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Kommentar Türkei-SanktionenNebenwirkungen inklusive

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Außenminister Gabriel kündigt eine Neuausrichtung der deutschen Türkei-Politik an. Aber reicht das, um Erdoğan zur Mäßigung zu bewegen?

Wer weiß, ob sich Erdoğans Unterstützer nach schmerzhaften Sanktionen von ihm abwenden Foto: dpa

E s ist richtig, dass Außenminister Sigmar Gabriel eine „Neuausrichtung“ der deutschen Türkei-Politik angekündigt hat. Es war überfällig, dass er die Menschenrechtsverletzungen endlich klar benannt hat. Es war unausweichlich, darauf hinzuweisen, dass Reisen in die Türkei derzeit grundlos ins Gefängnis führen können. Auch Gabriels Warnung vor Investitionen in Erdoğans Willkürstaat dürfte zu Verlusten für die türkische Wirtschaft führen. Aber reicht das?

Das wichtigste Ziel muss jetzt die Verbesserung der Situation in der Türkei sein – für die akut bedrohten Oppositionellen und die politischen Gefangenen mit türkischen und deutschen Pässen. Im Vergleich dazu ist die Frage, ob Sanktionen auch der deutschen Wirtschaft schaden könnten, zweitrangig. Alles ist zu begrüßen, was Demokratie und Rechtsstaat in der Türkei stärkt.

Ganz offensichtlich ist es mit den bisherigen Ermahnungen nicht gelungen, Erdoğan zur Mäßigung zu bewegen. Was liegt da näher, als endlich auf den Tisch zu hauen, knallharte Maßnahmen zu ergreifen und den türkischen Präsidenten so zum Einlenken zu zwingen? Ach, wäre es doch nur so einfach. Zur Ehrlichkeit gehört leider: Niemand kann voraussagen, was Erdoğan wirklich schwächt. Wirtschaftlich lässt sich das vielleicht halbwegs berechnen, politisch aber nicht. Wer weiß, ob sich die meisten Türken nach schmerzhaften Sanktionen von Erdoğan abwenden – oder ob sie seiner Hetze gegen den Westen dann erst recht folgen?

Wer drastische Sanktionen fordert, darf die Risiken und Nebenwirkungen nicht verschweigen. So schlimm die Lage ist: Es kann auch noch schlimmer kommen. Stichwort Todesstrafe. Einfach mal ausprobieren, was nach einem kompletten Bruch mit Ankara passiert, wäre fahrlässig – mit Blick auf die Gefangenen, aber auch mit Blick auf die deutschtürkische Community.

Es ist ein schmaler Grat. Gabriel und Merkel müssen weiter Druck auf Erdoğan ausüben, aber aufpassen, dass die berechtigte Kritik nicht wie im Fall Böhmer­mann mit rassistischem Türken-Ba­shing vermischt wird. Sie müssen Erdoğan deutlich machen, dass seine Menschenrechtsverletzungen Konsequenzen für ihn haben – und gleichzeitig immer auch Rückwege zur Zusammenarbeit offen halten. Die Tür zuzuknallen wäre genauso verantwortungslos, wie tatenlos zuzuschauen.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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35 Kommentare

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  • Das stets unschuldige Fußvolk und die unschuldigen Mitläufer?

     

    »Sigmar Gabriel: Die Deutschtürken sind nicht schuld. Außenminister Gabriel hat die Verbundenheit Deutschlands mit den hier lebenden Türkischstämmigen zu Recht bekräftigt. Sie darf unter den Spannungen nicht leiden.«

     

    Vgl. Zeit-Online am 22.07.2017: Leser-Kommentar von @“A. Altermann“:

     

    »In Deutschland leben insgesamt 3,5 Millionen Türkeistämmige, davon 1,5 Millionen mit türkischem Pass, die auch Wahlberechtigt waren. Rund 750.000 von ihnen haben an der Wahl teilgenommen, davon 60 Prozent für Erdogan gestimmt – macht 450.000 Stimmen. 40 Prozent haben gegen Erdogan gestimmt - macht 300.000 Stimmen.

