Kommentar Parteispenden: Wie eine Nebelwand

Das deutsche Spendenwesen ist ein undurchdringlicher Dschungel. Und „Sponsoring“ erlaubt verdeckte Parteienfinanzierung

Eine Handvoll Kleingeld

Parteispenden: kleine Münzen, große Wirkung Foto: ap

Es war nur ein gemütliches Abendessen – aber mit Kanzlerin Merkel. Für dieses Privileg waren die geladenen Firmenchefs gern bereit zu zahlen, wie die CDU-Zentrale hinterher zugab. Aber genaue Summen musste die Union nicht nennen, wie viel sie mit diesem diskreten Fundraising-Dinner eingenommen hatte. Denn das Spendenwesen der Parteien ist noch immer so undurchsichtig wie eine Nebelwand.

Possen gibt es viele: Zum Beispiel hat die AfD bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz zwei Millionen Gratiszeitungen verteilt, die für die Rechtspopulisten werben sollten. Aber woher kam das Geld für diese aufwendige PR? Das konnte bis heute nicht geklärt werden.

Sogar im Ausland ist schon aufgefallen, dass das deutsche Spendenwesen ein undurchdringlicher Dschungel ist. Mehrfach hat der Europarat gemahnt, dass die hiesigen Parteifinanzen transparenter werden müssen.

Vor allem zwei Missstände werden zu Recht angeprangert. Erstens: Das Finanzwesen der deutschen Parteien ist so unübersichtlich, weil die Spender erst ab einer Summe von 10.000 Euro namentlich genannt werden müssen. Also werden die Zuwendungen gestückelt, und schon erfüllt sich der Traum aller Lobbyisten: Unerkannt können sie Einfluss nehmen.

Zweitens bietet sich für die Spender noch ein weiterer Umweg an, wenn sie in die Anonymität fliehen wollen: Sie zahlen nicht direkt in die Parteikasse ein, sondern betreiben „Sponsoring“. Sie finanzieren Feste, Veröffentlichungen, Parteitage oder auch Geschäftsstellen. Weder der Fantasie noch den Summen sind irgendwelche Grenzen gesetzt, denn das Sponsering ist nicht näher geregelt.

Eine Demokratie geht davon aus, dass alle Bürger gleich sind, weswegen jeder genau eine Stimme hat. Es kann nicht sein, dass einige gleicher sind, indem sie unerkannt spenden – und damit Macht ausüben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.