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Kommentar Sexuelle Gewalt„Ich wurde vergewaltigt“

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

In Frankreich wehren sich vergewaltigte Frauen öffentlich gegen die Tabuisierung von sexueller Gewalt. Viel Aufmerksamkeit dürften sie nicht kriegen.

Sexuelle Gewalt ist ein alltägliches Phänomen. Bild: mathias the dread / photocase.com

Habe ich mich vergewaltigen lassen? Nein, ich wurde vergewaltigt.“ Diese beiden simplen Sätze enthalten das ganze Dilemma und die wenigsten Betroffenen wagen, sich als Opfer öffentlich zu machen, also den letzten Satz laut vor Publikum auszusprechen. Auch im 21. Jahrhundert nicht, auch nicht in den Metropolen der Aufklärung.

Zu schwer wiegt bis heute der Verdacht, das Opfer, zumal wenn es volljährig ist, habe es doch gewollt, es sei also kein Opfer. Und wehe, die Frau oder der Mann haben tatsächlich Fehler gemacht, haben die Situation falsch eingeschätzt, haben dem Aggressor freiwillig die Tür ihres Appartments oder ihres Schlafzimmers geöffnet – die allermeisten Opfer kennen ja ihren Vergewaltiger – dann geht die Beweisaufnahme, ob der Medien, der Gerichte oder der Familie aber schnurstracks zulasten der AnklägerIn.

Findet sich nicht das hundertprozentige Opfer, und das findet sich unter Erwachsenen selten, dann gilt: Im Zweifel für den Angeklagten, im Zweifel gab es gar keine Gewalt, nur Missverständnisse oder frigide Menschen. Nicht immer, aber meist sind damit Frauen und noch öfter Feministinnen gemeint. Bernard-Henri Levis Verteidigung des unter Vergewaltigungsverdacht geratenen Dominic Strauss-Kahn vor einem Jahr klirrt noch in den Ohren: „puritanischer Irrsinn“.

Wolfgang Borrs
INES KAPPERT

ist Leiterin der Meinungsredaktion der taz.

In Frankreich hat die linke Tageszeitung Nouvel Observateur nun ein Manifest veröffentlicht: „Ich wurde vergewaltigt“. 313 Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten und aller Alterstufen haben unterzeichnet und vielleicht noch wichtiger: Sie haben auf Einladung der Politikerin Clémentine Autain ihre Geschichte erzählt und der Nouvel Obs hat sie veröffentlicht. 1971 veröffentlichte die gleiche Zeitung ein Manifest „Ich habe abgetrieben“, es wurde einer der berühmtesten Slogans für die sogenannte zweite Frauenbewegung. Dem neuerlichen Anlauf gegen ein nicht weniger schwerwiegendes patriarchales Tabu dürfte kaum so viel Aufmerksamkeit zuteil werden. Warum eigentlich nicht?

Sexuelle Gewalt ist ein alltägliches Phänomen. Sie richtet sich gegen Erwachsene und Kinder, vor allem, aber keineswegs nur gegen Frauen und Mädchen, sondern auch gegen Männer und Jungen. Vor allem katholische Priester lieben und auch der ein oder andere linke Lehrer mochte es, Minderjährige gleichen Geschlechts ihrer Lust auf Macht zu unterwerfen. Davon haben wir in den letzten Jahren in den Medien viel gehört, zum Glück.

Dass das Manifest von Nouvel Obs nur vergewaltigte Frauen in den Blick nimmt, ist des Differenzfeminismus daher auch ein bisschen zu viel – das Anliegen entwertet es aber nicht: Es richtig und immer noch notwendig, gegen die allgegenwärtige Tabuisierung von sexueller Gewalt anzutreten. Wir sind in dieser Frage, längst nicht so liberal und aufgeklärt, wie wir das gerne von uns denken.

Erst wenn Fehlverhalten nicht mehr zur Neutralisierung von erfahrener sexueller Gewalt eingesetzt wird, erst wenn die Tatsache, dass die Opfer ihre Vergewaltiger kennen und mit ihnen kommuniziert haben, nicht mehr zur Entlastung des Aggressors führt, erst wenn die bei allen Differenzen jedem Vergewaltiger eigene Unfähigkeit zur Empathie, also zur Einfühlung in sein Gegenüber, nicht mehr als „so sind sie halt, die Männer“ von Männern und Frauen aller politischen Couleur normalisiert, sondern als pathologisch wahrgenommen und verworfen wird – erst dann können wir uns solche Manifeste sparen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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28 Kommentare

 / 
  • F
    Frage

    Zum Thema Falschbeschuldigung: Erfassen die Zahlen zu Falschbeschuldigungen (je nach Quelle 2% - 7% aller Faelle) nur die Faelle, bei denen NACHGEWIESEN werden konnte, dass KEINE Vergewaltigung stattfand? Oder alle Faelle, bei denen NICHT NACHGEWIESEN werden konnte, dass EINE Vergewaltigung stattfand? Das sind zwei ganz verschiedene Tatbestaende mit sehr unterschiedlichen Zahlen.

     

    Generell: Die Beweisfuehrung der Noetigung/Nicht-Einverstaendnis bei Sexualdelikten ist immer noch ein Riesenproblem, weil ja selten Kamera/Tonaufzeichnungen vorliegen oder Zeugen anwesend sind. Da klaffen riesige Ermessensspielraeume, die sowohl gegen Klaeger als auch gegen Angeklagte ausgelegt werden koennen, siehe Kachelmann, Assange, DSK...

  • H
    Horsti

    Sie irren.

    Es gibt haufenweise Vergewaltigungen von Frauen. Teils gegen Männer, oft gegen männliche Jugendliche, und nicht selten auch innerhalb von lesbischen Beziehungen.

    Das alles wird ignoriert, weil der weibliche Opferstatus und das männliche Tätermonopol nicht gefährdet werden darf.

  • RB
    Rainer B.

    "...auch der ein oder andere linke Lehrer mochte es, Minderjährige gleichen Geschlechts ihrer Lust auf Macht zu unterwerfen."

     

    Hab ich da irgendwas verpasst?

    Was bitte sind "linke Lehrer?" Muss man "linke Lehrer" mit katholischen Priestern in einen Topf werfen und welches Süppchen soll da eigentlich gekocht werden?

  • D
    Doroina

    @ Siegfried Bosch:

     

    Die Kriminologische Forschungsgruppe der Bayerischen Polizei (KFG) hat im Auftrag des Bayerische Staatsministeriums des Innern (BStMI) eine Analyse der Entwicklung der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen in Bayern - mit Schwerpunkt auf den Jahren von 1988 bis 2003 – durchgeführt.

     

    In dem 2005 veröffentlichten Bericht heißt es u.a.:

     

    Weitgehend Einigkeit besteht in der wissenschaftlichen Bewertung darüber, dass die Täter aggressiver Sexualdelikte Sexualität häufig als Instrument der Beherrschung, der Unterdrückung und Erniedrigung einsetzen - oft als Reaktion auf Kränkungen und Ängste, die zu einem von Hass und Wut bestimmten Verhältnis gegenüber Frauen geführt haben. Taten mit rein sexueller Motivation, um sexuelle Erregung abzureagieren, sind dagegen vergleichsweise selten. Es handelt sich also in erster Linie um Gewaltdelikte, der Machtaspekt steht im Vordergrund.“ (S. 13)

     

    „…nur etwa gut ein Prozent aller wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung Erfassten [sind] Frauen (2003: 17 von 1615).“ (S. 28)

     

    Von allen Vorgängen, die sich für die Polizei im Jahr 2000 zunächst als Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung dargestellt haben, wurden nur 7,4 Prozent als Vortäuschen einer Straftat oder falsche Verdächtigung in der PKS registriert. (S. 176)

     

    Bezieht man Erkenntnisse der Dunkelfeldforschung mit ein, die „vermuten lassen, dass im Bereich der sexuellen Gewalt pro Anzeige mit etwa 3 - 10 nicht angezeigten Fällen zu rechnen ist“, ergäben sich hinsichtlich der so genannten Falschbeschuldigungen noch ganz andere Relationen: Während im Hellfeld etwa einer Anzeige wegen Vortäuschung/falscher Verdächtigung knapp 13 wegen Vergewaltigung/sexueller Nötigung gegenüberstehen, kämen unter Berücksichtigung der Dunkelfelddaten 38 bis 125 tatsächlich vorgefallene Vergewaltigungen oder sexuelle Nötigungen auf 1 Anzeige wegen Vortäuschung oder falscher Verdächtigung. (S. 182)

  • D
    Doroina

    @ Horsti

     

    „Sex haben“ und Vergewaltigung sind zwei völlig unterschiedliche Dinge!! In Ihrem Kommentar kommt genau eines der zentralen Probleme bei der Beurteilung von Vergewaltigungen zum Ausdruck: Sie glauben, Vergewaltigungen hätten etwas mit „Sex haben“ zu tun, seinen vielleicht etwas „härtere“ Formen davon.

