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Polizeigewalt in den USAAcht Schüsse auf Unbewaffneten

Ein weißer Polizist aus South Carolina ist wegen Mordes angeklagt. Er soll einen schwarzen Mann erschossen haben. Ein Video zeigt, wie der Mann zu fliehen versuchte.

Ausschnitt aus dem Video: Der unbewaffnete Walter Scott versucht wegzulaufen Bild: Reuters

CARLESTON dpa | In den USA sorgt ein neuer Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze für Aufsehen. Nach tödlichen Schüssen auf einen 50-jährigen Afroamerikaner wurde am Dienstag ein weißer Polizist im Bundesstaat South Carolina wegen Mordes angeklagt. Der 33-Jährige hatte nach dem Vorfall in der Stadt North Charleston vom vergangenen Samstag angegeben, er habe um sein Leben gefürchtet, nachdem ihm der Afroamerikaner bei einer Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe.

Ein Video, das unter anderem der New York Times zugänglich gemacht wurde, zeigt indessen, dass der Beamte dem Mann mehrfach in den Rücken schoss, während dieser zu fliehen versuchte. Der Zeitung zufolge feuerte der Polizist acht Mal auf den anscheinend unbewaffneten vierfachen Familienvater. Aus Szenen des Videos könnte laut Berichten auch hervorgehen, dass der Beamte anschließend seine Elektroschock-Waffe neben den Toten legte. Das Video soll von einem Passanten stammen.

Der 50-Jährige sei fünfmal getroffen worden, viermal davon im Rücken, berichtete die Charlestoner Zeitung Post and Courier unter Berufung auf den Anwalt der Familie des Getöteten. Die Bundespolizei FBI will den Fall nach Angaben des US-Justizministeriums in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden untersuchen.

Der Bürgermeister von North Charleston sagte dem Blatt zufolge, der Polizist habe eine falsche Entscheidung getroffen. „Wenn man falsch liegt, liegt man falsch“, sagte Keith Summey auf einer Pressekonferenz. Bürger der Stadt riefen für Mittwoch zu einem Protestmarsch vor dem Rathaus auf.

Zuletzt hatten in den USA mehrere Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze Empörung ausgelöst. In Ferguson (Missouri) war es zu tagelangen Unruhen gekommen, nachdem im vergangenen August ein Beamter den unbewaffneten afroamerikanischen Teenager Michel Brown erschossen hatte.

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16 Kommentare

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  • Soll man sich in dem Artikel informieren, oder ist die sinnfreie Erwähnung des "Unbewaffneten" jetzt Routine?

     

    Es ist grundsätzlich völlig irrelevant ob das Gegenüber unbewaffnet ist.

     

    Was das wacklige Video immerhin sehr deutlich im Gesichtsfeld zeigt: Es gab zur Schussabgabe keine Gefährdungslage für den beamten oder für Dritte.

     

    Es gab keine Androhung des Waffengebrauchs.

     

    Es wurde ohne nachvollziehbaren Grund auf den Oberkörper geschossen ist an der Viseirlinie halbwegs erkennbar).

     

    Anlasslos und sicher auch nach NC-Polizeirecht vollkommen rechtswidrig.

     

    Dazu noch eine bewußte Veränderung am Spurenbild am TO, das legt einen Tatvorsatz nahe.

     

    Die Möglichkeit des Hinterherschießens sind in D. im UZwG geregelt und auf wenige Fälle beschränkt.

     

    § 12

     

    "(1) Schußwaffen dürfen nur gebraucht werden, wenn andere Maßnahmen des unmittelbaren Zwanges erfolglos angewendet sind oder offensichtlich keinen Erfolg versprechen. Gegen Personen ist ihr Gebrauch nur zulässig, wenn der Zweck nicht durch Waffenwirkung gegen Sachen erreicht wird.

     

    (2) Der Zweck des Schußwaffengebrauchs darf nur sein, angriffs- oder fluchtunfähig zu machen. Es ist verboten, zu schießen, wenn durch den Schußwaffengebrauch für die Vollzugsbeamten erkennbar Unbeteiligte mit hoher Wahrscheinlichkeit gefährdet werden, außer wenn es sich beim Einschreiten gegen eine Menschenmenge (§ 10 Abs. 2) nicht vermeiden läßt.

     

    Wer solche "Polizei" hat, braucht keine Verbrecher mehr....

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @KarlM:

      Bravo!

      • @1714 (Profil gelöscht):

        Wenn KarlM ausnahmsweise zu dem Schluss kommt es sei nicht alles mit Recht und Ordnung geschehen, die Handlung des Polizisten unangemessen, ist das ja bereits sehr fortschrittlich.

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          An dem dokumentierten Ablauf ist m.E. wenig zu interpretieren.

           

          Hat mit meinem Polizeiverständnis aber auch garnichts zu tun.