     

    Die 750.000 Türkische Mitbürger, die nicht zur Wahl gegangen sind, wollten zumindest nicht verhindern, dass Erdogan eine Diktatur in der Türkei errichten kann. Das bedeutet, dass nur 20% der Wahlberechtigten in Deutschland Erdogans Diktatur mit ihrem Votum verhindern wollten.

     

    Unmittelbar nach dem sich Erdogan zum Wahlsieger erklärt hatte, fuhren sehr viele Türkische „Mitbürger" in Berlin zum Breitscheidplatz, an den Ort an dem Amis Amri mit dem LKW 12 Menschen getötet hatte und reckten ihren Zeigefinger aus ihren Autofenstern, Symbol des islamischen Staates, das zum Töten der Ungläubigen aufrufen soll...

     

    Eine Umfrage der Universität Münster in 2016 unter den in Deutschland lebenden Muslimen ergab, dass für 47% die Befolgung der Gebote der islamischen Religion wichtiger ist, als die Gesetze des Staates, in dem sie leben. 32% wollen eine Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds.

     

    Ist so das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken in Deutschland noch als reparabel anzusehen ?«

    - - -

    Vgl. Kommentare, in: Zeit-Online am 22.07.2017:

    Sigmar Gabriel: Die Deutschtürken sind nicht schuld

    Ein Kommentar von Ludwig Greven, 13:08 Uhr http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-07/deutsch-tuerkei-gabriel-erdogan-deutschtuerken-beziehungen?page=12#comments

  • Farbe bekennen!

     

    Es wäre die individuelle Aufgabe der Menschen türkischer Herkunft in Deutschland sich auch klar und deutlich politisch erkennbar zu positionieren. Ob sie gegen die AKP-Diktatur in ihrem früheren Herkunftsland sind, oder ob sie dagegen sind.

     

    Im Gegensatz zu den meisten Deutschen 1933 haben sie heute, über die vorhandenen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten, ausreichend Informationsmittel, um sich ein persönliches Bild und eigene Meinung über die Entwicklung in der Türkei zu machen.

     

    Konnten sich die Deutschen nach 1945 in ihrer großen Mehrheit für ihre Entscheidung 1933 und für ihre freiwillige Unterwerfung und Duldung des deutschen Faschismus, bis zum Abschluss der für Deutschland erfolgreichen Olympischen Spiele 1936, noch auf ihre Dummheit, Unwissenheit und geistige Entmündigung berufen, so gilt diese Möglichkeit heute für die deutsch-türkische Gemeinschaft nicht mehr!

     

    Eine klare Positionierung der Menschen mit türkischen und kurdischen Hintergrund muss her!

     

    Dazu gehört die individuelle und gemeinschaftliche Beschäftigung mit der Entwicklung in der Türkei. Die materielle und persönliche Solidarität mit den Inhaftierten und Unterdrückten. Die persönliche demokratische Einbringung in das gesellschaftspolitische Leben in der Bundesrepublik Deutschland. Die Beteiligung an der Entwicklung der Demokratie für alle Menschen.

     

    Der Hinweis darauf, dass sich weniger als die Hälfte der Deutschtürken an den Präsidialwahlen beteiligt haben, ist keine akzeptable Entschuldigung. Für die Tatsache der Mehrheitsentscheidung der deutsch-türkischen Wahlbeteiligten von 65 Prozent in der BRD für die Diktatur in der Türkei. In Essen waren es etwa 75 Prozent der Wahlbeteiligten.

