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Kommentar UrheberrechtBöhmermann, der Shitstorm-Führer

Paul Wrusch
Kommentar von Paul Wrusch

Moderator Jan Böhmermann wird von einem Fotografen abgemahnt, weil er dessen Foto twittert. Statt sich zu entschuldigen, hetzt er gegen ihn.

Guckt unschuldig, ist aber ein Dieb: Moderator Jan Böhmermann Bild: Imago/Star-Media

E r ist Medienprofi, dieser Jan Böhmermann. Kurz bevor er ins ZDF-Hauptprogramm wechselt, bringt er sich mal wieder ins Gespräch. Die Zutaten dafür: Twitter, Hitlergruß, Urheberrecht, Shitstorm.

Im August 2014 twitterte Böhmermann das Foto des Jogginghosen-Nazis aus Rostock-Lichtenhagen von 1992. Sie wissen schon, der Typ, der sich eingepisst hat und den Hitlergruß zeigt. Fotograf Martin Lange ließ ihn jetzt dafür völlig zu Recht abmahnen. Böhmermann musste rund 900 Euro zahlen. So weit, so normal.

Doch Böhmermann empörte sich via Twitter und Facebook über den geldgeilen Fotografen, der auch Privatpersonen zahlen lässt, über den miesen Abmahnanwalt und das böse Urheberrecht. Seine Jünger schimpfen munter mit. Langer wird jetzt als Kapitalistendrecksau durchs Internet gejagt, berichtet von Gewaltaufrufen, selbst seine Tochter wird belästigt. Er ist gefangen im Böhmermann’schen Shitstorm.

Im Kern geht es Böhmermann um die Schwächen des Urheberrechts. Das ist tatsächlich verstaubt, lässt gerade bei „neuen Medien“ Grauzonen zu. Doch Böhmermann ist Profi, nutzt seinen Twitter-Account zur Selbstvermarktung und sollte sich im Urheberrecht ansatzweise auskennen.

Statt aber seinen Fehler einzugestehen, zu zahlen und ruhigen Wortes eine Diskussion zu starten, haut er weiter drauf und wirft Langer seinen 150.000 Followern zum Fraß vor. Er stilisiert sich zum Rächer der Abmahnanwalts-Opfer, spricht von Rechtsmissbrauch, und lässt so den Mob von der Leine, obwohl er schlicht nur beim Klauen ertappt wurde. Als wenn ein kleiner Junge, der beim Lollidiebstahl erwischt wird, sich mit der Unvollkommenheit des Kapitalismus rechtfertigt.

Selbst Bild-Chef Kai Diekmann ist dagegen ein Ehrenmann. Als er wegen eines ähnlichen Vergehens Stress mit Langers Anwalt hatte, zahlte er artig und gestand er seinen Fehler ein.

Nach über einer Woche Shitstorm ringt sich auch Böhmermann am Freitag zu einem kleinen „sorry“ durch. Recht spät hat er bemerkt, dass er den Internetmob trotz seiner Allmachtsfantasien nicht unter Kontrolle hat.

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Paul Wrusch
Redakteur wochentaz
Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Bis 2024 Ressortleiter wochentaz, jetzt Politikredakteur.
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27 Kommentare

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  • Der Artikel von Paul Wrusch übertreibt maßlos, verkürzt Inhalte und verdreht Tatsachen. Das kann man so nicht stehen lassen, also lieber den korrekten Sachverhalt bei Netzpolitik nachlesen: https://netzpolitik.org/2015/die-boehmermann-debatte-zum-urheberrecht-eine-kurze-rundschau/

  • 1G
    1896 (Profil gelöscht)

    Wenn man im Internet der freien Foren und im Umfeld des Gaming aufgewachsen der erkennt dass Jan Böhmermann nichts weiter macht als mittels "Trolling" Aufmerksamkeit zu generieren.

    So hat er es schon oft in die Medien geschafft und jedes mal steigt seine Fangemeinde, interessant wäre ob das ganze schon nurnoch einer Eigendynamik folgt oder ob er noch weiß was er tut.

  • böhmermann kann völlig zu recht das geschäftsgebaren der zuständigen kanzlei thematisieren, welches tatsächlich, was die höhe des angenommenen streitwerts angeht, mehr als fragwürdig ist. gezahlt hat er, darin ist nicht enthalten, dass er anschließend zu der angelegenheit die klappe zu halten hat. zumal der taz-artikel die äußerungen böhmermanns nicht wiedergibt und schlichter unsinn behauptet wird. wenn nun der fotograf langer und dessen familie von anderen belästigt wird, bedauere ich lediglich, daß nicht die richtige adresse, nämlich die anwaltskanzlei "weinert levermann heeg" belästigt wird.

