Kommentar Strauss-Kahns Comeback: Totgesagte leben länger
In Frankreich gibt es die Faustregel: Totgesagte leben länger. Nur wer definitiv unter die Erde gebracht wurde, ist erledigt. Egal, wie lädiert Strauss-Kahns Bild ist.
Die Frage nach Dominique Strauss-Kahns Rückkehr auf die politische Bühne in Frankreich löst peinlich berührte Reaktionen aus. Die Hauptrolle, die er für die Sozialisten spielen sollte, ist inzwischen so gut wie vergeben. Man hat den Posten nicht warm gehalten in Erwartung seiner baldigen Heimkehr. Die Überraschung über die Aussicht auf sein mögliches Comeback ist beinahe so groß wie die Perplexität seiner Landsleute am Tag seiner Festnahme wegen des angeblichen Sexualverbrechens. Darum droht es ihm zu ergehen wie einem wieder aufgetauchten Totgeglaubten, den man geistig beerdigt oder wenigstens aus dem Alltagsbewusstsein von der Liste der Anwesenden gestrichen hatte.
Dass seine eventuellen Ansprüche, dort weiterzumachen, wo der Film seiner Karriere abgerissen war, ausgerechnet seinen eigenen Parteifreunden so ungelegen kommen, dürfte ihm die Entscheidung nicht erleichtern. Unbequem bleibt er nämlich für seine Genossen auch, falls nun das Verfahren wegen mangelnder Glaubwürdigkeit der Klägerin ohne Prozess eingestellt werden sollte. Er wäre dann nur mit Verdacht in die Freiheit entlassen.
Und etwas von dieser Geschichte bleibt bestimmt an ihm hängen. Ob zu Recht oder zu Unrecht - das würden wir zudem nie erfahren. Zumindest nicht von einem unabhängigen Richter. Und was in den letzten Wochen über das Verhältnis des Möchtegern-Casanovas zu den Frauen enthüllt wurde, hat das Idealbild eines zukünftigen Präsidenten doch lädiert. Das wird DSK nicht daran hindern, wieder ins Rampenlicht der französischen oder internationalen Politik zu treten. In Frankreich gibt es die Faustregel: Totgesagte leben länger. Nur wer definitiv unter die Erde gebracht wurde, ist erledigt.
RUDOLF BALMER ist Frankreich-Korrespondent der taz.
Am Ende bleibt womöglich nur ein Bedauern: darüber, dass mit einem eingestellten Strafverfahren in den USA auch eine gerade erst entbrannte Debatte über Macht, Sex und Gewalt in Frankreich zu Ende gehen könnte.
Kommentar Strauss-Kahns Comeback: Totgesagte leben länger
In Frankreich gibt es die Faustregel: Totgesagte leben länger. Nur wer definitiv unter die Erde gebracht wurde, ist erledigt. Egal, wie lädiert Strauss-Kahns Bild ist.
Die Frage nach Dominique Strauss-Kahns Rückkehr auf die politische Bühne in Frankreich löst peinlich berührte Reaktionen aus. Die Hauptrolle, die er für die Sozialisten spielen sollte, ist inzwischen so gut wie vergeben. Man hat den Posten nicht warm gehalten in Erwartung seiner baldigen Heimkehr. Die Überraschung über die Aussicht auf sein mögliches Comeback ist beinahe so groß wie die Perplexität seiner Landsleute am Tag seiner Festnahme wegen des angeblichen Sexualverbrechens. Darum droht es ihm zu ergehen wie einem wieder aufgetauchten Totgeglaubten, den man geistig beerdigt oder wenigstens aus dem Alltagsbewusstsein von der Liste der Anwesenden gestrichen hatte.
Dass seine eventuellen Ansprüche, dort weiterzumachen, wo der Film seiner Karriere abgerissen war, ausgerechnet seinen eigenen Parteifreunden so ungelegen kommen, dürfte ihm die Entscheidung nicht erleichtern. Unbequem bleibt er nämlich für seine Genossen auch, falls nun das Verfahren wegen mangelnder Glaubwürdigkeit der Klägerin ohne Prozess eingestellt werden sollte. Er wäre dann nur mit Verdacht in die Freiheit entlassen.
Und etwas von dieser Geschichte bleibt bestimmt an ihm hängen. Ob zu Recht oder zu Unrecht - das würden wir zudem nie erfahren. Zumindest nicht von einem unabhängigen Richter. Und was in den letzten Wochen über das Verhältnis des Möchtegern-Casanovas zu den Frauen enthüllt wurde, hat das Idealbild eines zukünftigen Präsidenten doch lädiert. Das wird DSK nicht daran hindern, wieder ins Rampenlicht der französischen oder internationalen Politik zu treten. In Frankreich gibt es die Faustregel: Totgesagte leben länger. Nur wer definitiv unter die Erde gebracht wurde, ist erledigt.
Der Autor
RUDOLF BALMER ist Frankreich-Korrespondent der taz.
Am Ende bleibt womöglich nur ein Bedauern: darüber, dass mit einem eingestellten Strafverfahren in den USA auch eine gerade erst entbrannte Debatte über Macht, Sex und Gewalt in Frankreich zu Ende gehen könnte.
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Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.