  • Die Medien in der Türkei sind gleichgeschaltet. Daher wird vermittelt, dass die festgenommenen Terroristen und/oder Agenten wären. Andere Informationen gibt es in der Türkei nicht. Deshalb kann Erdogan ein Bild aufbauen, dass das böse Deutschland nichts gegen Terroristen macht und sogar versucht Terroristen aus türkischer Haft freizupressen. Neben der Presse ist auch die Justiz gleichgeschaltet. Wer ein Terrorist ist, bestimmt Erdogan.

    Als diese Gleichschaltung von Justiz und Presse geschah, war Merkel ziemlich ruhig. Jetzt kann Erdogan einen großen Teil der Bevölkerung in diesem Konflikt auf seine Seite ziehen.

    Erdogan gewinnt bei diesem Konflikt gleich mehrfach: Er kann die Bevölkerung damit auf seine Seite lenken und will sich mittelfristig sowieso von EU, Nato und USA emanzipieren. Was dagegen hilft sind Taten ohne große Worte. Die deutsche Politik ist da aber eine Ankündigungspolitik. Sie macht erst einmal 3 Wochen nichts, dann halten die Angehörigen nicht mehr still und es wird publik. Schließlich üben sich Gabriel und Merkel in rhetorischen Drohungen von denen sie nur einen kleinen Teil umsetzen. Das mag gut für den deutschen Wahlkampf und die US-Bündnistreue sein. Erdogan aber, spielt es maximal in die Hände.

  • Kommentar zum Kommentar:

    Das Abziehbild zu Erdoğan war schon vor schon vor 80 Jahren in DEUTSCHLAND vorhanden.

    Die neue ELITE in der Weimarer Republik bestand aus Künstlern, Intellektuellen, Freimaurern, Pazifisten und Verlegern von Büchern, Zeitschriften und Fachjournalen. Es gab einen Austausch mit allen Staaten. Die jüdischen Forscher und Ärzte / Juristen / Bankiers / Kaufleute zusammen mit Schmuck-Herstellern und privaten Einzelunternehmern machten das Land bunt und fortschrittlich. Auch das Studium von Frauen und die Unterstützung der Invaliden aus dem 1. Weltkrieg.

    Es brach am "SCHWARZEN FREITAG" an der Wall-Street in New York zusammen. Auch wenn die Familie FORD noch weiter die PKW-Produktion betrieben. Alle diese Einschränkungen kann man bei STEFAN HEYM in dem Buch: NACHRUF aus dem Jahr 1988 nachlesen.

    Wer HEUTE die Augen verschliesst, der muss sich nicht über die Unterdrückung eines Staates durch einen neuen DIKTATOR wundern.

  • "Das wichtigste Ziel muss jetzt die Verbesserung der Situation in der Türkei sein."

     

    Pardon, das geht uns allenfalls insoweit etwas an, als deutsche Staatsbürger betroffen sind. Erdogan ist frei gewählt. Uns gefällt diese Wahl nicht weil Erdogan nicht für unsere Werte steht. Dennoch ist es Sache der Türken, sich ihre Werte selbst zu suchen.

  • Was haben die Russland-Sanktionen bisher gebracht, bis auf die Tatsache das die mühsam aufgebaute Deutsch-Russische Freundschaft an die Wand gefahren wurde.

     

    Wo waren die Herren Schulz, Gabriel und Heiko Maas?

     

    Als am 05.08.2014 die israelischen Luftstreitkräfte in Gaza Schulen, Wohnhäuser und das einzige Kraftwerk bombardierten, dabei über 421 Eintonnenbomben über Gaza abgeworfen hatten. Insgesamt wurden 70.500 Bomben in Gaza abgeworfen wurden, mit einer insgesamten Sprengkraft der Expolisionskörper, also Bomben in TNT-Äquivalent angegeben von 11.925 t TNT.

     

    Die Sanktionen werden letztendlich auch uns erheblich schaden. Die Türkei gehört zu den TOP 15 Handelspartner Deutschlands. Wir liefern mehr als das Doppelte den Türken als die Waren und Dienstleistungen die wir von den Türken bekommen.

