Kommentar Protest-Rücktritt in der Ditib: Notruf eines Insiders
Nun wird Ditib sogar aus den eigenen Reihen kritisiert. Spätestens jetzt sollte für alle klar sein, welche Interessen die Organisation wirklich vertritt.
D ie Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, sorgt mal wieder für Negativschlagzeilen. Doch diesmal dürfte sich der größte islamische Dachverband in der Bundesrepublik schwerer damit tun, Kritik an seinem problematischen Gebaren in gewohnt schnoddriger Manier abprallen zu lassen. Bislang hat die Ditib-Zentrale in Köln stets empört sämtliche „Unterstellungen der Fremdsteuerung“ zurückgewiesen. Aber nun kommt genau dieser Vorwurf von einem „Insider“, dem langjährigen Landesvorsitzenden in Niedersachsen.
Mit seinem Rücktritt zieht Yılmaz Kılıçdie Konsequenzen aus der immer übermächtigeren und unseligeren Einflussnahme Ankaras. Alle Versuche, einen eigenständigen Weg zu gehen und mehr Offenheit zu schaffen, seien gescheitert, begründet er seinen Abschied. Es ist ein Notruf, der ernst genommen werden sollte.
Wer bis dato immer noch der aberwitzigen Ansicht war, Ditib könnte ein ernsthafter Gesprächspartner in Sachen Integration sein, sollte spätestens jetzt seinen Irrtum einsehen. Nicht erst seit der Regierungsübernahme Erdoğans ist die Ditib ein schwieriger Kooperationspartner.
Anders als von ihr behauptet, war sie nämlich noch nie nur eine Religionsgemeinschaft, die sich um die religiösen Belange der in Deutschland lebenden Muslime kümmert. Von jeher bestimmt das dem türkischen Ministerpräsidenten direkt unterstellte Diyanet, das Präsidium für Religiöse Angelegenheiten, die Geschicke des Verbands. Und genauso lange ist der Ditib-Vorsitzende in Personalunion türkischer Botschaftsrat.
Die lang gehegten Hoffnungen auf eine Transformation hinein in die bundesdeutsche Gesellschaft haben sich nicht erfüllt, im Gegenteil. Ditib wirkt zunehmend desintegrierend. Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung aktuell keine Projekte mehr fördert, die in der Trägerschaft der Ditib liegen. Doch das reicht nicht. Auf allen Ebenen sollte klargestellt werden: An einer fünften Kolonne des autokratischen Erdoğan-Regimes besteht kein Bedarf.
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