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Kommentar Rassimus in OstereuropaMelden und wegsehen

Kommentar von William Totok

Medien und Politiker schauen gern weg, wenn es um den Rassimus im Osten Europas geht. Brüssel müsste darauf bestehen, dass die Situation der Roma verbessert wird.

ber den Rassismus gegen die Roma wird in aller Regel nur spärlich berichtet. Ausnahmen von der Regel werden nur gemacht, wenn Blut fließt oder Menschen getötet werden. Wie jüngst in Tschechien, als ein brutaler rechtsradikaler Mob gegen die Roma wütete. In den Berichten heißt es dann oft verharmlosend, es handle sich um bedauerliche Einzelfälle und die Behörden würden alles unternehmen, um derartige Vorkommnisse in der Zukunft zu unterbinden.

Rechtsradikale Organisationen wie die bulgarische Ataka, die Ungarische Garde, die rumänische Neue Rechte oder die tschechische Arbeiterpartei hetzen derweil ungestört gegen die größte europäische Minderheit, die Roma. Sie beschuldigen die Angehörigen dieser Minderheit für die wachsende Kriminalität in ihren Ländern, plädieren für die Schaffung von sogenannten Bürgerwehren oder die Sterilisation der "Zigeuner". Solche Organisationen sind nur die sichtbaren Aufwiegler, die auch für die jüngsten Ausschreitungen gegen Roma in Ungarn oder Tschechien mitverantwortlich sind. Der mehr oder weniger latente Rassismus der Bevölkerung, gerade auch des östlichen Europa, wird von den Medien ebenso wie von den Regierungen zumeist verschwiegen. Offene Kritik gar an ihm findet sich kaum.

Die Kette der jahrhundertelangen Verfolgung, Erniedrigung und rassistischen Ächtung der "Zigeuner" findet heute in den brutalen Anschlägen auf Roma eine traurige Fortsetzung. Und das in EU-Ländern, in denen man sich zu den europäischen Werten bekennt. Diese Werte - unter denen die Bekämpfung des Rassismus eine zentrale Rolle spielt - bleiben bislang reine Lippenbekenntnisse. Denn solange Brüssel nicht darauf besteht, dass den Versprechungen der Regierungen von Ländern wie Ungarn, Tschechien, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei konkrete Taten folgen, werden sich die katastrophalen Lebensbedingungen der Roma nicht verbessern. Eine nachhaltige Bekämpfung des Rassismus ist bekanntlich nur dann möglich, wenn leere verbale Gesten nicht den politischen Willen ersetzen.

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2 Kommentare

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  • T
    ThomasKook

    Wobei sich die Frage stellt, ob diese Skandale in Osteuropa genau so passiert sind, wie sie bei uns berichtet werden. Und welche Vorgeschichte es gibt. Eine Frage ist auch, ob die Mehrzahl der Roma sich wirklich in die Gesellschaften ihrer Länder integrieren möchte. Die Berichte beinhalten in der Regel die Tendenz: Roma als Opfer, böse Umgebung. Rassismus ist zwar ein gängiges Schlagwort, allerdings nicht die einzig mögliche Antwort auf alle Ereignisse. Und ich wage zu behaupten, dass uns im 'Westen' die wirklichen Einblicke in die Thematiken zwischen den Roma und der Mehrheitbevölkerung(ohne hier sprachlich sofort einen Widerspruch darstellen zu wollen) fehlt.

  • AB
    Alexander Baum

    "Melden und wegsehen" kann z.T. auch für den taz-Beitrag zum Thema gelten. Denn während der Antiziganismus in Osteuropa gegeißelt wird (was völlig richtig ist!), wird gleichzeitig der vulgäre bundesdeutsche Antiziganismus nahezu ausgeblendet. Es darf aber nicht vergessen werden, das Rassismus gegen Roma und Sinti auch in der BRD eine ungebrochene Tradition hat. Angefangen beim Alltagsrassismus (noch 2002 lehnten nach Studien des American Jewish Committee 58 Prozent [!] der Bundesbürger "Zigeuner" als Nachbarn ab - wohlgemerkt ohne in den meisten Fällen jemals einen Sinto oder eine Romni wissentlich auch nur zu Gesicht bekommen zu haben) bis hin zur unsäglichen (Nicht-)Erinnerungspolitik an den NS-Völkermord an den Sinti und Roma. Antiziganismus ist ein Grundproblem der bundesdeutschen Gesellschaft, daß - anders etwa als der Antisemitismus - nicht breit geächtet wird. Hier ist auch die taz gefragt, denn selbst in der Linken und im Linksliberalismus ist dieses Thema überhaupt nicht präsent. Danke daher für jeden Artikel.