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Kommentar Rassismus und PolizeigewaltFerguson ist überall

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Der Umgang mit dem rassistischen Sumpf, der in Ferguson an die Oberfläche trat, wird entscheidend für den Frieden in den USA sein. Ein erster Schritt ist getan.

Demo vor dem Polizeirevier in Ferguson. Auf dem Transparent steht „Racism lives here“ (Hier lebt der Rassismus) Bild: reuters

I m Nachhinein betrachtet war es womöglich ein Glück, dass der Polizist nicht angeklagt wurde, der den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown im vergangenen Jahr in Ferguson erschossen hat. Denn erst so, und durch die anschließenden Proteste, sah sich das US-Justizministerium genötigt, genauer hinzusehen.

Was die Ermittler vorfanden, wissen wir seit vergangener Woche: eine zutiefst ungerechte, korrupte und rassistische Politik und Praxis von Polizei und Stadtoberen auf Kosten der Schwarzen. Im Unterschied zum Tod Michael Browns bleibt diese Erkenntnis nicht ohne Konsequenzen: Ferguson steht am Pranger. Schon sind Polizeichef und City Manager zurückgetreten, weitere könnten folgen.

Die Schüsse, die am Mittwochabend über die Köpfe der Demonstranten hinweg zwei Polizisten verletzten, sind angesichts dieser Erfolge das Letzte, was gebraucht wird. Eine Gewalteskalation, die von den Protestierenden niemand will, könnte einer delegitimierten Polizei neue Glaubwürdigkeit verleihen.

Der Umgang mit dem rassistischen Sumpf, der in Ferguson für alle sichtbar an die Oberfläche trat, wird für den gesellschaftlichen Frieden in den USA entscheidend sein. Der erste Schritt ist getan: Mit seinem Bericht stellte das Justizministerium klar, dass es 50 Jahre nach der Bürgerrechtsbewegung keinen Platz mehr für solche Strukturen geben darf.

Nur: Es gibt sie, nicht nur in Ferguson. Ferguson ist überall dort, wo Polizisten unbewaffnete Schwarze erschießen oder schikanieren, überall dort, wo junge Schwarze ins Gefängnis gesperrt werden für Vergehen, wegen derer Weiße nicht einmal angeklagt würden. All das hat die neue Schwarzenbewegung in den letzten Monaten wieder auf die Straße getragen. Bliebe das folgenlos, würden mehr Schüsse fallen. Und nicht alle würden dagegen sein.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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11 Kommentare

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  • Sehr geehrter Herr Pickert,

     

    der institutionelle "Rassismus" und die offenkundige Abzocke armerer Bürger die wahrscheinlich kein Geld für einen Anwalt haben, ist tatsächlich skandalös. Und zeigt das "Polizei" auf Magistratsebene nicht zeitgemäß ist, zumal wenn diese sicher lokalpolitisch wohlgelitten war, solange damit Geldr erwirtschaftet wurden. "Polizei gehört da sicher auf die Ebene der bundesstaatlichen Organisation.

     

    Nur wie Sie den Fall B. damit in Zusammenhang bringen, lässt mich doch ziemlich ratlos zurück.

     

    Ob der B. "bewaffnet" war, ist für die pol. Maßnahme völlig irrelevant! Es ist, woher kommt diese Vermutung eigentlich?, keine Frage von "Waffengleichheit" sondern des staatlichen Gewaltmonopols.

     

    Und im Fall B. hat die Bundesbehörde sehr genau hingesehen, oder glauben Sie wirklich, die objektivierbaren Beweismittel wären nicht geprüft worden?

     

    Ich erläutere auch gerne nochmal, warum es hier garnicht erst zu einer Verfahrenseröffnung kam!

  • Einer der Polizisten hat im Fernsehen nach den Schüssen in Ferguson auf die Kollegen gesagt, dass diese "beschossen wurden, nur weil sie Polizisten sind."

     

    Und genau das haben diese Polizisten vorher mit Michael Brown gemacht.

    Er wurde erschossen, "nur" weil er Schwarzer war.

     

    Noch Fragen?

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      Am besten ignorieren Sie die Antwort von KarlM. Der will nicht begreifen um was es hier geht, nämlich um Rassismus und nicht um kleinkarierte Rechthaberei. Es gibt halt Leute, die sind so verengt auf ihre eignene Ansicht, daß sie gar nicht mehr die Gesamtzusammenhänge erkennen.

      • @1714 (Profil gelöscht):

        Sie sollten vielleicht weniger über "verengte Ansichten" herziehen und bei sich selbst anfangen?

         

        Nur weil Sie in Ihrer bescheidenen Einsicht grauenhafte gesellschaftliche Missverhältnisse mit "Rassismus" enstchuldigen, muss ja nicht jeder solchen Oberflächlichkeiten folgen.

         

        Und die offenkundigen Falschdarstellungen von FK sind auch nicht besonders konstruktiv.

        • 1G
          1714 (Profil gelöscht)
          @KarlM:

          Mal gaaaaanz in Ruhe: In vielen derartiger Beiträge geht es nicht um ein winziges (manchmal IN DEM JEWEILIGEN ZUSAMMENHANG) unwichtiges Detail. Es geht um das Bild als Ganzes. Da verstören Ihre Kommentare gewaltig, wenn Sie in besserwisserischer, rechthaberischer Manier immer wieder vollkommen unwesentliche Details vorbringen. Sie machen nicht den Eindruck, der Materie intellektuell nicht gewachsen zu sein, sondern eher, sich entweder profilieren zu wollen oder -viel schlimmer- Sie WOLLEN das Ganze nicht wahrnehmen.

