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Kommentar WM-Aus für DeutschlandAnhaltende Verzwergung

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Toller Auftritt? Die Führung des DFB will nach dem WM-Aus der deutschen Frauen den Ernst der Lage partout nicht erkennen.

Problem, welches Problem? DFB-Vizepräsidentin Ratzeburg und -Interimspräsident Koch sind zufrieden Foto: imago images/Jan Huebner

E igentlich war es eine Unverschämtheit, was die kommissarische DFB-Spitze da abgesondert hat nach dem WM-Aus der Deutschen. Nachdem die DFB-Elf im Viertelfinale gegen Schweden weitgehend chancenlos war, nachdem sie die Olympiaqualifikation verpasst hat, nachdem sie zusehen musste, wie sie den Anschluss an die führenden Fußballnationen gerade verliert, hat Rainer Kocher gesagt: „Kopf hoch an unsere Mannschaft. Sie hat eine tolle WM gespielt.“ Wie bitte?! Was hat der Mann gesehen?

Koch mag ja glauben, dass sich das ganz nett anhört. In Wahrheit zeugen seine Äußerungen davon, dass der amtierende DFB-Chef die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Der Fußball der DFB-Frauen steckt tief in der Krise. Olympia 2020, das nächste Turnier, bei der Frauenfußball weltweit aus der Nische heraustreten wird, sind die Deutschen nicht dabei, und Koch spricht von einem tollen Turnier, als hätte er es mit Neunjährigen zu tun, denen man nach einem verkackten Miniturnier ein bisschen über den Kopf streicheln muss, damit sie aufhören zu weinen.

Da kommt kein Warnruf, und ein Signal des Aufbruchs kommt schon gar nicht. Und ein Angebot, die Frauen im Verband dabei zu unterstützen, den sportlichen Anschluss an die anderen Europäischen Nationen nicht zu verlieren, gibt es ebenfalls nicht. Wo bleibt die Task Force Frauenfußball im DFB? Ober haben wir da etwas überhört?

Da kommt kein Warnruf, und ein Signal des Aufbruchs kommt schon gar nicht

„Dieses Team junger Frauen hat uns in den letzten Tagen und Wochen nicht enttäuscht, sondern – ganz im Gegenteil – viel Freude bereitet“, sagt stattdessen Oliver Bierhoff, der beim DFB als Direktor für den Bereich Nationalmannschaften zuständig ist, wobei wohl keiner so recht sagen kann, ob die Frauen nun zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören oder nicht.

Statt eine Analyse zu fordern, Vorschläge zu machen, wie gute Nachwuchsarbeit in professionelle Strukturen überführt werden könnte, lobte er die deutsche Mannschaft für ihr „sympathisches, authentisches Auftreten, mit Frische und Leidenschaft“.

Paternalistisches Lob für die tollen Mädels

Und dann ist da noch eine, von der man seit Jahren nichts zu nötigen Veränderungen bei der Frauenförderung im Fußball hört. DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, die Delegationsleiterin der Deutschen in Frankreich, saß über die Jahre in allen möglichen Frauenfußballgremien des DFB und der Fifa. Eine Idee zu einem Weg aus der Krise wird man von ihr nicht hören.

Es ist gewiss nicht falsch, Martina Voss-Tecklenburg erst einmal nicht in Frage zu stellen. Aber die Förderung und Professionalisierung des Frauensports im Verband mit dem nötigen Personal, mit einer eigenen wirkmächtigen Abteilung auszustatten, das würde der Bundestrainerin sicher mehr helfen, als paternalistisches Lob für die tollen Mädels.

Eine mächtige Stimme aus dem DFB bräuchte es auch, wenn man die deutsche Fußballliga DFL dazu bringen will, nur noch Vereine für die Männerbundesligen zu lizenzieren, die ein Leistungszentrum für Frauen unterhalten. In England ist längst eine schlagkräftige Liga entstanden und auch in Italien und vor allem in Spanien statten die großen Profiklubs ihre Frauenabteilungen immer üppiger aus.

Derweil arbeitet man im DFB weiter an der Verzwergung des Frauenfußballs. Das nächste Länderspiel gegen Montenegro findet am 31. August in Kassel statt. Um 12.30 Uhr, weil man vor allem Familien ansprechen will. Niedlich, oder?

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Andreas Rüttenauer
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2 Kommentare

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  • Alarm! Alarm! Aber es kommt kein "Warnruf". Der "Ernst der Lage" wird nicht erkannt. So dröhnt es im Artikel.

    Was ist Schreckliche geschehen, dass der Autor mit solcher Melodramatik aufwartet? Die deutsche Frauenfußballmannschaft ist nicht mehr Weltspitze. Na denn. Weswegen so etwas für eine Zeitung mit linkem Anspruch so schlimm ist, wird uns leider nicht erklärt.

  • Da spielt eine Mannschaft weit unter ihren Möglichkeiten einen Scheiß zusammen und es wird gleich wieder der Geschlechterkampf heraufbeschworen.