Kommentar Trump in Großbritannien: Der ungebetene Gast

Der US-Präsident tat, was von ihm erwartet wurde. Er pöbelte reichlich gegen britische Persönlichkeiten bei seinem Besuch in Großbritannien.

Demonstrierende tragen auf ihren Schultern eine Karrikaturfigur von US-Präsident Trump in einem Käfig

Ungebetener Gast: Anti-Trump-Demonstration am Dienstag in London Foto: dpa

Wer den US-Präsidenten Donald Trump einlädt, muss sich auf das Schlimmste gefasst machen – und wird selten enttäuscht. Noch bevor er in London gelandet war, hatte er den muslimischen Bürgermeister Sadiq Khan, den er obendrein wie den Fußballer Kahn buchstabierte, als „mausetoten Verlierer“ per Twitter angepöbelt.

Außerdem mischte er sich in die britische Brexit-Debatte sowie in die interne Tory-Wahl für die Nachfolge von Premierministerin Theresa May ein. Boris Johnson sei der Richtige. Die beiden haben einiges gemeinsam. Sie haben nicht nur denselben Friseur, sie plappern auch gerne los, ohne das Hirn vorher zu konsultieren.

Die Queen ertrug den ungebetenen Gast tapfer und empfing ihn mit Pomp und Gloria und 41 Salutschüssen, die ihn allesamt verfehlten. Allerdings servierte Elisabeth ihm „Eton-Kuddelmuddel“, ein englisches Dessert aus Früchten, Baisers und Schlagsahne – eindeutig eine Anspielung auf Johnson, den Eton-Schüler. Und während die Obamas und Bushs im Palast übernachten durften, musste Trump beim US-Botschafter schlafen. Man renoviere gerade, entschuldigte man sich.

Herzogin Meghan ließ sich ebenfalls entschuldigen. Sie musste auf den Kleinen aufpassen. Trump hatte sie in einem Interview mit der Sun als „boshaft“ bezeichnet, was er später bestritt. Dumm nur, dass die Sun eine Tonbandaufnahme hatte.

Ach ja: Mit Premierministerin Theresa May hat Trump auch gesprochen. Viel zu bereden gab es wohl nicht, denn es war ihr letztes Hurra, bevor sie als Fußnote in den Geschichtsbüchern verschwindet. Dass sie Trump nach England eingeladen hatte, war ihr letzter Fehler in einer langen Reihe.

Am Mittwochnachmittag reist er weiter, um jemand anderen zu belästigen, und zwar den irischen Premier Leo Varadkar. Der hatte im März auf dem Weg ins Weiße Haus schnell noch bei Trumps Vorgänger Barack Obama vorbeigeschaut. Das dürfte Trump ihm nicht verziehen haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.