Kommentar S-Bahn baut Personal ab: Mehr Mensch statt Maschine
Die Berliner S-Bahn Gmbh will an weiteren Bahnhöfen auf Personal verzichten. Ein fataler Entschluss.
E s gibt Nachrichten, die mag man gar nicht glauben. Da will die S-Bahn GmbH tatsächlich künftig noch weniger Personal auf den Bahnhöfen einsetzen, ist da zu lesen. Das muss ein Schreibfehler sein, es muss doch heißen: mehr. Etwas anderes ist doch gar nicht denkbar nach alle den Diskussionen über Sicherheit. Aber nein, es sollen weniger werden. Wie fatal.
Technik soll regeln, was bisher zumindest auf einigen verbliebenen Bahnhöfen noch echte Menschen tun: Fahrer sollen durchgängig ihre Züge selbst abfertigen. Von Bahnhof zu Bahnhof fahrende S-Bahner statt Stationsmitarbeiter sollen Ansprechpartner sein.
Zugegeben, nicht jeder S-Bahnmitarbeiter ist ein Ausbund an Zuvorkommenheit. Und an einer Station zwar Mitarbeiter zu sehen, neben ihnen aber auch das Schild "Hier keine Auskunft" ist auch nicht toll.
Die Berliner S-Bahn wird von 2012 an ihr Personal auf den Bahnhöfen verringern. Ein Sprecher der S-Bahn bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Berliner Zeitung. Es sei geplant, nur noch auf 21 der 166 Bahnhöfe festes Personal einzusetzen. Entlassungen soll es dem Sprecher zufolge nicht geben. Künftig würden Beschäftigte verstärkt mobil auf den Bahnhöfen unterwegs sein, um Ansprechpartner für Fahrgäste zu sein. Die S-Bahn wolle eine neue Technik einsetzen, mit der die Fahrer selbst die Bahnsteige elektronisch überblicken und ihre Züge eigenständig abfertigen können, sagte der Sprecher. (dpa)
Zum einen aber kann man das verbessern. Zum anderen ändert sich nichts am ganz persönlichen Gefühl, das sagt: Wo ein Uniformierter steht, da traut sich mancher weniger, andere Fahrgäste verbotenerweise vollzuqualmen, den Bahnsteig zuzumüllen oder andere anzupöbeln. Und wenn er sich doch traut, dann ist da definitiv jemand, der einschreitet, hilft oder Hilfe ruft.
Wenn es der S-Bahn GmbH und ihrem Mutterunternehmen Deutsche Bahn ernst ist mit ihrem Prinzip der drei S - Sauberkeit, Sicherheit, Service - dann müssen auf den Bahnsteigen feste statt umher rotierender Mitarbeiter tätig sein - und am besten welche, die sich mit ihrem Arbeitsplatz als "ihrem" Bahnhof identifizieren.
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