    Weiter gelten die Türken neben den Italienern als historische Verbündete Deutschlands. In der neueren Zeit haben diese Länder gegeneinander nie Krieg geführt.

     

    Wir Deutschen haben die Beziehungen die vormals durchwegs gut waren, mit einer Reihe von Staaten vergeigt. Ich will als Deutscher nicht als Bösewicht auch noch vor den Türken stehen, zumal ich in Bodrum mein Segelschiff anliegen habe.

    • @Nico Frank:

      Ohne Sanktionen gegen Putin würde es vermutlich inzwischen eine russische Landbrücke zur Krim geben und wer weiß, ob es die Baltenstaaten noch geben würde...

       

      Die Sanktionen waren ein notwendiges und deutliches Zeichen, dass Aggressionen nicht unbeantwortet bleiben werden.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      "Ich will als Deutscher nicht als Bösewicht auch noch vor den Türken stehen, zumal ich in Bodrum mein Segelschiff anliegen habe."

       

      Bewerben Sie sich um die türkische Staatsbürgerschaft und Ihre Probleme lösen sich in Luft auf

  • Es wird keine Nebenwirkungen und keine Entspannung geben.

     

    Schließlich - bei all dem Aufplustern von Siggi - macht ja Deutschland/Europa nichts außer nur zu labern. Erdo weiß das doch, dumm ist der nicht.

     

    Reisewarnung? - Welcher "normale" Mensch macht denn noch Urlaub da unten nachdem Erdos Vasallen vor dem Referendum mit Nazi Nazi Rufen durch Europa getourt sind.

    Wen das bisher nicht interessiert der wird sich auch von nem Text auf ner Website der Regierung nicht abhalten lassen.

     

    "Hermes-Bürgschaften prüfen" - da sieht man es am besten. Erdo handelt, wir labern, prüfen etc.. Es wäre ein Zeichen gewesen wenn Siggi vor die Kamera tritt und schon geprüft hat und das beendet.

     

    Und Beitrittsverhandlungen "auf Eis legen" ist das nächste Beispiel.

    Beendet die Thema endgültig.

    Das wäre mal ein Zeichen.

     

    ///

    Ich kann den verrückten Sultan bis hier her lachen hören (wahrscheinlich weil seine Anhänger so lauthals mitlachen). Erdo provoziert, Europa/Deutschland ist in heller Aufregung aber unterm Strich passiert genau nicht.

    Man schiebt weiter brach die Kohle zu, man sitz weiter brav zusammen und tut so als gehöre die Türkei in die EU, man diskutiert weiter brav mit der DITIB über unsere Lehrpläne und wann immer man ein etwas böses Wort kommt ist auch schon einer zur Stelle de den Finger hebt und mahnt doch ja "im Gespräch zu bleiben" "den Dialog nicht abrechen zu lassen" etc. bla bla *kotz*.

     

    Despoten wie Putin und Erdogan sitzen gegenüber Europa am längeren Hebel. Wir labern - die Handeln.

    Wie man mit Erdo umgeht hat Putin gezeigt. Der hat einen Tag bebraucht um seinen Landleuten Urlaub in der Türkei zu verbieten (und nicht "geprüft").

    Ein paar Monate später hat Erdo ihm den Asch geküsst.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Wenn die EU die Beitrittsverhandlungen abbricht, dann tut sie Erdogan einen großen Gefallen. Erdogan will eh raus aus den Verhandlungen. Schuld daran soll aber die EU sein. Es reicht die Verhandlungen auf Eis zu legen und alle Geldzahlungen einzustellen. Den Abbruch der Verhandlungen sollte man Erdogan überlassen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      "Welcher "normale" Mensch macht denn noch Urlaub da unten nachdem Erdos Vasallen vor dem Referendum mit Nazi Nazi Rufen durch Europa getourt sind.

