Kommentar Proteste gegen Taxi-Apps: Der Standortvorteil bleibt
Taxifahrer demonstrieren gegen Taxi-Apps. Doch ihre Argumente sind abstrus und es gibt auf dem Markt genug Platz für alte und neue Branchen.
M oderne Dienstleistungen lassen sich nicht aufhalten. Man nimmt sie deshalb so gerne in Anspruch, weil sie eine Erleichterung im Alltag bedeuten. Daher macht der Protest der Taxifahrer in Paris und anderen europäischen Städten einen gebrauchten Eindruck.
Die „traditionellen“ Fahrer und Firmen wollen verhindern, dass Kunden mit Taxis fahren, die man mit Smartphone-Apps bestellt. Dabei machen die neuen Anbieter das Mitfahren attraktiver. Ein Beispiel: Die Kunden bezahlen weniger, und Privatleute, die ohnehin unterwegs sind, können zusätzliches Geld verdienen.
Andere Modelle beruhen auf ähnlichen Kombinationen von Vorteilen. Das ist so, wenn Leute ihre Wagen mithilfe des Carsharing-Anbieters Nachbarschaftsauto verleihen oder die Wohnung während des Urlaubs über Airbnb vermieten. Das muss möglich sein und sollte auch von Lobbyisten nicht verhindert werden dürfen.
Schließlich sind die Beschwerden der alten Platzhirsche abstrus. Mangelhafte Ortskunde, zu niedrige Tarife der Alternativtaxis? Die Einschätzung möge man doch bitte denen überlassen, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen. Stimmt die Qualität nicht, werden die Smartphone-Chauffeure wieder verschwinden.
Sollten sie weiter Erfolg haben, wird die traditionelle Branche trotzdem nicht untergehen. Ein paar staatliche Regulierungen werden kommen. Leute mit Alkoholproblemen beispielsweise sollten grundsätzlich nicht als Privattaxifahrer tätig sein dürfen, ebenso wenig wie Fahranfänger oder Lenker von Schrottlauben. Und fraglos haben die konventionellen Taxis auch Service- und Standortvorteile. Erreicht man um 23.40 Uhr müde den Hauptbahnhof, ist es bequemer, den Koffer einfach zum Taxistand zu schlurren, als noch auf dem Smartphone rumzutippen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel