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Kommentar WeltwirtschaftsforumEuroland ist nicht abgebrannt

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Die Pessimisten des letztjährigen Davoser Forums 2012 haben sich geirrt. Der Zerfall der Eurozone konnte verhindert werden - vor allem dank der EZB.

Weltwirtschaftsforum in Davos: Das Treffen ist vorbei. Die Eurokrise bald auch? Bild: dpa

Z u den erfreulichen Erkenntnissen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos gehörte, dass die Pessimisten des vergangenen Jahres nicht recht behalten haben. Unter anderem US-Ökonom Nouriel Roubini prognostizierte damals, dass Euroland bald zerbrechen werde. Doch weder Griechenland noch Portugal mussten austreten. Die Gemeinschaft der Eurostaaten hat sich als stabil erwiesen, weil sie eine Reihe richtiger Entscheidungen traf.

Diesen Verdienst hat in erster Linie die Europäische Zentralbank unter der Führung Mario Draghis erworben. Mit ihrem Kaufprogramm für Staatsanleihen verhinderte sie den Bankrott von Euro-Mitgliedern. Wichtig war ebenfalls, dass die Regierungen den Stabilitätsfonds ESM sowie die gemeinsame Bankenaufsicht gründeten und mit der Sanierung der Staatsfinanzen begannen. Schließlich wurden in den südeuropäischen Ländern die Löhne gekürzt, weil die dortigen Unternehmen im Vergleich zu ihren ausländischen Wettbewerbern häufig nicht mehr konkurrenzfähig waren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wies in ihrer Rede beim WEF daraufhin, dass die Staaten und Bürger der Europäischen Union 25 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erbrächten, sich aber 50 Prozent der weltweiten Sozialkosten leisteten. Merkel meinte dies als Warnung: Europäische Produkte dürfen nicht zu teuer werden, damit sie sich auf dem Weltmarkt weiter verkaufen. Denn unter anderem darauf beruht unser Wohlstand.

taz
Hannes Koch

ist Autor der taz.

Das allerdings ist nicht die ganze Wahrheit. Grundsätzlich kann sich Europa seine vergleichsweise opulenten Sozialkosten und Löhne durchaus leisten – sie sind sogar eine Vorbedingung für seine künftige Rolle in der Welt. Denn vor dem Hintergrund der Geschichte des alten Kontinents wollen die hiesigen Bürger in global konkurrenzfähigen Unternehmen arbeiten, verlangen dafür aber eine ausreichende Absicherung ihres Unterhaltes und ihrer Lebensrisiken. Die Regierungen sollten sich bewusst sein, dass dieses soziale Versprechen nicht nur ein Kostenfaktor, sondern auch ein Zweck der europäischen Einigung ist - das gilt für Griechenland, Portugal und Spanien ebenso.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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5 Kommentare

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  • FU
    Frau Uckermark

    Merkel zeigt wieder einmal ihr wahres Gesicht: ,,Die Sozialkosten sind zu hoch!" Aber dabei vergisst sie dass gerade durch den "Weltpoker" die Sozialfälle geschaffen werden. Man sollte doch zugeben, dass die Politik unfähig ist,daran etwas zu ändern. Wer, wie das Kapital am allerliebsten nimmt, der muss auch mit den Folgen leben.Solange man ständig "Kathedralen in die Wüste setzt",und sich regelmäßig die Diäten erhöht,kann es doch gar nicht so schlecht um Deutschland bestellt sein. Sollte man das nicht auch mal erwähnen. Gehen nicht schon genug Menschen für die "Villenkönige" arbeiten? Vielen Menschen steht trotz Arbeit, das Wasser bis zum Halse .Soialkosten zu hoch... Will die Frau, dass die Menschen noch Geld mitbringen? Wenn die Börsen hier die Welt regieren, dann sollte man die Opfer nicht verhöhnen. Man kann die Menschen eine zeitlang verarschen, aber nicht stetig. Nun bestätigt, die Frau, wieder einmal warum sie am liebsten mit der FDP schmust.

  • P
    Paläontologe

    ähh.. geht's noch Hannes?

    Draghi hat uns (sprich Merkel) ein wenig Zeit erkauft. Mehr nicht. Damit ist Roubini noch lange nicht widerlegt.

     

    Das dauernde Pochen auf "Wettbewerb" und die angebliche

    "Fähigkeit" dazu ist nicht mehr zu ertragen.

     

    Du befindest Dich also im Dauerwettbewerb mit allem und jedem und fühlst Dich gut und gesund dabei?

    Schön für Dich. Ich hingegen halte von Darwin schon in der Biologie nicht allzu viel, wenn sich "die Wirtschaft" allerdings seine Dogmen einverleibt wird es vollends grotesk.

    Lohnkürzungen in Südeuropa sind also eine notwendige Errungenschaft? Tote auch?

     

    Ich empfehle als Soundtrack zu eurer Blindflugparty Laibachs "Alle Gegen Alle".

  • I
    Irrwitz

    Hallo ihr lieben taz-Macher ,... nur 'ne dumme Frage : Hat sich der Hannes Koch vom Handelsblatt zu euch verirrt ? Oder vllt (undercover) von CAPITAL ? Oh Schreck laß'nach : vom Focus ?

    Wenn man seine Kommentare weiträumig umliest , geht's noch auszuhalten . Ihr dürft aber nicht sozialer werden mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Blindgänger , ja ?!

  • KT
    Kilgore Trout

    Und eventuell könnte es vielleicht auch sein, dass auch der "rein kapitalistische Markt" eben doch auch Nachfrage benötigt, nicht nur Angebot. Aber eben auch so, dass bei den Nachfragenden überhaupt genügend "Kapital" vorhanden ist...

     

    Momentan scheint dieses "Nachfrage-Kapital" ja mehr und mehr bei irgendwelchen "selbstregulierenden Märkten" festzusitzen, die nicht unbedingt bereit sind, auch nur einen Penny für die Rettung ihrer selbst beitragen zu wollen!

     

    Ein Hoch auf die "angebotsorientierte Wirschaftswissenschaft"!

  • T
    Tim

    "wollen die hiesigen Bürger in global konkurrenzfähigen Unternehmen arbeiten" ?

     

    Also ich kenn keinen, der das schonmal von sich gesagt hätte und einige die von sonem Satz das Kotzen kriegen.