      Wen das bisher nicht interessiert der wird sich auch von nem Text auf ner Website der Regierung nicht abhalten lassen."

       

      Das gilt für Individualtourist*innen. Für Reiseveranstalter haben Reisewarnungen schon andere Konsequenzen. Sie müssen ihre Angebote anpassen. Pauschaltourist*innen können ihre Reisen einfacher stornieren usw.

       

      "Despoten wie Putin und Erdogan sitzen gegenüber Europa am längeren Hebel. Wir labern - die Handeln."

       

      Das ist übrigens der Unterschied zwischen Demokratien und Diktaturen. Ich bin froh, dass wir erst "labern" bevor wir handeln!

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Entschuldigung für die vielen fehlenden Buchstaben.

      Eine neues Notebook ist bestellt :)

  • Es ist schön dass Gabriel andere Töne als die Bundeskanzlerin findet.

    Sie erinnerte mich immer ein wenig an eine antiautoritäre Mutti.

    "Tjorben Tristan Emanuel. Hör bitte auf den anderen Jungen mit deiner Schaufel zu hauen."

    Als EU-Nazis werden wir ja schon beschimpft, da kann es nicht schlimmer kommen. Was aber passieren kann, dass der türkische Bevölkerung das Gefühl einer Bedrohung von Außen gegeben wird und sie sich noch mehr an den "starken Mann" Erdogan klammern.

  • KRIEG kommt nicht aus dem NICHTS. Jeder Machtanspruch wird vom Militär ferngesteuert. So war es bei Hitler. Er bereitete durch eine demokratische Wahl seine Herrschaft vor und zog die deutsche Bevölkerung auf seine Seite. Er spielte seine Gegner gegeneinander aus und sorgte für eine Gleichschaltung. Der 20. Juli vor 73 Jahren machte durch das Attentat von den Widerstandskämpfern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg dem FASCHISMUS ein Ende. FAZIT:

    Nur die NATO kann die Eskalation der Erdopgan-Türkei stoppen. Durch Abschaltung jeglicher Datenströhme und Militär-Investitionen. Abzug aller Fachkräfte. Die Türkei ist kein Industrie-Land mit Innovationen, die zur Weiterentwicklung gehören. Da sind - ausser den USA - Russland, China, Israel und Europa viel weiter als die Türkei.

  • Es sollte unbedingt zwischen der selbsternannten Führung der Türkei und den EinwohnerInen unterschieden werden - auch wenn das die AKP-Ideologie nicht möchte.

    • @nzuli sana:

      Herr Erdogan wurde von diesen Einwohnern gewählt.

      Es ist keine exklusive Eigenschaft von Deutschen einen Alleinherrscher zu unterstützen.

       

      Ich bitte darum diese Differenzierung doch bei der nächsten "Bomber Harris" ebenfalls anzuwenden.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Mir ist die deutsche Türkeipolitik zwar eigentlich auch zu wachsweich, aber wenn ich Leute wie Sie hier geifernd fordern höre es den Türken doch mal endlich so richtig zu besorgen, dann denke ich mir, vielleicht haben die Tauben ja doch recht.

        Im übrigen zeigen Ihre unsinnigen Nazivergleiche wes Geistes Kind Sie sind.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Thomas_Ba_Wü:

        Erdogan wurde von knapp 50% der Menschen gewählt. Es gibt Beweise für Wahlmanipulation.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Die 50% beziehen sich auf seine Wahl zum Präsidenten.

           

          Die Zustimmung für seine Politik bei den Parlamentswahlen war deutlich höher - soweit ich weiß sogar so hoch, dass "er" die absolute Mehrheit bekommen hat.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @Thomas_Ba_Wü:

            Weil so oft gewählt wurde, bis das Ergsbnis stimmte. Das türkische Parlament ist übrigens mittlereile irrelevant. Es ist ein nun Präsidialsystem.

    • @nzuli sana:

      Ich finde das Verringern der staatlichen Sicherheiten für Investitionen in der Türkei richtig.

       

      Es gibt immer eine Zeit in der man durch wirtschaftliche Zusammenarbeit auch demokratische Ziele vorantreiben kann, aber wer heute noch in der Türkei investiert ist wohl eher am ruchlosen Geldverdienen auch unter Diktatoren und gegen deren Bevölkerung interessiert.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Wie stellt man sich denn ein Einlenken von Erdigan konkret vor? Er lässt die Menschenrechtsaktivisten laufen und dann ist alles wieder gut?

     

    Erdogan ist über den Punkt an dem er noch umkehren könnte schon lange hinaus. Beim "Lider" (Führer !) gibt es nur noch Endsieg oder Untergang...

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Nur weil das Wort Führer (Lider) in Deutschland Negative besetzt ist,heisst es noch lange nicht,dass es in anderen Ländern auch so ist.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Botschafter des Landes verweisen und unseren dort abziehen.

      Sämtl. Zahlungen einstellen und das Flüchtlingsverwaltungsabkommen kündigen.

      Keinen Urlaub dort mehr machen.

      Erst dann wird sich vielleicht noch etwas zum positiven verändern.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Das befürchte ich auch.

  • Was auch immer seine Motive und Absichten sein mögen, aber Mäßigungsapelle und appeasement haben bisher gar nichts gebracht. Es scheint eher, als hätten sie ihn erst recht angefeuert. Es gibt keinen vernünftigen Grund, anzunehmen, dass sich das in Zukunft ändert.

     

    Leider gibt es auch keinen Grund zu glauben, dass EU und europäische Regierungen ihr Handeln ohne massiven Druck ändern. Auch hier verstehe ich die Gründe nicht wirklich.

     

    Denn apropos massiver Druck: Der einzige, der ihn in den letzten Jahren zum Einlenken gebracht hat, war ausgerechnet sein Kumpel im Geiste Putin (nach dem Flugzeugabschuss). Mit militärischen Drohungen nämlich und v. a. mit harten Sanktionen. Offensichtlich wirkt manchmal gegen autoritäre Politik nur autoritäre Politik. Und das müsste auch den EUlern klar sein.

  • So ist es. Vielleicht hat noch jemand das Bild im Kopf, als Gabriel vor einem Dreivierteljahr mit einer Wirtschaftsdelegation in Iran anreiste, während Iran mit der Nato in Syrien faktisch im Krieg stand. (Haben denn diese ThyssenKruppDeutschen nichts anderes im Kopf?)

    Insbesondere mit dem Vorwurf der Terrorunterstützung gegen Mercedes und BASF, wird immer klarer Erdohan sucht nach einem Ausweg der Gewalteskalation im Orient (und sein Gesicht zu bewahren - sehr wichtig, Russland die 90ger!!). Kurz zur Information: 2003 offizielle Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei durch RTE, erhebliche Fortschritte im innertürkischen Friedens-und Aussöhnungsprozess, darüber wirtschaftliches Wachstum und und und ... bis zum Syrienkrieg. Syrien wäre heute weiter ohne die Arabellion.

    Schuld ist Barack Obama, der es als den größten Fehler seiner Amtszeit genannt hat, in Lybien militärisch "interveniert" zu haben.

    Spielen Sie die Verbalitäten mit, Binden Sie Erdohan an seine Aussagen(BASF/Daimler), versuchen Sie das Mauern durch einen Dialog der Argumente zu ersetzen. Dieser Vorwurf ist eine Bühne, um alternative Strategien auszuloten. Schlagen sie ihm Sondierungen zu einer orientalischen bzw muslimischen Union vor. Eine OU/MU nach dem Prinzip der EU und der immer aktueller werdenden AU, deren Prinzip der gegenseitigen Solidarität und offenen Grenzen darauf ausgelegt ist Frieden und Wohlstand für alle Menschen die dort leben zu sichern.

