Kommentar Windenergie: Falsche Brücke Atomkraft
Wenn Union und FDP den Erneuerbaren wirklich eine Brücke in die Zukunft bauen wollen, dann kann das nur in einem schnellen Ausbau der Stromnetze bestehen.
W enn die Bundesregierung für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke wirbt, bemüht sie gerne das Bild von der "Brückentechnologie": Atomkraft sei die Brücke, die den Übergang zur Versorgung mit erneuerbaren Energien ermöglicht. Bis diese leistungsfähig genug sind, sollen die Reaktoren weiterlaufen, und die Atom-Gewinne sollen neue Techniken finanzieren.
Die jüngste Bilanz der Windenergiebranche zeigt, wie verkehrt dieses Bild ist. Unbeeindruckt von Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich der Ausbau deutlich beschleunigt. Dass mehr und immer leistungsfähigere Windräder aufgestellt werden, beweist, dass es der Branche weder an Investoren noch an Technologie mangelt. Eine Brücke namens Atomkraft braucht sie nicht, um weiter zu wachsen.
Was das weitere Wachstum der Branche bedroht, ist etwas ganz anderes: Es mangelt an Netzen, mit denen der Windstrom aus Norddeutschland nach Süden transportiert werden kann. Die vorhandenen Kapazitäten reichen nicht aus - und sie sind zudem oft blockiert durch unflexible Großkraftwerke, die nicht einfach heruntergefahren werden können. Darum müssen Windräder teilweise abgeschaltet werden, wenn der Wind besonders kräftig weht.
Malte Kreuzfeldt ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt bei der taz.
Wenn Union und FDP den Erneuerbaren also wirklich eine Brücke in die Zukunft bauen wollen, dann kann das nur in einem schnellen Ausbau der Netze bestehen. Die Atomkraftwerke sind dabei keine Hilfe, sondern ein Hindernis. Um im Bild zu bleiben: Wie träge Lastwagen blockieren sie die zu schmale Brücke - die Netze - und beschränken den Platz für die Erneuerbaren. Meint es die Regierung mit ihrem angekündigten Energiekonzept ernst, wird sie sich dieser Tatsache nicht verschließen können.
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