piwik no script img

Kommentar SiedlungsbaustoppWas kostet der Frieden?

Kommentar von Susanne Knaul

Der Kuhhandel zwischen Washington und Jerusalem, der sich abzeichnet, ist absurd. Israel wird dafür bezahlt, dass es den Friedensprozess am Leben hält.

J eder Mensch ist käuflich, heißt es. Die Frage ist nur, zu welchem Preis. Israels Regierung lässt sich großzügig bezahlen: 20 Kampfflugzeuge hat sie mit Washington ausgehandelt, um den Baustopp im Westjordanland um drei Monate zu verlängern - möglicherweise. Stellt sich die Frage: Wie viel wird da wohl ein ganzes Friedensabkommen mit den Palästinensern kosten? Oder auch nur ein Truppenabzug aus den besetzten Gebieten, wenn man das einmal hochrechnet?

Der Kuhhandel zwischen Washington und Jerusalem, der sich abzeichnet, ist absurd. Israel wird dafür bezahlt, dass es den Friedensprozess am Leben hält. Dabei wird Jerusalem gar keine Geste des guten Willens abverlangt: etwa palästinensische Gefangene zu entlassen oder Straßenkontrollpunkte zu räumen. Nein, die Regierung von Benjamin Netanjahu soll einzig und allein dafür belohnt werden, dass sie die Friedensbemühungen der USA für eine kurze Weile ausnahmsweise mal nicht sabotiert. Das lässt man sich einiges kosten.

Zweifellos gibt es Situationen, in denen durch Aufrüstung ein Frieden erkauft werden kann. Der damalige US-Präsident Bill Clinton stellte einst mit gutem Grund eine umfassende Modernisierung der israelischen Armee in Aussicht, wenn es zu einem Friedensabkommen zwischen Syrien und Israel gekommen wäre - und damit zum Abzug von den Golanhöhen, die für Israel strategisch wichtig sind. Doch es bedroht die Sicherheit Israels nicht, wenn in den Siedlungen im Westjordanland die Bulldozer mal eine Weile stillstehen - im Gegenteil. Strategisch macht das Angebot des Weißen Hauses, einen Baustopp mit der Lieferung von Kampfflugzeugen zu belohnen, deshalb wenig Sinn. Es ist nur ein Bestechungsversuch.

Bild: taz

Susanne Knaul ist taz-Korrespondentin in Israel. Sie lebt und arbeitet in Jerusalem.

Der seltsame Zickzackkurs des US-Präsidenten Barack Obama hat den Nahen Osten bisher nicht einen Schritt näher zum Frieden gebracht. Und daran, so ist zu befürchten, wird sich auch in den kommenden drei Monaten nichts ändern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • S
    Schattenkabinett

    damit liegt doch auf der hand: die regierung netanjahu will keinen frieden. jetzt wär's an der zeit diese tatsache als solche einzuordnen und die hintergründe schonungslos zu analysieren. das wär mal investigativ.