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Kommentar StudienplatzvergabeKapitulation der Kultusminister

Kommentar von Christian Füller

Deutschland sucht händeringend nach Hochqualifizierten – aber es ist unfähig, seine Studierwilligen auf die vorhandenen Studienplätze zu verteilen.

Bund, Länder und Hochschulen wollen noch in diesem Jahr Studienanfängern ein Zulassungschaos ersparen." Dieser Satz wurde am Dienstag wieder allenthalben geäußert. Da blieben mal wieder zehntausende Studienplätze unbesetzt, weil die Kultusminister immer noch kein transparentes Verteilungsverfahren entwickelt haben. Doch er war schon am 3. März 2009 zu hören: da gabs nämlich das gleiche Problem wie jetzt. Mit anderen Worten: Deutschland sucht händeringend nach Hochqualifizierten – aber es ist unfähig, seine Studierwilligen auf die vorhandenen Studienplätze zu verteilen.

Same procedure as every year – was an Silvester eine lustvolle Wiederholungsschleife sein kann, ist bei dem einzigen Rohstoff, den wir haben, völlig deplatziert. Möglichst viele Abiturienten und Akademiker heranzubilden ist heute die entscheidende Kennziffer für die Modernität einer Nation. Auch wenn mancher in den Feuilletons von FAZ bis Süddeutscher die Zahl der Abiturienten eng begrenzen will: das 21. Jahrhundert besteht man nicht mit Hauptschulabschluss, sondern am besten mit Abitur. Aber wir, wir scheitern ja schon an der Verteilung der kümmerlichen 40 Prozent Abiturienten, die es pro Jahrgang gibt. Was soll erst passieren, wenn die erwünschten 50 bis 70 Prozent eines Jahrgangs auf die Hochschulen wollen – und müssen?

Was folgt aus dem wiederkehrenden Chaos? Die Kultusministerkonferenz muss weg. Denn sie ist nicht in der Lage, die Studienplatzvergabe zu organisieren. Effektiver wäre es, jede Uni würde sich ihre Bewerber selbst aussuchen. Anschließend sollte eine zentrale Meldestelle schnell über freie Plätze informieren. Ansonsten brauchen die Abiturienten vor allem: Beratung, Beratung, Beratung.

Christian Füller ist Bildungsredakteur bei der taz.

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