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Kommentar Wahlanfechtung der FPÖBewegung der Beleidigten

Georg Löwisch
Kommentar von Georg Löwisch

Opferinszenierungen haben Europas Rechtspopulisten erfolgreich gemacht. Deshalb lohnt sich die Klage für die FPÖ in jedem Fall.

Was hilft: Ausheulen lassen (hier: FPÖ-Chef Strache) Foto: Reuters

B einahe hätten Österreichs Rechtspopulisten ihren Einsatz verpennt. Mehr als zwei Wochen ist es schon her, dass der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer die Präsidentschaftswahl verloren hat. Und erst jetzt ficht die FPÖ das knappe Ergebnis beim Verfassungsgerichtshof an.

Dass sie so lange brauchte, ist verwunderlich, weil Opferinszenierungen Europas Rechtspopulisten so erfolgreich gemacht haben. Frauke Petry verlässt eingeschnappt ein Treffen mit Vertretern muslimischer Verbände. Der Niederländer Geert Wilders greint überall, wo er hinkommt, Regierung, Gerichte und Terroristen wollten ihn zum Schweigen bringen. Und Alexander Gauland ist verstört, weil ihm fiese Journalisten unterstellt haben, er habe gewusst, dass Jérôme Boateng was mit Fußball zu tun hat. Sie alle bilden die Bewegung der Beleidigten.

All diese Tragödien stoßen auf so große Resonanz, weil eine Menge Menschen sich ebenfalls als Opfer sehen: Der Globalisierung, des beschleunigten Kapitalismus, des Wandels. Viele haben wirklich Probleme von prekärer Arbeit bis zu steigenden Mieten. Anderen geht es glänzend, aber ihr Leben hat immer weniger zu tun mit dem da draußen vor dem Fenster. Sie sind auch beleidigt.

Deshalb lohnt sich die Klage für die FPÖ in jedem Fall. Entscheidet das ­Verfassungsgericht für sie, wird die Wahl wiederholt. Verlieren Hofer und sein Impresario Heinz-Christian Strache, dürfen sie eine neue Verschwörung beklagen und noch mal die große Heulnummer zur Aufführung bringen.

Europas Rechtspopulisten haben das Glück, dass ihre politische Konkurrenz völlig falsch reagiert: Sie ist ebenfalls beleidigt. In Deutschland zum Beispiel ist Sigmar Gabriel beleidigt, weil die sogenannten kleinen Leute die Erfolge der SPD nicht sehen. Horst Seehofer schmollt, weil Merkel nicht rechts genug ist. Die Grünen tun geschockt darüber, dass viele so schlimm wählen. Und die Linke ist beleidigt, weil die Rolle der Ausgegrenzten nicht mehr ihr gehört. Viele Medien laufen, konfrontiert mit dem Lügen­pressevorwurf, den Beleidigten hinterher: Sei nicht traurig, du darfst ja auch mit ins Fernsehen.

All das ist kontraproduktiv. Wer eingeschnappt ist, will beachtet, bestätigt und bestürmt werden. Was hilft: ausheulen lassen. Und sich den wichtigen Themen zuwenden.

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Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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3 Kommentare

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  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Die Headline trifft es. Die Klage lohnt sich nur in Bezug auf die Legendeblidung.

     

    Der Gewinn der Wahl wäre für die FPÖ eher kontraproduktiv gewesen. Ihr Ziel ist das Parlament und die Kanzlerschaft. In der jetzigen Konstellation mit RotSchwarzer GroKo im Parlament und grünem Präsident können sie bis zur Wahl ihren Blödsinn hinausposaunen. Ein FPÖ Präsident der sich, ob er will oder nicht, eingen Sachzwängen beugen müsste wäre da hinderlich.

     

    Die Klage ist nur Show um eine mittlerweile schon verhärtete VT zum angeblichen Wahlbetrug zu befeuern.

  • Ob es sich bei der FPÖ um schlechte Verlierer, oder um betrogene Gewinner handelt, wird man doch sehen, dafür gibt es das Rechtssystem. In Österreichischen Zeitungen wurde geschrieben, das es in 75% der Wahlkreise Unregelmäßigkeiten gab, da ist doch bei einem so knappen Wahlausgang eine Überprüfung etwas urdemokratisches, das uns von der DDR, Nordkorea, oder anderen Staatsgebilden wohltuend unterscheidet.

    • @Gerd Garstig:

      " In Österreichischen Zeitungen wurde geschrieben...." Danke! Made my evening! Wo haben Sie diese Zahl denn her? Ich habe sie nirgends gefunden. Und was die Stimmenmehrheit angeht: In der Demokratie reicht EINE Stimme! Das ist halt so. Und jetzt hörts auf zu greinen, das ist einfacdh erbärmlich. Loser!