Kommentar Sanktionen gegen Mali: Die Drohungen nutzen nicht
Sollten die Drohungen der Ecowas gegen die Putschisten in Mali wahr gemacht werden, wird das Land erst recht in die Krise schlittern.
J etzt wird gedroht: Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat empfindliche Sanktionen gegenüber Mali angekündigt, falls die Putschisten nicht bis Sonntagabend ihre gerade gewonnene Macht wieder abgeben. Es sind deutliche Worte, die der politischen Entwicklung aber kein bisschen weiterhelfen.
Wenn die Drohungen wahr gemacht werden, könnte das Land erst richtig in eine Krise schlittern. Denn in einer Region, wo sich die Nahrungsmittel in den vergangenen Monaten massiv verknappt haben, wären geschlossene Grenzen – so lautet eine der möglichen Sanktionen – geradewegs die Katastrophe. Diese Ankündigungen schüren deshalb nur die Angst und den Zorn gegenüber der Ecowas, aber auch der ganzen internationalen Gemeinschaft.
Diese muss selbstredend einen Militärputsch erst einmal verurteilen. Gleichzeitig muss sie aber auch beachten, wie dieser im Land selbst wahrgenommen wird. Es gibt kritische Stimmen, trotzdem erfährt das Nationalkomitee der Putschisten weiterhin viel Unterstützung. Ebenso wichtig ist es zu begreifen, warum es zu dem Sturz des alten Präsidenten gekommen ist. Diese Mühe hat sich bisher niemand gemacht.
ist Westafrika-Korrespondentin der taz.
In Mali ist mithilfe der Putschisten ein System kollabiert, das nicht in der Lage war – oder schlimmer noch: kein Interesse hatte –, einen blutigen, aussichtslosen Kampf im Norden zu beenden. Diesem haben auch die Nachbarländer viel zu lange zugesehen, obwohl sie durch die Flüchtlingsströme selbst betroffen waren.
Das Nationalkomitee der Putschisten wirkt auch zehn Tage nach dem Umbruch oft hilflos und ohne klare Linie – das stimmt. Doch damit sollte die Ecowas umgehen können und weiterhin auf Gespräche statt auf Drohungen setzen.
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