Studie der Fifa zu Frauenfußball: Luft nach oben

Eine Studie der Fifa gibt einen Überblick über den Entwicklungsstand des Frauenfußballs auf der Welt. Der DFB kommt dabei nicht gut weg.

Ein Ballmädchen steht am Rand eines Fußballfelds mit verschränkten Armen und wartet auf ihren Einsatz

Warten auf eine Chance – die Fifa-Studie zeigt, dass der Frauenfußball noch viel Potenzial bietet Foto: ap

England spielt also auch diesmal wieder um Platz drei bei der Weltmeisterschaft wie vor vier Jahren. Die Freude darüber war in England 2015 auch deshalb so groß, weil der Erfolg durchaus überraschend gekommen ist. Erst nach der WM setzte der englische Fußballverband eine Strategie zur Förderung von Frauen im Fußball auf. Ein Wachstumsfahrplan wurde aufgestellt.

Bis 2020 sollten die Zuschauerzahlen in der Liga und bei Länderspielen verdoppelt werden, genauso wie die Anzahl der Klubs, in denen Frauen und Mädchen spielen. Man wähnt sich im Plan. Nach einem Jahr ist die Anzahl der Klubs um 15 Prozent auf 6.767 angestiegen. Was die Zuschauerzahlen betrifft, ist das Ziel sogar schon erreicht. Es tut sich also etwas. In einer Studie, die die Fifa am Dienstag in Lyon vorgestellt hat, bekam England dafür ein grünes Häkchen.

Der Weltverband hat die Situation des Frauenfußballs in 198 von 211 Mitgliedsverbänden von Afghanistan bis Zimbabwe auf den Prüfstand gestellt; 13 Verbände stellten der Fifa keine Daten zur Verfügung. Ein Kriterium war dabei die Frage, ob es in dem jeweiligen Verband eine Frauenfußballstrategie gibt. In England gibt es eine – im Gegensatz zu Deutschland übrigens. Da steht in der Fifa-Studie ein rotes X.

Die Zahlen, die die Fifa zusammengestellt hat, bieten einen Überblick über den Entwicklungsstand des Frauenfußballs auf der Welt. Sie zeigen, was sich in den vergangenen Jahren getan hat und machen die weißen Flecken sichtbar, die es auf der Weltkarte des Frauenfußballs immer noch gibt. So ist die Zahl der Länder, in denen es ein Frauennationalteam gibt, das mehr als fünf internationale Spiele im Jahr bestreitet, in den vergangenen zwei Jahren von 108 auf 145 gestiegen. Das heißt aber auch, dass in mehr als einem Viertel der Verbände keine Frauenauswahl existiert. In Asien und Afrika haben nicht einmal die Hälfte der Mitgliedsverbände an den für die WM-Qualifikation entscheidenden Kontinentalmeisterschaften teilgenommen.

Gleichstellungs- und Ermächtigungskomponente

Der Frauenfußball wirkt in der Studie mal riesengroß und dann wieder winzig klein. So wird die Zahl der Fußballerinnen, die an einem organisierten Spielbetrieb teilnehmen, weltweit auf über 13 Millionen geschätzt. Dagegen werden nur knapp 950.000 registrierte Spielerinnen gezählt, die älter als 18 Jahre alt sind. Besonders eindrucksvoll nimmt sich in der Fifa-Studie das Beispiel USA aus.

Dort spielen fast 10 Millionen Mädchen und Frauen regelmäßig Fußball, es gibt 1,8 Millionen registrierte Fußballerinnen, die jünger als 18 sind und doch nur 80.000 Erwachsene, die in einem Klub organisiert sind. In vielen Ländern gibt es kaum einen landesweit organisierten Spielbetrieb. Es gibt überhaupt nur neun Länder, in denen mehr als 100.000 Fußballerinnen beim Verband namentlich gemeldet sind. In diesem Bereich gehört Deutschland noch zur Weltspitze. Knapp 200.000 registrierte Fußballerinnen bedeuten Platz drei hinter den USA, und Kanada (290.000).

Dass die Entwicklung des Frauenfußballs nicht alleine sportlich motiviert ist, dass sie vielmehr immer auch eine Gleichstellungs- und Ermächtigungskomponente hat, wird in der Studie dadurch deutlich, dass Nichtregierungsorganisationen (NGO), die in diesen Bereichen arbeiten, eine große Bedeutung beigemessen wird. So wird herausgehoben, dass 36 Verbände mit NGOs zusammenarbeiten, die das Ziel haben, Frauen mit Hilfe des Fußball zu ermächtigen und sie in gesellschaftliche Verantwortung zu bringen.

Dabei wird auch deutlich, dass es Frauen im Fußballbereich alles andere als leicht haben, eine Führungsposition einzunehmen. Nur 9 Prozent der Posten in den Verbandsspitzen werden von Frauen besetzt. In Deutschland liegt die Quote mit 6 Prozent noch darunter. Unter den 17 Präsdiumsmitgliedern des Deutschen Fußball-Bundes ist nur eine Frau. Es besteht also Entwicklungspotenzial.

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