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Kommentar pro familia und PädophilieAus der Sicht des Kindes

Nina Apin
Kommentar von Nina Apin

Auch bei pro familia war „einvernehmlicher Sex“ zwischen Erwachsenen und Kindern ein Thema. Die Opferperspektive wurde zu lange ausgeblendet.

Viel zu lange war die Sicht der Missbrauchs-Opfer kein Thema. Bild: imago/CTK Photo

W as hat ein Elfjähriger davon, wenn ihn ein Erwachsener in die Geheimnisse des Petting einführt? Nichts. Einvernehmlichen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen gibt es nicht. Deshalb muss das gesellschaftliche Tabu der Sexualität zwischen den Generationen aufrechterhalten werden. Unbedingt.

Die Sicht des Kindes einzubeziehen ist heute selbstverständlich. In den Siebziger- bis Neunzigerjahren war das anders: So lässt sich erklären, warum nicht nur bei den Grünen und den Jungdemokraten, sondern auch bei der Beratungsorganisation pro familia dem „einvernehmlichen Sex“ zwischen Erwachsenen und Kindern das Wort geredet wurde.

Bis 1997 nahmen im pro familia magazin Experten eine Abgrenzung vor zwischen Sexualstraftaten und „erotischen“ Beziehungen mit „echten“ Pädophilen. Gewaltfreie Erlebnisse, so betonten Wissenschaftler wie Rüdiger Lautmann, könnten Kindern durchaus Freude bereiten. Eine Schädigung sei „sehr fraglich“. Lautmann begründete seine Annahme mit eigenen Studien – für die er pädophile Männer befragte, nicht aber die Kinder.

Dieser Blick ist typisch für die damalige Zeit: Pädophile tauschten sich ausgiebig über ihre Seelenlage, ihre Sehnsüchte und gesellschaftliche Stellung aus. Sie erfuhren dabei in liberalen Kreisen Aufmerksamkeit und Solidarität.

Die Perspektive der Opfer wurde dagegen erst langsam entdeckt: Mit der Gründung von Beratungsstellen, mit Studien, die Langzeitfolgen sexueller Gewalt untersuchten, entstanden die Grundlagen für eine neue Diskussion. Erst in der jüngeren Vergangenheit, mit dem gänzlichen Verbot der elterlichen Züchtigung 2000 und dem neuen Unterhaltsrecht von 2008, wurden Kinderrechte weiter gestärkt. Der Perspektivwechsel hin zum Kind ist also noch jung. Wie überfällig er war, zeigen die Texte aus der Zeit davor.

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Nina Apin
Redakteurin Meinung
Jahrgang 1974, geboren in Wasserburg am Inn, schreibt seit 2005 für die taz über Kultur- und Gesellschaftsthemen. Von 2016 bis 2021 leitete sie das Meinungsressort der taz. 2020 erschien ihr Buch "Der ganz normale Missbrauch. Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt" im CH.Links Verlag.
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12 Kommentare

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  • "Die Opferperspektive wurde zu lange ausgeblendet"

     

    Dafür wird der Täterperspektive auch heute noch recht viel Raum gegeben. Nicht nur hier, sondern z.B. auf "ZO". Via Kommentarfunktion.

     

    http://www.zeit.de/2013/41/paedophilie-zeit-autoren-verharmlosung

     

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-10/paedophilie-pro-familia

     

    Wobei ich den Redaktionen für ihre "Toleranz" fast dankbar bin. So bekommen einige Menschen mehr eine Vorstellung davon, wie krass die Wirklichkeitsverkennung bei Pädosexuellen sein kann.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Ihr grundlegender irrtum, frau Apin, ist: die opferperspektive kam nicht durch die beratungsstellen in den blick, sondern die beratungsstellen entstanden, weil opfer auf ihrer perspektive bestanden und die beratungsst4ellen gründeten.

    was heute, auch mit Ihrer hilfe, geschieht ist, dass den opfern die bestimmung über ihre persepktive/n entwunden und einem allgemeinen diktat, die die perspektive und das opfer zu sein hätte, unterstellt werden soll.

    nehmen'S mir das nicht übel, aber so lasse ich mir meine pespektive und die lebenslange arbeit an derselben nicht miesmachen!

    • @christine rölke-sommer:

      Absolut!

       

      Die Aufdeckung der Missbrauchsfälle an Eliteeinrichtungen, die 2010 einen Mediensturm auslöste wäre ohne den jahrzehntelangen mutigen und zähen Kampf von OpferaktivistInnen unmöglich gewesen.

      Es ist so menschlich wie traurig, dass erst als männliche Opfer aus katholischen Vorzeigeschulen sich outeten, das Interesse und die Solidarität der breiten Bevölkerung wuchs. Soweit dass ein gewisser Druck auf die PoltikerInnen entstand.

       

      Aber: ich bin diesen mutigen Männern, die durch ihr Outing viel riskiert haben, sehr, sehr dankbar.

       

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • typisch für die TAZ: Artikel über Missbrauch gekoppelt mit Schmachtbild über Misshandlung. Nur: Missbrauchsopfer meistens Frauen. MisshandlungstäterInnen allerdings auch...

  • Schade, hier wurden postings von mir gelöscht. Kein ausgewogenes Verhältnis zum Journalismus und der freien Meinungsäußerung.

