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Kommentar Pflege und KorruptionOhne Kontrolle geht es nicht

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der Pflegebereich ist mittlerweile nicht mehr überschaubar. Das macht Betrügereien, Schmiergelder und Ausnutzung der Patienten möglich.

Missstände im Pflegebereich treffen die Schwächsten: Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Bild: dpa

M anche Pflegebedürftige (und Angehörige) wundern sich schon mal: Der Pfleger, der heute Morgen das Frühstück gemacht hat, war gerade mal fünf Minuten da. Die anderen Pfleger brauchen gewöhnlich eine Viertelstunde. Und der Fragebogen, auf dem die betreute Person ankreuzen soll, was der Pflegedienst gemacht hat, ist auch nicht da. Den hat der Pfleger mitgenommen – obwohl er beim Patienten bleiben soll.

Ohne diesen Bogen ist keine Kontrolle möglich – weder für den Patienten noch für die entsprechenden Kontrollinstanzen. Es kann passieren, dass ein Prüfbogen später wieder auftaucht, weil der Pfleger ihn aus Versehen eingesteckt hat. Vielfach aber sind verschwundene Papiere Absicht. Die werden nämlich heimlich „korrigiert“: Leistungen werden angekreuzt, die nicht erbracht worden sind, und trotzdem abgerechnet werden.

Dass es Betrügereien im Pflegebereich gibt, davon darf ausgegangen werden. Dass Schmiergelder für Ärzte und Pflegedienste in nicht geringem Ausmaß fließen, ahnt man auch. Ebenso, dass Pflegedienste gelegentlich die Schwäche von Patienten ausnutzen, um zu betrügen. Warum ist all das aber möglich?

Weil der Pflegebereich inzwischen so voluminös und unüberschaubar ist, dass flächendeckende Kontrollen kaum noch möglich sind. Wenn eine Qualitätskontrolle heimlich nachgebessert wird, ist das kriminell. Wenn kritische Berichte nur bei denen ankommen, die die Missstände verursachen, und nicht bei denen, die Pflege in Anspruch nehmen und dafür zahlen, dann hat das mit Transparenz nichts zu tun.

All das treibt die Pflegekosten in die Höhe und füllt die falschen Taschen. Pflege muss bezahlbar bleiben. Pflegemissstände müssen dringend aufgeklärt, Pflegemissbrauch sollte hart bestraft werden.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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3 Kommentare

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  • U
    unbenannt

    Warum setzt man nicht rüstige Rentner ein, die ein spezielle Schulung bekommen.

     

    Die so allgemein als nutzlos dargestellten Alten können so einen Job natürlich mit Bezahlung gut machen und sie sollen auch wahrheitsgemäß berichten können.

     

    Anderer Vorschlag auch wieder spezielle Schulungen und dann laßt alte Leutchen für ein paar Wochen in div. Pflegeanstalten zur Probe wohnen. So kann auch aufgedeckt werden, natürlich auch mit Bezahlung für deren Einsatz, natürlich nicht als 1 € Job zu sehen.

  • I
    Irmi

    http://www.sueddeutsche.de/thema/Claus_Fussek.

     

     

     

    Hier findet man Artikel, welche die schlimme Situation pflegebedürftiger Menschen aufzeigt.

     

     

     

    Wenn man das so liest, möchte man am liebsten seinem Leben jetzt schon ein Ende setzen, als so über Jahre behandelt zu werden und auf den Tod warten zu müssen. Bis dahin der Geldgier einiger Heimbetreiber, der Interresselosigkeit der Politiker und schlecht gelaunter und noch schlechter bezahltem Pflegepersonal ausgeliefert zu sein.

     

     

     

    Das alles ist so respektlos, so menschenverachtend, so deutlich gemacht, das ein alter und dann noch pflegebedürftiger Mensch nur noch nutzlos und kostenträchtig in dieser Welt nicht mehr akzeptiert wird

    • U
      unbenannt
      @Irmi:

      Leider ist unter http;//www.sueddeutsch....die Seite nicht zu öffnen, aber wenn man bei Google Claus Fussek Pflege eingibt findet man div. Artikel wie: Pflege die krank macht, oder wenn Vernachlässigung zur Regel wird, oder 120 Hilferufe in 2 Wochen.