Kommentar WHO: Größter möglicher Skandal
Mit ihrem feigen Versteckspiel angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima macht sich die WHO mitschuldig an der Erkrankung und am Tod tausender Menschen.
D er Zweck der Weltgesundheitsorganisation besteht darin, allen Völkern zur Erreichung des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu verhelfen. Eine aufgeklärte öffentliche Meinung sowie eine aktive Mitarbeit der Öffentlichkeit haben eine wesentliche Bedeutung für die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerungen."
So steht es in Artikel 1 der Satzung der 1948 gegründeten WHO, der größten der rund 35 UNO-Sonderorganisationen. Doch seit 52 Jahren verstößt diese WHO in eklatanter Verweis gegen ihren Satzungsauftrag. Das Abkommen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) vom Mai 1959, mit dem sich die WHO zur weitgehenden Inaktivität mit Blick auf die gesundheitlichen Gefahren radioaktiver Strahlung verpflichtet, ist der größte und am längsten andauernde Skandal des weltweiten UNO-Systems.
Mit ihrem feigen Versteckspiel angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima macht sich die WHO wie schon nach Tschernobyl und dem Einsatz von Uranmunition im Irak und in Exjugoslawien mitschuldig an der Erkrankung und dem Tod zehntausender Menschen.
ANDREAS ZUMACH ist taz-Korrespondent aus Genf.
Verantwortung für das eklatante Versagen der WHO tragen die 193 Mitgliedsstaaten. Sie haben 1959 das Selbstknebelungsabkommen mit der IAEO abgesegnet. Nur sie können dieses Abkommen auch wieder aufheben. Doch trotz zahlreicher Vorstöße von Nichtregierungsorganisationen in den letzten zehn Jahren war bislang kein Mitgliedsland dazu bereit, einen entsprechenden Antrag einzubringen.
Die nächste Gelegenheit dazu bietet die WHO-Generalversammlung im Juni in Genf. Philipp Rösler, Angela Merkel: Hier wäre eine Gelegenheit, die gewachsene Verantwortung Deutschlands in der Welt zu beweisen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis