Kommentar Sparplan des Finanzministers: Schäuble hilft den Rechtspopulisten

Finanzminister Wolfgang Schäuble will Geld einsparen, um die Versorgung von Flüchtlingen zu finanzieren. Das ist unnötig und sendet falsche Signale.

Wolfgang Schäuble hält die Hände gefaltet vor seinem Gesicht.

Agiert im Hintergund: Finanzminister Wolfgang Schäuble. Foto: dpa

Welch gefährlicher Unsinn: Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will, dass die Bundesministerien 500 Millionen Euro einsparen, um Ausgaben für die Flüchtlinge zu finanzieren.

Schäuble sendet damit ein fatales Signal. Er suggeriert, dass sich Deutschland die Zuwanderer nicht leisten kann. Gratis liefert er die Scheinargumente, mit denen Rechtspopulisten dann Ängste schüren können.

Dabei ist ein Sparhaushalt völlig überflüssig. Die Steuereinnahmen sprudeln – und es wäre kein Problem, Schulden aufzunehmen. Denn Deutschland bekommt Kredite fast umsonst. Für zehnjährige Darlehen muss der Bund nur noch Zinsen von 0,7 Prozent zahlen.

Die Zinsen sind übrigens so niedrig, weil auf den deutschen Sparkonten zu viel Geld liegt, das niemand haben will. Der Finanzminister könnte ruhig beherzt zugreifen und Darlehen aufnehmen. Doch stattdessen inszeniert Schäuble eine Knappheitsdiskussion, die die Einheimischen gegen die Flüchtlinge ausspielt.

Kein Einzelfall

Schäubles neueste Volte ist leider kein Einzelfall, sondern setzt den Wahnsinn namens „Schwarze Null“ fort. Ein ausgeglichener Bundeshaushalt ist heilig – und daher hat Schäuble stets versucht, möglichst alle Kosten auf die Länder und Kommunen abzuwälzen.

Diese Idee ist extrem brisant. Denn anders als der Bund können die Kommunen nicht einfach Kredite aufnehmen, wenn sie Zusatzkosten haben. Daher ist verständlich, dass jeder Stadtkämmerer Alarm schlägt, wenn er Flüchtlinge aufnehmen soll – und keine Gegenfinanzierung erhält.

Absehbare Verteilungskonflikte

Die Verteilungskonflikte sind also abzusehen: Schwimmbad gegen Flüchtlinge. Wieder wird das Signal ausgesandt, dass die Zuwanderer zu kostspielig sind und unseren Komfort bedrohen.

Wenn sich die Stimmung nicht gefährlich aufheizen soll, muss der Bund sämtliche Kosten für die Flüchtlinge übernehmen. Sofort. Man kann nur hoffen, dass die Kanzlerin intelligenter ist als ihr Finanzminister. Schäuble agiert im Hintergrund. Aber bisher ist er die beste Hilfe für die Rechtspopulisten.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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