    • @jan messerschmidr:

      also der streitwert dieses fotos ist imho nicht zu beziffern. ein vermutlich arbeitsloser ostdeutscher in jogginghose (westen) besoffen von büchsenbier (westen) zeigt den deutschen gruß (deutschland) und das alles in rostock (osten) vor einem asylbewerber heim (westen) in dem ehemalige vertragsarbeiter (osten) vor dem selben schlamassel stehen wie er: westen.

       

      das ist mindestens das foto des jahrzehnts.

       

      ich hab grad auf radio 1 die sendung mit ihm sofort wieder ausgeschaltet. der hat sich nämlich immer noch nicht wieder beruhigt und verbreitet sein trolltum jetzt auch noch im radio. bene und ich sind uns einig. auch wenn wir auf ihn reinfallen, indem wir hier schreiben. das ist das problem mit trollen. sie kriegen was sie wollen.

  • Auch wenn die Gattung "Kommentar" dem Autor einige Freiheiten einräumt, die - dass muss man dem Autor dann doch noch anrechnen - sauber verlinkten Äußerrungen von Bömermann als "Hetze" zu bezeichnen ist im besten Fall eine gewagte Interpretation, im schlechtesten Fall nur sehr knapp an der üblen Nachrede vorbei.

    Das alles, was Bömermann, immerhin fünf Tage vor erscheinen des Kommentars, in einer nahezu bundesweit ausgestralten Radiosendung zu dem Fall gesagt hat, schlichtweg keinen Eingang in die Darstellung findet, verstärkt den Eindruck, dass hier nicht in erster Linie ein Sachverhalt beleuchtet, sondern ein ganz bestimmtes Bild erezugt werden soll, mit dem so manche Äusserung von Bömermann dann doch so gar nicht vereinbar ist.

  • Gibt auf jeden Fall mehr Leute,die Böhmermann hassen als lieben,weil sie ihn einfach nicht kapieren,weil sie einfach nicht verknusen können,dass da einer ist,der sich aus gutem Grund hinwegsetzt über ihre kleingeistige Schrebergartenweltordnung.

    Ich denke,alle anderen,es sind wenig genug,drücken ihm die Daumen,dass er sich nicht von diesen Erbsenzählern zermürben lässt.

  • Lieber Jan Böhmermann, Sie beklagen, das Urheberrecht sei zu kompliziert. Ich will es für Sie mal in eine ganz leicht faßliche Verhaltensregel fassen: Benutze nichts ungefragt, was nicht dir gehört. Und noch ein Gratistip: Dummheit ist nichts, womit man hausieren gehen sollte.

  • YABE (s.u.) hat recht.

    Auch ich habe "Sanft und Sorgfältig" gehört. Nichts von dem, was Sie anführen und zu dieser Meinung und dieser Überschrift führt, stimmt so. Wenn Sie Ihre journalistischen Beiträge ähnlich sorgfältig recherchieren, werden Sie wohl keine Auszeichnungen mehr bekommen.

  • Na ja, der Böhmermann hat wohl

    gedacht, wer gegen Rechts und bunt

    ist, für den gelten keine Regeln.

    Glaubt die Antifa ja auch.

  • In der Radio-Sendung/Podcast Sanft und Sorgfältig ist Jan Böhmermann auf diese Abmahnung eingegangen. In der Sendung meinte er er hätte überhaupt garkein Problem damit das er bzw. sein Twitter Account abgemahnt wird, da er ja Person des öffentlichen Interesses sei. Das worüber er sich aber aufgeregt hat war, dass Follower von Ihm, die Privat-Personen waren die gleich-hohe Abmahngebühr zahlen mussten wie er selbst.

    Ich finde in diesem Zusammenhang ergibt der Artikel einen etwas anderen Sinn.. schade das der Autor darauf nicht eingegangen ist.

  • Ich zitiere mal Jan Böhmermann, (der uns dafür sicher nicht abmahnerpress), da er in diesem Artikel des TAZ-CvD trotz ausgiebiger Schelte doch arg zu kurz kommt:

     

    „Damit keine Missverständnisse entstehen: Natürlich bin ich dafür, dass alle Urheber für Ihre Werke angemessen bezahlt werden. Und natürlich finde ich es falsch, wenn Rechte von Urhebern verletzt werden.

