Kommentar Trump und die Dienste: Der Basisflüsterer

Trumps Umfragewerte sinken rapide. Trotzdem schafft er es, seine Unterstützer aus dem Wahlkampf mit ins Weiße Haus zu nehmen.

Trump hält die Hand als würde er flüstern. Sein Mund sieht aus, als würde er rufen

Pssst. Trump flüstert Foto: ap

Ja, das FBI untersucht mutmaßliche Kontakte des Trump-Wahlkampfteams mit Russland. Nein, für Donald Trumps wiederholte Behauptungen, sein Vorgänger Barack Obama habe ihn im Trump Tower abgehört, gibt es keinerlei Belege. Was FBI-Chef James Comey am Montag im Repräsentantenhaus gegen den US-Präsidenten abfeuerte, war ein rechter Cross gefolgt von einem Leberhaken.

Trumps Umfragewerte sinken rapide. Dann entlässt auch noch sein Lieblingssender Fox News ausgerechnet jenen „Experten“, auf dessen haltlose Einlassungen sich Trump bei seinen Vorwürfen gegen Obama öffentlich berufen hatte. Und die Kritik an seinem ersten Haushaltsplan auch aus republikanischen Reihen steigt.

Und trotz allem ist es reines Wunschdenken, wenn liberale Kommentatoren jetzt schon Wetten darauf abschließen, dass Trump sein erstes Jahr im Weißen Haus nicht überstehen werde.

Denn Trumps Kommunikationsstil, so unerträglich er für alle ist, die nicht zu seiner Basis gehören, funktioniert nach wie vor. Seit er als Kandidat angetreten ist, hat Trump nur ein einziges Mal nicht ausschließlich zu seiner Fanbase gesprochen – das war bei seiner Rede im Kongress Ende Februar. Alle anderen Reden, Pressekonferenzen und Tweets und erst recht seine Wahlkampfveranstaltungen, obwohl zurzeit gar kein Wahlkampf stattfindet, wenden sich direkt an seine Basis.

Damit schafft Trump, was Obama nicht gelungen ist: Er nimmt seine Unterstützer aus dem Wahlkampf mit ins Weiße Haus. Von Trump hören seine Wähler jeden Tag – vom gewählten Oba­ma hörten seine Unterstützer lange nichts und dann umso regelmäßiger bloß die immer gleiche Aufforderung, „einen Dollar“ zu spenden.

Die Bindung, die Trump schafft, ist stark genug, um ihn in republikanischen Reihen alternativlos mächtig zu machen. Die Demokratische Partei ist desorientiert, rat- und kraftlos. Trump ist in einem Tief. Aber er ist noch lange nicht am Ende.

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Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

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