           

          Das ist schlicht eine rechtswidrige Handlung, muss umgangssprachlich auch als "kriminell" bezeichnet werden.

    • @KarlM:

      Bei dem obigen Foto fiel mir ein:

       

      Gelernt ist gelernt!

      • @Tecumseh:

        Na ja, der Gedanke an eine Wiederbelebung der "alten" südafrikanischen Polizei kommt bei den Bildern schon auf!

         

        Wer dermaßen disponierte Personen in den polizeidient aufnimmt, darf sich über solche Bilder auch nicht wundern...

        • @KarlM:

          KarlM hat jetzt endlich alles Schwarz auf

          Weiss. KarlM weiß jetzt: Die Polizei schiesst auch einfach so mal Leute tot.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Gibt es noch irgendjemanden, der diese Brutalität auch nur ansatzweise zu erklären versucht? Ist es nicht nunmehr ganz deutlich, daß im Land der Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit ein Staat im Staate existiert (einer von mehreren!) der sich von jedweder Form der Zivilisation weitest entfernt hat? Und schon hier: alle die diese Äußerungen als anti-amerikanisch abtun, sind blind, taub und wollen nicht begreifen.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Nein, diese Tat ist durch nichts zu

      rechtfertigen.

      Offensichtlich hat die amerikanische

      Polizei ein gewaltiges Personalproblem

      Antiamerikanisch sind sie trotzdem.

      Ihnen ist auch jeder andere Vorwand recht.

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @Cuchillo:

        Sie irren sich gewaltig. Ich bin anti-heuchlerisch. Ob das Amerikaner sind, Finnen, Russen, Jamaikaner oder Deutsche: wer höchste Ansprüche an seine Umgebung stellt und sich selber einen feuchten Kehricht darum schert, ist verlogen und heuchlerisch. Es geht in der Welt nicht gegeneinander, es geht nur miteinander. Die USA und Deutschland sind nun mal eng miteinander verbandelt, das ist für sich gesehen ja auch in Ordnung. Nur ich empfinde abgrundtiefe Verachtung, wenn die USA uns und anderen Völkern moralische Zeigefinger vorhält und selbst eine völlig verrottete Gesellschaft darstellt. Das ist nicht anti-amerikanisch, keineswegs.

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Sie sind sicher vieles.

          Antiamerikanisch, Antikatholisch,

          Antiisraelisch aber anti-heuchlerisch ?

          Bei linker und islamischer Heuchelei

          habe ich ihr flammendes Schwert der

          Gerechtigkeit noch nie erblickt.

          • 1G
            1714 (Profil gelöscht)
            @Cuchillo:

            Den Begriff "Links" sollte man zunächst mal definieren. Aber "Links" ist keine Weltmacht, die mit missionarischem Eifer versucht, anderen ihre Ansicht aufzuzwingen. Das haben einige Nationen versucht, sind aber gescheitert. Beim Islam ist es ähnlich. Aus dem Koran (das sagen unabhängige Experten) kann man den Missionsauftrag herauslesen oder auch nicht. Ähnlich wie aus der Bibel. Die USA hingegen stellen hingegen eine Weltmacht dar. Es gibt viele -leider nicht genug- durchaus aufgeklärte Amerikaner, die sehr wohl Verständnis und Empathie für andere Völker aufbringen. Die unterstütze ich nach Kräften; ich habe viele Freunde dort. Jedoch sind sämtliche Sonntagsreden der "offiziellen" USA von schmalztriefenden Redewendungen durchsetzt, was es doch für ein tolles Land sei, wie sehr man doch die Menschenrechte, Menschenwürde, Gerechtigkeit verbreiten will. Das steht in krassem Gegensatz zu den tatsächlichen Handlungen, innen wie außen. Und Israel? Es gibt auch da viele Leute, die den Frieden tatsächlich haben wollen. Leute wie Liebermann und Netanjahu tönen genau damit überall herum und machen das genaue Gegenteil. Israel ist bekanntlich auch eine Staatsmacht, wenn auch regional. Ich wehre mich gegen diese Heuchelei und davon wird mich nichts und niemand abbringen.

        • @1714 (Profil gelöscht):

          mit Antiamerikanismus hat das nichts zu tun. Das ist nur ein Kampfbegriff.

          • @fornax [alias flex/alias flux]:

            Gääähn.

            • @Cuchillo:

              Ich bin zwar nicht FLW, aber wie Sie linke und islamische Heuchelei definieren würde mich brennend interessieren!

            • @Cuchillo:

              Sind die Amerikaner die auf den Straßen demonstrieren etwa Antiamerikaner?

               

              "Gääähn", ja, den geb ich zurück... Lanweilt. Wahrscheinlich ist man demnächst antideutsch wenn man sich gegen Polizeigewalt in Deutschland ausspricht.