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Kommentar Treffen der G7Kostspielig und überflüssig

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Wieder treffen sich die führenden Industrienationen unter kostspieligem Sicherheitsaufwand. Das Thema ist „nachhaltiges Haushalten“.

Was alleine die Kontrollen an der österreichischen Grenze kosten, möchte man gar nicht so genau wissen. Foto: rtr

A uf „persönlichen Wunsch“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel findet der diesjährige G-7-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft am 7. und 8. Juni in der abgeschiedenen bayerischen Alpenidylle Elmau statt. Ein aus logistischen und sicherheitstechnischen Gründen ungünstigerer und deshalb auch kostspieligerer Veranstaltungsort hätte sich kaum finden lassen.

Exorbitante 360 Millionen Euro wird die knapp 24-stündige Begegnung der sieben Staats- und Regierungschefs die deutschen SteuerzahlerInnen kosten. Hundertmal so viel wie die Münchner Sicherheitskonferenz, die mit ähnlich umfangreichen Schutzmaßnahmen alljährlich in einem Hotel der Stadt durchgeführt wird.

Da wirkt es nur noch wie zynischer Hohn, dass die Weltenretterin von Heiligendamm 2007, Angela Merkel, und ihr Sparkommissar Wolfgang Schäuble das Thema „nachhaltiges Haushalten“ auf die Gipfelagenda gesetzt haben. Mit 360 Millionen Euro ließen sich nämlich viele der Maßnahmen in der Entwicklungszusammenarbeit oder zur Förderung von Basisgesundheitssystemen (um nur mal zwei Beispiele zu nennen) in armen Ländern finanzieren, für die GegnerInnen und KritikerInnen des Gipfels einmal mehr vergeblich demonstrieren werden. Wo und wie auch immer man sie schließlich demonstrieren lässt.

Doch nicht nur wegen der kriminell hohen Kosten sind die elitären Gipfeltreffen der „sieben führenden westlichen Industrieländer“ für die Mehrheit der übrigen 186 UNO-Staaten und deren Bevölkerungen schon seit vielen Jahren mangels konkreter Beschlüsse im besten Fall so überflüssig wie ein Kropf.

Nicht mal mehr Dialog mit Russland

Im schlechteren Fall führten diese Gipfel zu Beschlüssen und politischen, ökonomischen oder gar militärischen Maßnahmen, mit denen die G7 ihre Priviligien und Vormachtstellung gegenüber dem Rest der Welt abzusichern suchte.

Bis vor zwei Jahren, als Russland noch dabei sein durfte und die Veranstaltung noch G-8-Gipfel hieß, bot sie immerhin eine Gelegenheit zum Dialog mit Moskau. Der Ausschluss Russlands wegen der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim hat die Regierung Putin allerdings ebenso wenig beeindruckt und ihre Ukrainepolitik positiv verändert wie die von der G7 und ihren EU-/Nato-Verbündeten verhängten Sanktionen. Das war vorher absehbar. Jetzt befindet sich die G7 gegenüber Russland in der Sackgasse.

Für Moskau ist inzwischen die Kooperation im Rahmen der Brics – also der Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften mit den führenden „Schwellenländern“ des Südens Brasilien, Indien, China, und Südafrika – wichtiger geworden als die G 8.

Keine Stellvertreter

Darüber hinaus treffen sich die fünf Brics-Mitglieder, die G7 sowie acht weitere ökonomische Mittelmächte des Südens seit einigen Jahren ebenso regelmäßig unter der Abkürzung G20 (zuletzt 2014 in Brisbane, Australien). Die G20 ist zwar vergleichsweise sehr viel repräsentativer für die Weltbevölkerung, als es G7 oder G8 jemals waren.

Doch auch die G20 kann den Anspruch nicht glaubwürdig erfüllen, bei der Bewältigung globaler Herausforderungen stellvertretend für den Rest der Staatengemeinschaft zu handeln– nicht zuletzt deshalb, weil sich die einst verbreitete Hoffung, China würde im Kontext der G20 oder auch (die nächste Abkürzung kommt bestimmt) der Welthandelsorgansation WTO als Anwalt auch aller anderen „Entwicklungsländer“ auftreten, längst als Illusion erwiesen hat.

