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Kommentar Russischer Anti-Terror-KampfDer Sultan von Tschetschenien

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Auf den ersten Blick scheint das von Russland verkündete Ende der Anti-Terror-Maßnahmen in der Kaukasusrepublik den Frieden zu bringen. Doch die Region ist weiterhin zerrüttet.

M it der Aufhebung des "Regimes gegen den Terror" beendet der Kreml offiziell den vor zehn Jahren begonnenen Feldzug gegen die abtrünnige Republik Tschetschenien. Die Kaukasusrepublik wird als vollwertiges Subjekt der Föderation wieder mit allen Rechten ausgestattet. Ruhe und Ordnung, ja Stabilität sind nach offizieller Lesart Moskaus in die einst aufmüpfige Region zurückgekehrt. Wladimir Putins Strategie ist aufgegangen.

Der brutale Kriegszug gegen die Zivilbevölkerung brach den Widerstand, die anschließende Wahl eines moskautreuen Statthalters stoppte den weiteren Zerfall des russischen Imperiums. Tschetschenien ist befriedet und in den Vielvölkerstaat heimgekehrt. Die Staatsräson hat gesiegt.

Auf den ersten Blick trifft das Fazit zu. Wer genauer hinschaut, stellt fest, dass die Region insgesamt unsicherer geworden ist. Islamismus und soziale Unruhe haben seit dem Krieg auch die Nachbarrepubliken erfasst. Vor allem aber entfremdete sich die Bevölkerung von den aus Moskau inthronisierten Eliten immer weiter, die traditionellen Bande dieser Gesellschaften sind gekappt. Auf die Dauer wird so die Region nicht zu halten sein.

Auch in Tschetschenien ist kein dauerhafter Friede eingekehrt. Zwar bekennt sich der Protegé des Kreml, Ramsan Kadyrow, ohne Wenn und Aber zum russischen Mutterland. Für das Bekenntnis zu Russland erhielt der tschetschenische Sultan alle Freiheiten. Russland zog in den Krieg, um die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen. Zwar gehört die Republik nun wieder zur Föderation. Ansonsten hat sie mit dem Mutterland jedoch nichts mehr gemein. Russische Rechtshoheit wich einer Mischung aus autokratischem Richterspruch und Versatzstücken islamischen Rechts. Unter den schützenden Flügeln Putins erlangte Kadyrows Tschetschenien ein Maß an Unabhängigkeit, wovon die Separatisten nur zu träumen wagten.

Diese Autonomie wird der Despot von Grosny freiwillig nicht mehr aufgeben. Am Horizont zeichnet sich schon ein neuer Konflikt ab, der den gesamten Kaukasus in Flammen setzen dürfte.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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2 Kommentare

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  • N
    nocheinbuerger

    Wie lange wird der Wunsch noch Vater des Gedankens einheimischer Journalisten sein? Wieder einmal wird uns die Abspaltung der Kaukasusregion und der dann dräuende Zusammenbruch Rußlands an die Wand gemalt, weil es unter dem bösen Autokraten Putin und seiner vorgeblichen Marionette Medwedjew einfach schlecht gehen muß, nach dem man sich vor dem fortschrittlichen Kurs der 90er unter dem lupenreinen Demokraten Jelzin entfernt.

     

    Versteht irgendeiner in den Redaktionen, daß Rußland dort einen Kampf in vorderster Front gegen den islamischen Terrorismus auf europäischen Boden führt? Der erste Gottesstaat in Europa wäre längst Realität, gäbe es den russischen Staat nicht oder wäre er noch so schwach wie in den vorputinschen Zeiten. Das sollte der eine oder andere mal bedenken, bevor er sich an das üblichen Rußlandbashin macht.

  • A
    Andrej

    Und doch haben es die Russen geschafft. Wird die Nato in Afghanistan es auch schaffen können, dass es einen stabilen Frieden gibt? Weg mit den Scheuklappen und schnell hier von den Russen lernen.