Kommentar US-Bildungspolitik: Rollback auf ganzer Linie
US-Bildungsministerin Betsy DeVos zerstört das öffentliche Bildungswesen. Sie setzt auf Privatschulen und vergrößert so die Spaltung im Land.
Z wei Jahre regiert in den USA eine chaotische und in Teilen antiliberale Regierung. Doch während sich die Halbzeitbilanzen vor allem an Donald Trumps kruder Rhetorik und seinen unverantwortlichen Machtkämpfen – Stichwort: Shutdown – abarbeiten, treibt ein anderes Kabinettsmitglied still und heimlich den Umbau des Landes voran. Die Rede ist von Bildungsministerin Betsy DeVos. Die ist in ihrem Amt nicht geeigneter als ihr Präsident in dem seinen, nur erfolgreicher. Was Trump für die amerikanische Gesellschaft verspricht, schafft DeVos im Bildungsfeld: ein Rollback auf ganzer Linie.
So hat die Ministerin Richtlinien aus der Obama-Ära zurückgenommen, die SchülerInnen of Color und arme SchülerInnen vor Diskriminierung schützen sollen. Einen ähnlich sinnvollen Schutz für Opfer sexueller Gewalt an Schulen und Hochschulen will sie aufweichen. DeVos ist – wie Trump – für mehr Waffen an den Schulen. Und, nicht minder gefährlich, für mehr private Player in der Bildungslandschaft. Dieses Ziel hat DeVos, die nie eine öffentliche Schule besucht hat, schon in ihrer Heimat Michigan knallhart verfolgt.
Seitdem sie für SchülerInnen im ganzen Land zuständig ist, ermuntert sie Firmen, private Schulen wie die Charter Schools zu betreiben – auf Kosten des Staats. Die Folgen für die öffentliche Bildung sind verheerend.
Zum einen, weil dadurch den staatlichen Schulen dringend benötigte Ressourcen entzogen und bisweilen zweifelhaften Unternehmern zugeschossen werden. Zum Zweiten, weil die Bildung so immer exklusiver wird. Die privaten Schulen suchen sich ihre Klientel aus. Zurück bleiben die, die in der reichen weißen Businesswelt von Trump und DeVos keinen Platz haben: People of Color, Arme, Gehandikapte. Das ist mindestens Klassismus, und er wird die ohnehin stark ausgeprägte Ungleichheit der amerikanischen Gesellschaft noch weiter steigern.
Gut, dass die erstarkten Demokraten nun ein Auge auf das Treiben der Ministerin werfen wollen. Mehrere Abgeordnete haben angekündigt, sie zu ihrer Politik anhören zu wollen. Vor allem zum Umbau der öffentlichen Schulen.
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