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Kommentar WohnhausbrandSporadisch eskalierendes Misstrauen

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Brandtragödie von Ludwigshafen ist zum Politikum geworden. Türkische Medien spekulieren bereits über einen fremdenfeindlichen Hintergrund, doch die Ursache ist noch unklar.

Bild: taz

Daniel Bax ist Meinungsredakteur der taz.

Der dramatische Wohnhausbrand von Ludwigshafen, der neun Tote und 60 Verletzte gefordert hat, beschäftigte nicht nur die deutschen Medien. Das Foto von dem Kleinkind, das aus einem Fenster hinab über mehrere Stockwerke einem Feuerwehrmann in die Arme geworfen wurde, prangte auch bei vielen türkischen Zeitungen auf der ersten Seite. Manche, vor allem die Hürriyet, brachten zudem einen finsteren Verdacht ins Spiel: Weil es sich bei den Opfern ausschließlich um türkische Familien handelte, fühlten sie sich an den rassistisch motivierten Brandanschlag von Solingen erinnert, dem 1993 fünf Angehörige einer türkischen Familie zum Opfer fielen. Dies ließ sie auch jetzt einen fremdenfeindlichen Hintergrund vermuten.

Das wirkt recht überzogen, denn noch ist die Ursache des Brandes völlig unklar. Zwar lässt sich eine fremdenfeindliche Tat noch längst nicht ausschließen, wie SPD-Chef Kurt Beck das nahegelegt hat. Ein kleines Mädchen will schließlich gesehen haben, wie ein deutsch sprechender Mann das Feuer gelegt habe. Doch mehr weiß man eben nicht.

Dass sich türkische Medien trotzdem bereits in wildesten Spekulationen ergehen, ist symptomatisch für das angespannte Verhältnis zwischen Deutschen und Türken, das von sporadisch eskalierendem Misstrauen geprägt ist. Während auf deutscher Seite von manchen Meinungsmachern so unterschiedliche Dinge wie Moscheebauten oder dramatische Fälle von Jugendgewalt gleichermaßen als Zeichen türkischer Landnahme gewertet werden, stehen dem auf türkischer Seite all jene gegenüber, die alles - von der Verschärfung des Zuwanderungsgesetzes über Kochs Wahlkampf bis hin zu ungeklärten Wohnungsbränden - stets als Ausdruck des deutschen Rassismus deuten wollen.

So ist der Fall nun zu einem Politikum geworden. Die türkische Regierung hat eigene Ermittler nach Deutschland entsandt, um den Brand zu untersuchen, und Ministerpräsident Erdogan will auf seiner geplanten Deutschlandreise nun einen Abstecher nach Ludwigshafen machen. Die Aufregung ähnelt ein wenig jener wie beim "Fall Marco" - nur unter umgekehrten Vorzeichen. DANIEL BAX

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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3 Kommentare

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  • HO
    Horst Ostendorf

    Das, Herr oder Frau Landskrona, ist der ganz normale Stil der taz - Surfen auf'm / im konfusionierten Zeitgeist

  • AO
    Ayub O.

    Denn Fall Marco kann man nicht mit einen Hausbrand vergleichen wo 9 Menschen Ihr leben verloren haben. Beim Fall Marco ging es um eine Vergewaltigung einer Britin und hier geht es möglicherweise um einen Brandanschlag. Ob rassistisch oder nicht lassen wir erstmal neben bei stehen.

  • ML
    M. Landskrona

    Ein Kommentar ohne Pietät und ohne jegliche seelische Intelligenz für die reale menschliche Tragödie. Als ob es darum ginge, ein Länderspiel zu kommentieren, gar erst zu schaffen.. Was reden Sie denn da herbei Herr Bax? - die Toten sind noch nicht bestattet. Ich bin überzeugt, dass die Hinterbliebenen jetzt jeden Trost und jede menschliche Zuwendung bitter nötig haben. Dass der türkische Ministerpräsident die Leute auch aufsucht, wird von diesen traumatisierten Menschen bestimmt nicht als Politikum aufgefasst, sondern sicher als eine menschliche Geste. Selbstverständlich ist das nicht. Abgesehen von all diesem, welche "Deutschen" und welche "Türken" meinen Sie eigentlich, wenn Sie vom "angespannten" Verhältnis schreiben? Ich finde Ihre gesamte Herangehensweise wenig originell und durch die krude Verquirrlung miteinander nicht vergleichbarer Inhalte einfach nur ätzend faul.