Die globalen Probleme lassen sich, wenn überhaupt, nur im Rahmen einer G193 bewältigen, also aller in der UNO-Generalversammlung vertretenen Länder. Ein wichtiges Beispiel für Problembewältigung durch die G193 war der 2013 vorgelegte, detaillierte Vorschlag für eine Regulierung der internationalen Finanzindustrie, um die Wiederholung von Krisen wie der von 2008 zu vermeiden. Doch dieser Vorschlag wurde von der G7 zurückgewiesen.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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7 Kommentare

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  • "... Jetzt befindet sich die G 7 gegenüber Russland in der Sackgasse."

     

    Darauf trinken die jetzt einen . Zu ein paar leckeren Häppchen . Hollande bringt fünf Kisten Witwe Cliquot mit und Obama fünzig Kilo feinste Lobster . Zur pfundigen Sause , höchst exklusiv , hoch in den bayerischen Bergen .

    Die gönnen sich ja sonst nichts ...

  • Zitat: "Mit 360 Millionen Euro ließen sich ...

    "

    Der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 2015 beträgt 6,509 Milliarden Euro.

     

    Ich verstehe die generelle Kritik im Artikel daran, dass Staaten, bzw. deren Repräsentanten miteinander reden nicht.

    Zudem wird im Artikel kritisiert, dass sich die G7 zwecks eigener Vorteile gegenüber dem anderen Teil der Weltgemeinschaft beraten, dies aber im Zusammenhang der Treffen der Repräsentanten der BRIC- Staaten nicht so gesehen wird. Was ist denn der Zweck deren Treffen?

  • Der Bayerischen Großmannssucht wird genüge getan

    • @schratzl:

      was hat jetzt Bayern damit zutun hat uf persönlichen Wunsch von Frau Merkel, schon Heiligendamm war Merkels Wunsch, im Prinzip ist sie wie Blatter ICH BESTIMME; LASST ANDERE ZAHLEN, schade dass Bush nicht dabei ist, das bayrische Bier hätte ihm bestimmt geschmeckt

      • @Georg Schmidt:

        na ja es gibt auch Personen die Sonntags glaubend in die Kirche gehen, nach dem Motto"wer glaubt wird seelig"

  • "Auf „persönlichen Wunsch“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel findet der diesjährige G-7-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft am 7. und 8. Juni in der abgeschiedenen bayerischen Alpenidylle Elmau statt"

     

    Joo mei , ... die schlappen 360 Mio , die stecken wir doch locker mit Links weg ! Erdogans protzige Schwarzbau-Residenz soll die Türken eine Milliarde gekostet haben .

    Und nein . Uns' Kaiserin Angela wird nicht auf Schloss Müller-Elmau von Obama persönlich die Krone aufgesetzt . Selbst die BLÖD hat davon noch nichts gehört . Alles erstunken und erlogen .

  • 7G
    76328 (Profil gelöscht)

    O tempora, o mores!

     

    Merkel hält Hof. Selbstverständlich ohne den Pöbel. Das hat Tradition in Bayern. Bemerkenswerterweise wurde Ludwig II für die exorbitante Belastung des Staatshaushaltes noch entmündigt und verschwand schließlich im Würmsee.

     

    Unweit davon erhebt man sich heute über Putins Russland, die Fifa, den Rest der Welt und liefert auch schon mal die französischen Nachbarn ans Messer, ähhem, dem Gutdünken der „ältesten Demokratie“ der Welt aus.

     

    Wundern wir uns angesichts dessen wirklich noch über einen Herrn Cameron oder die menschenverachtende Kreativität von (multinationalen) Unternehmen?

     

    Vielleicht hätte man den G7-Gipfel besser in Ramstein abhalten sollen. Neben Sicherheitsaspekten und erheblichen Einsparungen für den deutschen Steuerzahler hätte Präsident Obama dann ganz nebenbei seinen Nato-Vasallen den übergesetzlichen US-amerikanischen Drohnenkrieg gegen zivile Opfer erklären können. Und Frau Merkel wäre vermutlich nicht mehr so ahnungslos, wie sie uns gerne glauben machen möchte.

     

    Aber in Bayern liebt man nun mal bis heute seine Könige ...