: Die Zeitschrift bekam den Himmel-Preis der „Freischreiber“ – für den fairen Umgang mit freien Mitarbeitern.
Brand Eins ist eine Erfolgsgeschichte. Rudolf Augsteins Spiegel ist auch eine Erfolgsgeschichte, und was für eine. Ich bin stolz, Deutschlands bester Nachrichtenredaktion anzugehören, dem Watchdog der Demokratie. Auch der Demokratie wegen müssen wir die Besten sein. Aus Verantwortung.
Ich behaupte, der Spiegel wäre besser, wenn Journalistinnen wie Gabriele Fischer bei uns das Sagen hätten, Kolleginnen, die zu den Besten unserer Branche gehören. Unsere Gesellschaft gestalten Männer und Frauen. Deshalb ist es wichtig, dass auch Frauen entscheiden, welche Themen brisant sind. Es ist wichtig, dass auch Frauen definieren, was guter, fairer und schöner Journalismus ist.
Die Konkurrenz schläft nicht – bei der Zeit, beim Stern, beim Focus, ja, auch bei Bild sind Journalistinnen in die Chefredaktionen eingezogen. Eine Frau an die Spitze des Spiegels zu stellen, das ist die große Chance der Führungskrise.
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