     

    Für Sie und alle, die es immer noch nicht begriffen haben: Vergewaltigungen sind keine aggressive Form von Sexualität! Vergewaltigungen sind die extreme Form männlicher Machtausübung und Gewalt. Die Sexualität ist im Falle der Vergewaltigung lediglich das Mittel, um die Gewalt auszuüben. Es geht dem Täter um die Machtdemonstration, um die Unterwerfung des Opfers, die Zerstörung der Integrität des Opfers, um seine Auslöschung als eigene, unabhängige Persönlichkeit.

  • S
    spin

    wie so oft eine gute analyse von frau kappert.

    (sexuelle) gewalt geht, je schwerer desto eher, meist von männern aus. dass selbsternannte männerrechtler auf nachweisen weiblicher gewalt ihre harten eier braten und von "vegewaltigungsmythen" schreiben, zeigt nur, dass es abwehr gegen einsichten gibt. der kampf muss also weiter gehen.

  • F
    Flocke

    @ Horsti

     

    1. Behaupten kann man viel. Quelle?

     

    2. Die Männer - wer sonst!?

    Emanzipation muss man(n) schon selber machen ... die Frauen haben sie auch nicht von den Männern geschenkt bekommen.

     

    @ HamburgerX

     

    Auch nach meinen eigenen Erfahrungen - viel zu viele.

  • GA
    gebt a rua

    Danke für diesen Artikel.

     

    Respekt vor Frauen ist das Thema.

     

    Und das kann so beschrieben werden.

     

    Und wenn Männer oder andere hier haßerfüllt kommentieren müssen, dann spricht das für sich.

     

    Männer müssen nicht ständig im Mittelpunkt stehen. Daran können sie sich gewöhnen. Auch ihr Leben wird dadurch mit Sicherheit besser.

  • SB
    Siegfried Bosch

    1. Wieso gibt es bei Ihnen keine Vergewaltigerinnen?

    2. Wo bleiben die Falschbeschuldigungen? Die gibt es ihrer Meinung nach wohl nicht oder zumindest nur in vernachlässigbaren Zahlen.

    3. BHL scheint mit seiner Verteidigung von DSK übrigens recht gehabt zu haben.

    4. Ihre Beschreibung von Vergewaltigungsverfahren als "zulasten der AnklägerIn" (wenn Sie hier tatsächlich beide Geschlechter ansprechen wollten, hätten Sie "zulasten des/der AnklägerIn" schreiben müssen) ist schlicht falsch; man denke nur einmal an den Fall des Lehrers Horst Arnold, der von einer Kollegin (welche es auf seine Stelle abgesehen hat) der Vergewaltigung bezichtigt wurde und trotz erheblicher Zweifel nach voreingenommenen Ermittlungen für schuldig befunden wurde. Er wurde inzwischen nach "verbüßter" Haft in einem Wiederaufnahmeverfahren für unschuldig erklärt, aber er starb an Herzversagen (das Verfahren hat seine Gesundheit ruiniert), bevor ihm volle Gerechtigkeit zuteil wurde (er wurde z.B. nicht wieder eingestellt und lebte von ALG 2). Siehe hierzu http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/freispruch-nach-fuenf-jahren-haft-wie-konnte-es-zu-diesem-fehlurteil-kommen-11108682.html

  • H
    Horsti

    Lt. Umfragen hatte die Hälfte der Männer schon einmal Sex, obwohl sie diesen nicht wollten. Wer kümmert sich um diese Klientel? Achja, niemand, sind ja nur Männer...

  • D
    Doroina

    Stichwort: Beweisschwierigkeiten

     

    (1) In Norwegen gilt die Fahrlässigkeitsstrafbarkeit:

     

    Mit der muss nicht mehr das Opfer beweisen, dass es alles getan hat, um ein Missverständnis des Täters über sein Einverständnis in die sexuelle Handlung auszuschließen, sondern der Täter muss darlegen, dass er sich Klarheit über das Einverständnis verschafft hat.