          • @1714 (Profil gelöscht):

            Zum Glück entscheiden nicht Sie was "wichtig" ist.

             

            "Das Bild als GAnzes" könen Sie sich auch aufgrund vieler fehlerhafter Details "ans Knie nageln".

             

            Das der Zustand des US-Polizeiwesens auf magistraler ebene desaströs ist, ist weder neu noch orginell. Das in diesem Filz zur Bereicherung der Stadtkasse auch jede Form von "Rassismus" ihr Auskommen als williger Helfer findet ist auch ein alter Hut.

             

            Warum wollen Sie eine Komponente die bestenfalls Ausdruck der desaströsen gesellschaftlichen Verhältnisse ist, als alleinige Ursache und billige Universalerklärung adeln?

             

            Es geht, mal wieder um Geld und den Versuch die Verhältnisse so zu lassen wie sie sind...

             

            Ihr fortgesetztes unreflektiertes "Rassismus"-Geschrei spielt dem bestehenden Unrecht in die Hände, und Sie merken das nicht einmal.

            • 1G
              1714 (Profil gelöscht)
              @KarlM:

              Wichtig? Was ist wichtig? Dafür gibt es neutrale Betrachtungen. Ganz sicher NICHT wichtig ist, dieses Beckmessern um Details. Auch wenn das eine oder andere Detail falsch sein mag, ein Gesamtbild ergibt sich aus der Vielzahl der Fakten, da ist es gewiß nicht relevant, wenn eine davon falsch ist. Umgekehrt gilt das selbstverständlich ebenso. Aber in dem Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in den USA ist es völlig gleichgültig, ob alle Details stimmen, die man hört oder liest. Wer will das denn abschließend beurteilen? Das ist unmöglich. Rassismus ist ohnehin nur ein Teilaspekt der zerrütteten Gesellschaft in den USA. Dort verläuft die Linie zwischen sehr reich und sehr arm und sie verschiebt sich ständig - meist zuungunsten der minderen Einkommensschichten. Und das sind in erster Linie Schwarze.

              • @1714 (Profil gelöscht):

                Über die Frage was "wichtig" sei, werden wir uns wohl nicht einigen.

                 

                Was die Probelmatik der starken gesellschaftlichen Seggeration angeht, stimme ich Ihnen völlig zu!

                 

                Wenn diese Struktur nicht grundsätzlich durchbrochen wird, findet das kein gutes Ende.

                 

                Nur befürchte ich halt das genau diese Aufspaltung der Gesellschaft beibehalten werden soll, mit aller Macht. Ein bewußtes "nicht hochkommen lassen" besserer sozialer Bedingungen ist auffällig.

                 

                Wer also ist für diese Beibehaltung verantwortlich? Das geht ja über eine gewisse gesellschaftliche Kälte und Ignoranz weit hinaus?

                • 1G
                  1714 (Profil gelöscht)
                  @KarlM:

                  Ich glaube, daß diejenigen, die Macht und Mittel haben (oder es von sich selber glauben) diese Teilung erhalten wollen. Bequemer lässt es sich nicht leben und die Gier ist unerschöpflich. Es ist leicht, Massen zu manipulieren, sehr leicht und genau das geschieht in den USA u.a. mit "Patriotismus" und dem mißbrauchten christlichen Glauben. Die Menschen werden geblendet und lassen sich blenden. Nicht von Ungefähr wird für die Bildung nur das Nötigste ausgegeben, gerade mal so viel, daß das System funktioniert; weitergehende Bildung schadet diesem Anspruch. Die Rate der Analphabeten ist eines reichen (??) Industrielandes nicht würdig. Und wer wirklich wach wird, der wird als unpatriotisch, gar gefährlich kaltgestellt. Nicht-Amerikaner sind flugs "Anti-Amerikaner" wenn sie kritisch sind und dabei machen auch viele verblendete Deutsche gerne mit und jubeln die USA hoch, um jeden Preis. Diesem Irrtum bin ich selbst sehr lange unterlegen.

                  • @1714 (Profil gelöscht):

                    Stimme Ihnen 100% zu!

                     

                    Bildung ist hier wohl der größte Feind.

                    Persönlich hatte ich lange auch Schwierigkeiten einzuschätzen was dort wie und warum "läuft", mittlerweile sehe ich das ähnlich wie Sie.

                     

                    Für mich ist unfasslich das sich dieses Sytem aus oberflächlichen Gewissheiten und jeder Menge Bildungsdefizit * religiöser Verblödung so lange unverändert hält.

                     

                    Bleibt mir nur das Unverständnis warum es auch von Außen oft so unkritisch gesehen wird. Um zu sehen wie die "Freunde" ticken muss man nicht in der DDR aufgewachsen sein.

    • @Frau Kirschgrün:

      Was soll diese sinnlose wahrheitswidrige Behauptung?

       

      Oder verstehen Sie "plumpe Lüge" besser?

       

      Der B. wurde, ausweislich des Sektionsbefundes, beschossen weil er nachhaltig (2x) einen Polizisten angegriffen hat. Dabei hat er offenkundig versucht diesen am Hals zu verletzen und an desse Dienstwaffe zu gelangen....

       

      Der B. wurde sicher nicht wegen seine Hautfarbe, sondern wegen seines rechtswidrigen Angriffs beschossen.