     

    Ich empfinde es aber als unverhältnismäßig, dass sowohl ich mit 159.000 Followern als auch mein Kollege mit 100 Followern für das Posten eines Fotos bei Twitter ohne jegliche Kommunikation direkt mit 1000 Euro abgemahnt werden. Darum geht es mir.“

    • @FranKee 【Ƿ】:

      "Ich empfinde es aber als unverhältnismäßig, dass sowohl ich mit 159.000 Followern als auch mein Kollege mit 100 Followern für das Posten eines Fotos bei Twitter ohne jegliche Kommunikation direkt mit 1000 Euro abgemahnt werden. Darum geht es mir."

       

      ...und eben hier stellt sich die Glaubensfrage. Wenn ich die Stellungnahme des Fotografen lese, sehe ich folgenden Abschnitt: "Radiosendungen und andere Medien tragen Falschmeldungen immer weiter, immer in Verbindung mit meinem Namen. Noch einmal: Ich lasse keine Re-Tweets, Shares und keine Verlinkungen abmahnen."

      • @Moritz Arndt:

        Wo ist denn da der wiederspruch? Böhmermann hat doch nie behauptet, dass es um Re-Tweets, Shares oder Verlinkungen geht.

  • Wer braucht schon einen Böhmermann? Natürlich das ZDF - solche Vollpfosten haben beim ZDF immer gute Chancen! Aber eigentlich ist der Mann nur eine egozentrische Pfeiffe!

    • @antares56:

      Das ist die Grundvorrausstzung um es vor der Kamera zu schaffen. Egal ob Moderator, C-Promi oder Politiker. Alles egozentrische Pfeiffen.

      • @Spider J.:

        Achso. Vor der Kamera also nur Ego-Pfeifen, gut zu wissen.

         

        Und wie siehts hinter der Kamera aus?

         

        PS: wieviele von denen vor der Kamera kennt ihr eigentlich?

        • @the fall:

          Ja gut zu wissen.

          Ein gewisser Geltungsdrang und Narzißmus muss schon vorrausgesetzt werden, wenn man das Rampenlicht sucht. Sonst würde man es nicht suchen.

          zu PS: 3,7 Stück

  • Dann lasst uns doch mal nicht mehr von Böhmermann sondern über Urheberrecht sprechen. http://www.fotomagazin.de/bild/urheberrecht-culture-clash-der-generationen

  • Hat sich das lesen des Kommentars für mich gelohnt?

     

    Nicht wirklich, immerhin ist er nicht im geringsten differenziert sondern einseitig pro Urheberrecht, außerdem gibt es mir wirklich zu denken wenn jemand eine Copyrightverletzung mit tatsächlichem Diebstahl gleichsetzt, denn so jemand glaubt wahrscheinlich auch bei der "RAUBkopie" würde irgendjemand mit Waffen bedroht...wohl zu viel von der GVU gelesen?!

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @xVegAnarchistx:

      Der Artikel ist ja nicht mal pro Urheberrecht - dann könnte man sich wenigstens an ihm reiben. Er ist bloß pro status quo, und das ist langweilig.

  • Der Jan ist doch eine einzige Inszenierung seiner selbst. Dem auch noch einen Artikel zu widmen kommt ihm doch gerade recht.

    Liebe Taz, spart euch eure Schreibes-Lust anstatt euch in Boulevard-Presse einzureihen, indem ihr über Belanglosigkeiten berichtet ;-)

    • @X7n2rN3EF:

      Richtig!

  • Hat der Fotograf eigentlich alleine daran das Urheberrecht?

    Ich würde ja eher davon ausgehen, dass die abgebildete Person da eigentlich das Recht am eigenen Bild hat, alleine schon, weil sie das Symbol des wiedervereinigten Deutschlands geworden ist.

    • @Age Krüger:

      Martin Langer ist Urheber. Das Urheberrecht kann er auch nicht abgeben. Er kann nur Lizenzen erteilen.

      Du meinst das Persönlichkeitsrecht. Es stimmt, man darf nicht ungefragt Personen Veröffentlichen so steht es im § 22 KunstUrhG im § 23 steht aber:

      1) Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:

      1.

      Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte;

      2.

      Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;

      3.

      Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;

      4.

      Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.

    • @Age Krüger:

      "Hat der Fotograf eigentlich alleine daran das Urheberrecht?"

      Hat er. § 23 KunstUrhG

    • @Age Krüger:

      Ja, das Urheberrecht liegt nur beim Fotograf, da er alleine das "Werk" erstellt hat. Die abgebildete Person ist nur "Motiv". Mit dem Recht am eigenen Bild kann eine abgebildete Person lediglich eine Veröffentlichung verhindern (wenn sie nicht, wie hier, eine Person der Zeitgeschichte i.S.d. § 23 KUG ist), "Teilhaber" des Urheberrechts kann sie nicht werden..

      • @Cerberus:

        @Alle:

        Thx für die Antworten!