     

    (2) Udo Steinhilper hat in einer Studie festgestellt, dass es beim Straftatbestand Vergewaltigung/sexuelle Nötigung auf allen Ebenen der Strafverfolgung (Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht) zu Prozessen der Selektion durch (persönliche) Einstellung oder Umdeutung kommt. Diese Selektionsprozesse sind wesentlich durch Sexualitätsmythen, Geschlechterstereotype und opferbeschuldigendes Alltagswissen geprägt. Es gibt diverse völlig falsche Vorstellungen darüber, wann wirklich eine Vergewaltigung vorliegt, wie sich Frauen gegenüber Männern verhalten sollten, wann freiwilliges Einverständnis in sexuelle Handlungen vorliegt, welche Einflussmöglichkeiten das Opfer auf den Tatverlauf hat, welche Folgen ein sexualisiertes Gewaltdelikt für die Betroffenen haben kann, wie sich Traumata äußern etc.

     

    Dies wiederum führt dann zu „Beweisschwierigkeiten“ bzw. in den allermeisten Fällen zu (vom Rechtspersonal selbst erzeugten!) „dubio“ und deshalb „pro reo“. Soll heißen: Die „Zweifel“, die zumeist zum Freispruch der Täter führen, haben nicht nur mit den fehlenden Tatzeugen, sondern auch mit der mangelnden Qualifikation des Rechtspersonals zu tun.

  • D
    Doroina

    Stichwort: Beweisschwierigkeiten (insbesondere bei Vergewaltigung in Beziehungen):

     

    (1) In Norwegen gilt die Fahrlässigkeitsstrafbarkeit:

    Mit der muss nicht mehr das Opfer beweisen, dass es alles getan hat, um ein Missverständnis des Täters über sein Einverständnis in die sexuelle Handlung auszuschließen, sondern der Täter muss darlegen, dass er sich Klarheit über das Einverständnis verschafft hat.

     

    (2) Udo Steinhilper hat in einer Untersuchung bereits 1986 festgestellt, dass es beim Straftatbestand Vergewaltigung/sexuelle Nötigung auf allen Ebenen der Strafverfolgung (Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht) zu Prozessen der Selektion durch Einstellung oder Umdeutung kommt. Diese Selektionsprozesse sind wesentlich durch Sexualitätsmythen, Geschlechterstereotype und opferbeschuldigendes Alltagswissen geprägt. Es gibt diverse völlig falsche Vorstellungen darüber, wann wirklich eine Vergewaltigung vorliegt, wie sich Frauen gegenüber Männern verhalten sollten, wann freiwilliges Einverständnis in sexuelle Handlungen vorliegt, welche Einflussmöglichkeiten das Opfer auf den Tatverlauf hat, welche Folgen ein sexualisiertes Gewaltdelikt für die Betroffenen haben kann, wie sich Traumata äußern etc.

     

    Dies wiederum führt dann zu „Beweisschwierigkeiten“ bzw. in den allermeisten Fällen zu (vom Rechtspersonal selbst erzeugten!) „dubio“ und deshalb „pro reo“.

  • D
    Doroina

    Liebe Frau Kappert,

     

    vielen Dank für diesen sehr, sehr guten Kommentar/Artikel! Insbesondere der letzte Abschnitt („Erst wenn...“) bringt die Dinge absolut treffend auf den Punkt.

     

    Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung liegt laut Polizeilicher Kriminalstatistik um 1 %. Das heißt, der Anteil männlicher Tatverdächtiger bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung liegt bei 99 %. Das heißt NICHT, dass Frauen keine Gewalt verüben. Aber in Anbetracht dieses Verteilungsverhältnisses darf im Zusammenhang mit den Delikten Vergewaltigung und sexuelle Nötigung von männlichen Tätern gesprochen werden.

  • M
    Maki

    Interessant das sonabld ein Artikel in welchem es um die Frau und ihre Rechte geht sofort die ganzen trolle hier auftauchen und meinen dahinter eine feministiche verschwörung zu vermuten.

     

    Hier gehts nicht um vergewaltigungen von Kindern (das ist nochmal ne ganz andere geschichte) sondern um was ganz anderes. Wer das nicht versteht hat entweder den Text nicht verstanden oder ist einfach ein chauvienist der es nicht verstehen will.

  • F
    Franziska

    @Jengre

     

    Die Frage stellt sich doch anders: Warum ist das, was mir als Frau große Lust und Spass bereitet auf einmal etwas so abstoßendes und Schlimmes? Diese 180° Drehung gibt es ja bei keiner anderen Straftat, bspw. bei Gewalt oder Mord, welche unter keinen Umständen positiv bewertet werden würden.

