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Kommentar US-BotschaftenBis auf Weiteres geschlossen

Kommentar von Peter Philipp

Die Schließungen der Botschaften sollten den westlichen Regierungen zu denken geben. Dahinter könnte auch eine neue Strategie des Terrors stecken.

Heute kein Publikumsverkehr: die US-Botschaft im Irak. Bild: reuters

T erroristen können ihr Ziel auch – und vielleicht sogar wirkungsvoller als mit Bomben - erreichen, indem sie ihren Gegner psychologisch drangsalieren und zu Handlungen zwingen, die dieser bisher für undenkbar gehalten hätte. So tief und dauerhaft sich der 11. September auch ins Gemüt der Amerikaner eingebrannt hat, so wenig entspricht es dem Verhalten einer Supermacht, wegen eines abgefangenen Anschlagsbefehls des „Al Qaida“- Führers Ayman al Zawahiri gleich reihenweise US-Botschaften in muslimischen Ländern für Tage und andere auf unbestimmte Zeit zu schließen. In Washington und jenen westlichen Hauptstädten, die diesem Beispiel gefolgt sind, müsste nun eigentlich ein gründliches Überdenken der Lage einsetzen. Auch in Berlin.

Natürlich wollen sich alle gegen den Vorwurf schützen, das Leben seiner Diplomaten oder anderen Bürger leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben. Aber ist es mit einer vorübergehenden Schließung von Botschaften denn getan? Zawahiri soll den Anführer der AQAP („Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel“), al-Wuhayshi, zu einem Angriff „ab letzten Sonntag“ aufgefordert haben - ist die Gefahr also in einer Woche gebannt, oder in einem Monat? Und sagt das etwas darüber aus, wo angegriffen werden soll?

Das „Normale“ wäre gewesen, Reisewarnungen für besonders gefährdete Länder auszugeben. Aber Botschaften schließen und Diplomaten ausfliegen? Das geschieht doch höchstens im Kriegsfall oder bei tiefen Zerwürfnissen mit dem Gastland. Beides liegt hier aber nicht vor. Örtliche Sicherheitskräfte haben ausländische Vertretungen zu schützen, auch sind zumindest die US-Botschaften seit langem derart zu Festungen ausgebaut, dass sie einem Angriff eigentlich widerstehen sollten. Zumal einem angekündigten Angriff.

Pter Philipp

ist Nahostexperte und Autor der taz.

Schließlich ist es auch äußerst unüblich, detaillierte Informationen über den Hintergrund der plötzlich ergriffenen Maßnahmen zu veröffentlichen. Ein wenig überzeugendes Argument, man habe der Gegenseite zeigen wollen, dass man sie kontrolliert. Als wisse diese das nicht. Besonders seit der Aufspürung und Tötung Osama Bin Ladens vor zwei Jahren.

Komme angesichts solcher Ungereimtheiten deswegen keiner auf die Idee, das Ganze könnte inszeniert sein, um die Notwendigkeit der weltweiten Bespitzelung durch die NSA zu unterstreichen. Darauf ist man selbst in amerikanischen Gerüchteküchen nicht gekommen. Mal sehen, ob der deutsche Wahlkampf sich davon freihalten kann.

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7 Kommentare

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  • FF
    【Ƿ】 Fran Kee

    NOEFFBAU, da möchte ich freu nach Marc-Uwe Kling kontern:

     

     

     

    ♫ ♬ ...und meine ganzen persönlichen Daten? Wer hat die an die NSA verraten? Christ|Sozial-„Demokraten“...

     

     

     

    ...und wer hat keinen.einzigen. fähigen. kanzlerkandidaten? ♫ ♬

  • N
    noeffbaux

    BND und NSA

     

    haben uns're Daten da...

     

     

     

    ...Computerwelt. Denn Zeit ist Geld.

     

     

     

    Frei nach Kraftwerk. Das war doch nicht als Leitfaden gedacht!

  • W
    W.Schlegel

    Man stelle sich vor, die Polizei hört Telefone der OK ab. Sie erfährt von einem geplanten Großdeal „ab Sonntag“ in Sachen Heroin. Weiß aber nich,t wann und wo der Transport stattfindet. Was tut sie? Statt weiter klammheimlich abzuhören, um vielleicht zu erfahren was, wann, wo, posaunt sie die Sache groß an die Öffentlichkeit. Damit auch der letzte Kurierfahrer in der OK weiß: Oh, wir werden abgehört.

     

    Für wie doof halten Journalisten und die US-Regierung eigentlich das Volk. Offenbar für noch blöder als es ohnehin schon ist.

  • R
    reblek

    "Die Schließungen der Botschaften sollten den westlichen Regierungen zu denken geben." - Es gibt keine "Schließungen" von Botschaften, sondern lediglich eine Schließung. Aber nicht nur der einfach Plural hat es der schreibenden Zunft angetan, sondern auch der doppelte. Es gibt demzufolge "Schließungen einer Botschaft".

    • DA
      der Autor
      @reblek:

      Wenn alle betroffenen Botschaften gleichzeitig und für dieselbe Dauer geschlossen worden wären, träfe dies sicher zu. Da das aber von Botschaft zu Botschaft beschlossen wurde, waren es wohl doch "Schließungen".

  • Ob inszeniert oder nicht - die Entscheidung die Botschaften zu schliessen war eine politische Entscheidung. Wie dies auf die Öffentlichkeit wirkt war dabei sicher nicht unwichtig.

     

    Leider wird man bei Warnungen nie wissen, ob sie unnötig und übertrieben waren oder ob die Warnung einen Anschlag verhindert hat.

     

    Angesichts der üblichen Lügenmärchen aus Geheimdienstkreisen wäre es sicher naiv der offiziellen Version zu glauben. Dies bedeutet aber nicht, dass das Gegenteil davon wahrscheinlicher wäre.

     

    Ohne konkrete Nachweise ist also nur klar, dass Botschaften geschlossen worden sind - alles andere ist Spekulation.

  • S
    sack

    Den letzten Absatz hätte Philipp auch gern etwas deutlicher hervorheben können. Von Überschrift und Untertitel ist das nicht abzulesen; eher werden die bisher kolportierten Thesen erneut zum Besten gegeben, wenn auch mit redigierendem Unterton.

     

    Etwas schleierhaft ist mir die Zeile "neue Strategie des Terrors". Ist damit die vermeintliche Ankündigung von Anschlägen gemeint? Das wäre jedenfalls überhaupt keine neue Strategie.