Kommentar Windräder und Seeadler: Es kommt auf den Einzeladler an
Für die Energiewende ist es unerheblich, ob Greenpeace Energy zwei Windkraftanlagen mehr oder weniger baut. Aber bei den seltenen Seeadlern zählt jedes Brutpaar.
B eim Konflikt zwischen dem Windkraftausbau und dem Vogelschutz kommt es – so langweilig sich das auch anhört – auf den Einzelfall an. Beide Anliegen sind legitim und wichtig und auch noch ineinander verschränkt: Denn Windkraftausbau dient dem Klimaschutz – und damit indirekt dem Artenschutz.
Um es gleich klarzustellen: Dass die Windkraft der große Vogelkiller wäre, behauptet nicht einmal der Naturschutzbund (Nabu), der einmal als Bund für Vogelschutz gegründet wurde. Zwischen 10.000 und 100.000 Vögeln pro Jahr würden von Windkraftanlagen erschlagen, schätzt der Nabu.
Das hört sich viel an, ist aber wenig im Vergleich zu anderen Faktoren: Denn an Glasscheiben und Freileitungen verendet ein Vielfaches dieser Zahl an Vögeln, sodass sich die Frage stellt, warum sich die Öffentlichkeit vor allem mit dem Vogeltod an Windrädern befasst.
Aus einer Studie des Nabu geht allerdings auch hervor, das Greifvögel überproportional an Windkraftanlagen umkommen. Beim Seeadler kommt erschwerend hinzu, dass es in ganz Deutschland nur 700 Brutpaare gibt und es also auf jedes einzelne Paar ankommt.
Im Gegenzug scheint es für das Gelingen der Energiewende unerheblich, ob Greenpeace Energy zwei Windkraftanlagen mehr oder weniger baut, und das auch noch an einem Standort, an dem laut Nabu ohnehin wenig Wind weht.
Trotzdem ist es falsch, dass der Nabu einen Kompromiss nun gänzlich ausschließt. Denn es gibt ja durchaus Möglichkeiten, Windkraftanlagen wie diese unschädlich zu machen: Die Rotoren können beispielsweise in den Tagen nach der Ernte abgeschaltet werden, den Vögeln können Ausweichflächen angeboten werden. Ähnliche Optionen zumindest einmal zu prüfen, sollte angesichts der Bedeutung der Windkraft selbstverständlich sein.
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