     

    Daraus resultiert dann auch das Problem der Strafverfolgung wie bei Kachelmann, der sein Freundin vergewaltigt haben soll, die noch bis dahin mit Lust und Leidenschaft mit ihm Sex hatte.

  • D
    doofkopp

    Ich wuerde das ja alles gerne unterstuetzen, natuerlich sind Vergewaltigungen schrecklich und die Klischees von denen Du sprichst muessen angegangen werden. Aber das ist so schwierig! Wir koennen ja nicht einfach die Unschuldsvermutung ausser Kraft setzen, wenn es Aussage gegen Aussage steht und es kann es ja auch passieren, dass Vergewaltigung vorgeworfen wird wo keine stattgefunden hat (ich kenne einen Fall). Das sind bestimmt verschwindend geringe Prozentzahlen und bei weitem die meisten Opfer, die es behaupten, wurden sicher wirklich vergewaltigt. Aber wie soll man das denn herausfinden? Ich kenne eine Aerztin, die Vergewaltigungsopfern die in ihre Klinik kommen empfiehlt, nicht anzuzeigen weil es eben fast nicht nachweisbar ist und die psychologischen Folgen damit in der Oeffentlichkeit zu stehen dramatisch sein koennen. Das ist schlimm! Aber was kann man dagegen machen? Wie kommt man an diesem Dilemma vorbei, dass es so gut wie nicht zu beweisen ist?

  • H
    HamburgerX

    "[...] erst wenn die bei allen Differenzen jedem Vergewaltiger eigene Unfähigkeit zur Empathie [...] nicht mehr als „so sind sie halt, die Männer“ von Männern und Frauen aller politischen Couleur normalisiert [...]"

     

    Wer tut denn das? Hier wird eine Schimäre aufgebaut. Bis auf einzelne Irre hat doch niemand jemals eine Vergewaltigung mit solch einem Spruch abgetan. Mir ist unbegreiflich, warum die Autorin hier herbeifantasierte Sprüche als Ausgangspunkt für die Notwendigkeit eines Manifests deklariert.

     

    Das eigentliche Problem ist doch vielmehr, dass Vergewaltigungen oft sehr schwer nachweisbar sind, gerade wenn es um den Punkt freiwillig oder nicht freiwillig geht (Bekanntenkreis). Behauptungen, Tuscheleien, und dann die Unschuldsvermutung. Dieses Dilemma sollte mal journalistisch beleuchtet werden, nicht ominöse, unbelegte, gesellschaftliche Anklagen.

  • N
    Naja

    "aber keineswegs nur gegen Frauen und Mädchen, sondern auch gegen Männer und Jungen"

     

    Soweit, so gut....

     

    „so sind sie halt, die Männer“

     

    Schade, Chance vertan endlich einmal auch die FRAUEN die mißbrauchen zu thematisieren. Naja, taz und Feminismus(=nur Frauen sind Opfer; Männer sind immer Täter) bleiben halt auf ewig ein Gespann.

    Es wird Zeit für einen qualifizierten Gegenpart, den Maskulismus.

     

    Mahlzeit

  • F
    Fritz

    Lust auf Macht und Vermieter. Isses nicht immer das gleiche Spiel? Mal mehr und mal weniger haesslich?

  • PM
    Peter Meyer

    Liebe Autorin,

     

    warum schliesst der Artikel durch Auslassung aus, dass auch Frauen Vergewaltigerinen sind?

     

    Auch wenn es nicht der Großteil ist, darf dies nicht unterschlagen werden.

     

    Grade dieses Tabu muss endlich fallen.

    Es darf nicht nach dem Motto gehen „Frauen üben schlicht keine sexuelle Gewalt aus".

  • S
    Schweriner

    Der Bericht ist gut und nachvollziehbar. Aber dieses überaus komplizierte Thema beinhaltet auch den Mißbrauch des Mißbrauchs. Will ein verärgerte Frau einen Mann so richtig schaden, so wirft sie ihm Vergewaltigung vor. Es gibt keine sichere Möglichkeit tatsächliche Opfer von angeblichen zu unterscheiden!

  • J
    JohnReed

    Bin sonst nicht so der Ines-Kappert-Fan, aber dieser Artikel ist hervorragend.