    Dialog Iran und Türkei, mit einer Einladung an EU und AU als Beobachter. Damit können Sie sich ein Denkmal setzen und die SPD doch noch durch den Wahlkampf retten.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Paule :

      Mal ne Verständnisfrage: Wer soll den Aufbau einer OU/MU vorschlagen?

       

      Weitere Fragen: Soll Deutschland das machen? Warum? Und welche Staaten stellen Sie sich realistischerweise (!) als Mitglieder einer OU/MU vor?

    • @Paule :

      Erdogan ist ein Machtpolitiker. Er ist nicht steuerbar und vollzieht den TERRORISMUS im eigenen Land.

      Er unterstellt den Demokraten des Westens die NAZI - IDEOLOGIE. Er selbst macht aber die faschistische Politik mit GLEICHSCHALTUNG und Vereinnahmung von Militär und Justiz. So will er die Vorherrschaft im Nahen Osten erreichen. Sogar mit der Hilfe der NATO.

      Opfer sind die Minderheiten im eigenen Land: Totalitarismus pur

    • @Paule :

      Kritisieren sie die Truppenverstärkung in Qatar, als Natomitglied stehen den Türken andere, juristische Mittel zur Verfügung um auf den Rüstungsdeal Trump, sowie die humanitäre Situation im Jemen zu reagieren. Die Radikalisierung der Saudis geschah mit einem hypnotisierten Blick auf den Guerillakrieg in Syrien.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Paule :

        "Die Radikalisierung der Saudis geschah mit einem hypnotisierten Blick auf den Guerillakrieg in Syrien."

         

        Ernsthaft? Wie waren die denn vorher drauf?

      • 3G
        32795 (Profil gelöscht)
        @Paule :

        Wieso glauben Sie, dass Erdogan in irgendeine Union will?

        • @32795 (Profil gelöscht):

          Die Frage ist auch, welches Land, abgesehen von Katar überhaupt mit der Türkei in eine Union möchte? Die Beziehungen zu Russland und Iran sind sehr zerbrechlich und durch unterschiedliche Interessen und konfessionelle Unterschiede geprägt. Die Beziehung zu den meisten arabischen Staaten sind mittlerweile sehr frostig.

  • .

     

    Das ist eine Grenzüberschreitung, wenn Erdogan bei uns reden will, in Hamburg vor seinen Landsleuten. Eine Grenzüberschreitung ist es, wenn Erdogan deutsche Staatsbürger in der Türkei verhaften lässt. Man sollte ihn deswegen in die Schranken weisen, mittels Wirtschaftssanktionen, wie gegen Russland nach der Krim Annexion, und eine Namensliste wichtiger Vertreter des Erdogan Systems, die damit nicht mehr in die EU reisen können.

    Aber Ausnahmezustand, die völlige Kontrolle der Regierungspartei, völlige Kontrolle der Gerichte, Medien, Justiz, Polizei und Armee.... wie will man Erdogan in die Grenzen weisen, wenn er sich qua Referendum und Ausnahmezustand die absolute Macht gegeben hat?

  • Dem Umgang mit Erdogan liegt eine grundlegende Fehleinschätzung zugrunde. Auf seine verbalen Attaken hätte schon viel früher schärfer reagiert werden müssen. Die Regierung hat es hingenommen. Die Fehleinschätzung unsererseits liegt auf Erdogans Mentalität und Denkweise, die Toleranz als Schwäche einstuft, Schweigen als Nachgeben und nur das Recht des Stärkeren akzeptiert. Er hat in seinem Land nur eine dünne Mehrheit. Die politische Geschichte zeigt, dass innere Instabilität dazu führt, den Feind im Außen zu suchen. Ich denke, wirtschaftlich ist er schnell in die Knie zu zwingen und seine Anhänger werden merken, dass man Nationalismus nicht essen kann und vom Schwingen roter Halbmondfahnen nicht satt wird.