Kommentar Verkehrspolitik Berlin: Baut Autobahnen! Für Radler!
Berlin ist eine einzige Problemzone für Fahrradfahrer. Lösung bringen nur radikale Ansätze, Radschnellwege zum Beispiel.

B raucht es noch irgendeinen Beweis dafür, dass hier etwas gehörig schiefläuft? Über 4.000 Einträge pflastern den Stadtplan, //radsicherheit.berlin.de/:den der Senat mit der Bitte um Markierung der schlimmsten Orte für Radfahrer ins Internet gestellt hat: Berlin ist eine einzige Problemzone.
Wer jemals durch die Stadt geradelt ist, weiß das seit Jahren. Der mehr auf Autobahnen stehende Senat brauchte dazu jetzt eine Onlineumfrage. Nun denn, geschenkt. Wenigstens liegt das Problem auf dem Tisch. Die einzige Frage, die noch zählt, lautet: Und nu?
Zu befürchten ist: Es passiert nichts. Zu hoffen wäre, dass wenigstens die am häufigsten bemängelten Kreuzungen umgebaut werden. Aber selbst das bliebe Flickschusterei. In der Fahrradboomstadt Berlin sind radikalere Lösungen gefragt. Einen ersten zarten Ansatz findet man neuerdings bei den oppositionellen Grünen. Die haben sich beim Parteitag am Wochenende für Radschnellwege ausgesprochen: breite, möglichst kreuzungsfreie Trassen, auf denen Radler quer durch die Stadt zischen können.
Klingt utopisch? In NRW hat die Landesregierung jüngst den Bau solcher Trassen beschlossen. In Göttingen wurde vor wenigen Tagen eine Strecke eingeweiht. In Kopenhagen sind sie seit Jahren Standard.
Grüner Konsensquark
In Berlin aber propagieren selbst die Grünen Radschnellwege nur als Teil eines Gesamtkonzeptes, in dem Fußgänger, Auto- und Radfahrer harmonisch miteinander leben. Klingt nett. Ist aber offensichtlicher Konsensquark. Wer eine Neugewichtung will, darf den Konflikt nicht scheuen. Er muss sich entscheiden. Für die einen. Und gegen die anderen.
Wer Straßen baut, wird Autoverkehr ernten. Wer aber Straßen in Radschnellwege umbaut, wird Fahrradverkehr ernten. Vielleicht sogar so viel, dass irgendwann die Radlermassen auf ihren Schnellwegen im Stau stehen. Macht nichts, denn selbst der heftigste Fahrradstau produziert weder Abgase noch Lärm.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!