Kommentar UN-Waffenkonferenz: Hilfreiche Schurkenstaaten
Nach der gescheiterten UN-Waffenhandelskonferenz auf Nordkorea, Iran und Syrien zu zeigen, wäre zu einfach. Die großen Exportländer sollten sich hinterfragen.
D ie Verabschiedung eines internationalen Waffenhandelsvertrages (ATT) ist zunächst gescheitert, weil Nordkorea, Iran und Syrien ihre Zustimmung mit der Begründung verweigerten, dass das Abkommen Rüstungslieferungen an aufständische Gruppen nicht verbietet.
Einmal abgesehen davon, dass die Begründung so falsch nicht ist: Bessere Sündenböcke als die drei international verfemten und mit UNO-Sanktionen belegten Schurkenstaaten gibt es nicht. Dahinter können sich all jene Staaten verstecken, die verantwortlich sind für einen schwachen ATT-Text ohne wirksame Regeln zur Eindämmung des profitablen globalen Geschäftes mit Tötungs- und Verstümmelungsinstrumenten. Das sind die weltweit führenden Rüstungsexportländer USA, Russland, Deutschland und Frankreich ebenso wie ihre aufstrebenden Konkurrenten China, Indien oder Brasilien.
Nach Einschätzung von UNO-Diplomaten Deutschlands und anderer EU-Staaten sind die Regelungen des ATT schwacher als die Exportbestimmungen Deutschlands und der EU und werden daher nicht zur Beschränkung des Exports aus Deutschland und der EU führen. Exakt so ist es. Sei es, weil auch die deutschen und die EU-Bestimmungen zu schwach sind, oder weil selbst gegen diese schwachen Bestimmungen immer wieder verstoßen wird.
Im Ergebnis ist die EU mit 35 Prozent Anteil am Weltmarkt noch vor den USA der größte Rüstungsexporteur der Welt. Die drei EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien belegen im nationalen Ranking die Plätze 3, 4 und 6.
Rüstungsexporte aus Deutschland und anderen EU-Staaten haben in fast allen Empfängerregionen dieselben katastrophalen Folgen für Menschenrechte, soziale und wirtschaftliche Entwicklung, Frieden und Stabilität wie Exporte aus China, Russland oder aus den Schurkenstaaten Nordkorea, Iran und Syrien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CSD-Absage der Bundestagsverwaltung
Klöckner macht Kulturkampf
Konservative Politik
Arbeit für die Aufräumer
Demo gegen Krieg in Gaza und Iran
Faschismus befreit nicht vom Faschismus
Nukleare Aufrüstung in Deutschland
Die permanente Drohkulisse
Türkische Politik in Nahost
Erdoğans Inszenierung
Steigende Wohnkosten
Reich die Vermieter, arm die Mieter