  • Guter Kommentar, den man auch als Antwort auf einen Gutteil der Kommentare lesen kann, die seit gestern auf ZEIT Online und Tagesspiegel.de unter die zwei bis drei betreffenden Artikel geschrieben werden, in Ansätzen auch hier.

  • "Dieser Blick ist typisch für die damalige Zeit: Pädophile tauschten sich ausgiebig über ihre Seelenlage, ihre Sehnsüchte und gesellschaftliche Stellung aus. Sie erfuhren dabei in liberalen Kreisen Aufmerksamkeit und Solidarität."

     

    Hier wird ein Kernsymptom einer schweren psychiatrischen Erkrankung geschildert: die Ich-Bezogenheit, der Narzissmus ist typisch für das was euphemistisch als "Pädophilie" beschrieben wird und doch besser Pädosexualität heißen sollte.

     

    Der solcherart Erkrankte kann nicht lieben. Das hat er nie gelernt. Denn seine nächsten Bezugspersonen haben ihm das nicht vermittelt. Statt dessen tut er das, was sie auch getan haben: er manipuliert und instrumentalisiert. Und spaltet. Deshalb rechnen einige Experten die "Pädophilie" auch den Psychosen zu.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • N
    NM

    Bin ich zu doof? Ich sehe da nur fünf kurze Absätze. Wo ist denn der Artikel?!

  • Erstaunlich wieviel Schwachsinn zu dem Thema geschrieben wird !

  • AU
    Andreas Urstadt

    Weltfremd. Auf einem Schulhof gibt s kontra. In keinem taz-Artikel kamen Kinder zu Wort. Ich erinnere mich sehr gut an entsprechende Konstellationen und es wurde drueber geredet. Fokus waren natuerlich Lehrerinnen. Die taz ist ein bischen erzbetulich. Es ist da. Tabus bringen nichts. Es war auch klar, wo der Aerger her kommen wuerde und wer Aerger machen wuerde.

     

    Es stellt sich eher die Frage, wenn das Tabu mal klar gestellt ist, was eine erwachsene Frau davon haette haben sollen. Die echten Faelle sind dann 14-/15-Jaehrige und das sind keine Kinder mehr und haben in dem Alter sehr wohl untereinander schon Verhaeltnisse. Teils drunter.

     

    Es kommt vor und ich wuensch den Beteilgten viel alles Gute, dass es keiner merkt. Schaedlich ist vor allem Druck von aussen. Auch durch Zeitungen. Wer solche Erfahrungen hat und dann sowas in der Zeitung liest kriegt postum eher noch einen Schaden. Es ist eine Hexenjagd.

     

    Wer nicht weiss, was 11-Jaehrige auf dem Schulhof reden, hat den Kontakt zu der Generation verloren.

     

    11-Jaehrige, die pro eingestellt waren, sind heute ... es wuerde heute sofort jeder wissen, wer gemeint ist usw. Das zeigt schon, wer eigentlich den Schaden anrichtet.

     

    Als Faustregel koennte gelten, fahr nicht mit Journalisten auf Klassenfahrt. Journalisten wird Wissen verweigert, eigene Erfahrung, wenn man dafuer gehalten wurde. Generell. Journalisten sind selbst schuld.

  • Ein guter Artikel. Schliesslich hat sich auch der Sinn der Tabus bzw. Grenzen gewandelt. Hatten Tabus früher den Sinn die "Sittlichkeit" zu schützen - also den öffentlichen Schein, so ist nun der Schutz der Einzelnen im Vordergrund.

    Gegen die alten Tabus anzurennen war sinnvoll. Dass sie nicht ersatzlos fallen durften und neben der Selbstbestimmung auch der Schutz von Minderjährigen wichtig ist, mussten viele erst lernen.

    Dieser Perspektivwechsel erklärt auch warum viele früher bei sexuellem Kindesmissbrauch von Priestern weggeschaut haben - Hauptsache der Priester wird still und heimlich versetzt und der schöne Schein bleibt gewahrt. Ebenfalls in das Schema passt die frühere Straffreiheit der Vergewaltigung in der Ehe sowie die Stigmatisierung der Opfer. Aus diesen Zeiten stammt auch die "Einsicht" dass keine Frau eine Vergewaltigung vortäuschen würde. Paradoxerweise führt ein teilweise blinder Opferschutz zwar dazu dass Vergewaltigungsvorwürfe massenhaft als brutale Waffe missbraucht werden um Männerleben zu vernichten. Gleichzeitig möchten sich eine Mehrzahl der Vergewaltigungsopfer trotz Opferschutz noch immer keinem Verfahren aussetzen.

    Opferschutz bedingt daher erst einmal festzustellen, wer das Opfer ist. Sonst wird Opferschutz schnell zum TäterInnenschutz.

  • EL
    Ernst Lehmann

    Dass sich pro-familia regelmässig für die Tötung von (ungeborenen)Kindern einsetzt und Mitglied ist in einem von der Sozialdarwinistin Margaret Sanger gegründeten Dachverband (Planned Parenthood), ist wohl keinen Aufreger mehr wert?

    Zitat (wikipedia) "d. eine strikte und unbeugsame Politik der Sterilisierung und Absonderung jener Teile der Bevölkerung anzuwenden, deren Nachkommenschaft verdorben ist, oder deren Erbgut von solcher Art ist, dass verwerfliche Charakterzüge möglicherweise auf den Nachwuchs übertragen werden"