  • H
    horst

    "erst wenn die Tatsache, dass die Opfer ihre Vergewaltiger kennen und mit ihnen kommuniziert haben, nicht mehr zur Entlastung des Aggressors führt"

     

    frau kappert ist halt keine juristin, denn die kommunikation kann eben schon wichtig und entlastend sein, es geht um die art der kommunikation: der satz "nimm mich hier und jetzt" beispielsweise wäre kommunikation, die einen mutmaßlichen vergewaltiger/eine mutmaßliche vergewaltigerin entlasten könnte.

     

    aber das ist haarspalterei. nichtjuristen verstehen, was kappert meint.

     

    guter artikel.

  • A
    and

    in vielen punkten ein differenzierter artikel. vielen dank dafür. allerdings ist der artikel so geschrieben, als ob es ausschliesslich vergewaltiger, d.h. männliche vergewaltigende gäbe und das ist nicht richtig. eine überaus große mehrheit der vergewaltigenden sind männer (die mädchen und frauen, jungen und männer vergewaltigen), aber es gibt auch frauen, die vergewaltigen, vor allem kinder. oft ihre eigenen. für eine vollständig differenzierte wahrheit sollte auch dies erwähnt werden.

  • J
    Jan

    Ich würde das mit dem Hashtag #Assange twittern. An dem Fall - und der Debatte darüber gerade in linken, liberalen Kreisen - wird das Dilemma ganz gut sichtbar.

  • J
    Jengre

    Im letzten Absatz ist die wichtigste Botschaft: Vergewaltigung ist pathologisch. Ich rate Männern, die nocht begreifen, daß eine Vergewaltigung grausam abstoßend ist, doch einmal eine im Kopf durchzuspielen, einmal als Opfer, einmal als Täter. Meist wird dann jedem klar, wie empathieunfähig ein Täter sein muß. Die wenigsten Männer sind zu einer Vergewaltigung fähig. Das Dogma, jeder Mann wäre ein potentieller Vergewaltiger, ist eine Verharmlosung und mit dafür verantwortlich, daß wir Vergewaltiger eine Zeit in den normalen Strafvollzug stecken und sie dann untherapiert als Wiederholungstäter wieder entlassen, machmal mehrfach nacheinander.

  • M
    Mann

    In Norwegen ist das mit den Vergewaltigungen noch viel schlimmer, aber da wurde das Thema als Rassismus seitens der vergewaltätigten Frau einfach weggedrückt, wie dieser Artikel zeigt.

    http://www.fr-online.de/politik/norwegen-vergewaltigungsserie-schuert-auslaenderhass,1472596,11088620.html

     

    D.h. die Frauen müssen lernen, dass Vergewaltigung gar nicht so etwas schlimmes ist und damit leben, so verstehe ich diese Reaktionen.

  • DP
    Daniel Preissler

    Den folgenden Abschnitt verstehe ich nicht richtig:

     

    "Findet sich nicht das hundertprozentige Opfer, (...), dann gilt: Im Zweifel für den Angeklagten, im Zweifel gab es gar keine Gewalt, nur Missverständnisse oder frigide Menschen. Nicht immer, aber meist sind damit Frauen und noch öfter Feministinnen gemeint."

     

    Die Autorin möchte doch sicherlich nicht am "in dubio pro reo" kratzen, oder?

    Als frigide Menschen werden (von Dritten) die Unterstützer einer Klägerin bezeichnet?

    Es sind wohl kaum häufiger Feministinnen als Frauen gemeint, aber da verstehe ich, was die Autorin sagen will (...überproportional...).

     

    Dass der Nouvel Observateur hier ausschließlich (erwachsene) Frauen zu Wort kommen lässt, finde ich keineswegs verwerflich. Geht es doch im französischen Diskurs (oder Nicht-Diskurs) gerade darum, die Unterschiede zwischen einvernehmlichem, "normalem", gesellschaftlich akzeptiertem (Hetero-)Sex und Vergewaltigung zu betonen. Eben die Vergewaltigung aus einer strukturellen Macho-Haltung heraus zu entlarven und gesellschaftlich zu ächten. Vergewaltigung von Männern und minderjährigen Mädchen und Jungen gibt es dort selbstverständlich auch, sie werden jedoch von der Mehrheitsgesellschaft von vornherein nicht als "normal" oder "kleine Abweichung" wahrgenommen, wie das bei der Vergewaltigung erwachsener Frauen angesichts des im Text zitierten Kommentars ("puritanisch") immer wieder zu sein scheint.

    Freundliche Grüße,

    DP