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Kommentar Papst Benedikt XVI.Zu „modern“ für Gottes Statthalter

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Mit seiner Amtsaufgabe entzaubert Joseph Ratzinger ein wichtiges Ritual. Die katholische Kirche wird sich davon nicht so schnell erholen.

Am Tag als Benedikt XVI. seinen Rücktritt bekannt gab: Tiefes Grollen und ein Blitzschlag über dem Peters Dom. Bild: dpa

K ann man beschließen, nicht mehr der Stellvertreter Gottes sein zu wollen? Kann man entscheiden, sich künftig vom Allmächtigen nicht mehr bis hin zur eigenen Unfehlbarkeit erleuchten zu lassen?

Wer nicht religiös ist, zuckt bei derlei Fragen vermutlich die Achseln. Mit jener Mischung aus Gleichgültigkeit und Ratlosigkeit, mit denen säkulare Liberale alle Religionen betrachten: Man hat ja nichts dagegen, aber warum ein Drama daraus machen?

Jeder Glaubensinhalt, den man selbst nicht teilt, wirkt irrational und absurd. Interessant sind jedoch nicht die religiösen Botschaften als solche, sondern die Kontexte, in denen sie stehen. Und die Folgen, die sie haben.

Katharina Behling
BETTINA GAUS

ist politische Korrespondentin der taz.

Die Frage, ob sich ein Papst im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte aufs Altenteil zurückziehen kann, berührt einen Kern des Katholizismus.

Kirchenrechtlich ist ein Rücktritt allerdings kein Problem: Wenn der Schritt aus freien Stücken erfolgt, also ohne Druck von außen, und wenn er außerdem öffentlich angekündigt wird, dann ist er wirksam und hat dieselben Konsequenzen wie der Tod eines Oberhauptes der katholischen Kirche.

Aber das ist eine sehr theoretische Betrachtungsweise. Es ist kein Zufall, dass Päpste in der Geschichte nur sehr selten zurückgetreten sind und noch viel seltener freiwillig. Papst Coelestin V. trat im Jahr 1294 zurück: ein Mann, der sich dem Amt offenbar nicht gewachsen fühlte, der als Einsiedlermönch starb und später heilig gesprochen wurde.

Dieser Rücktritt liegt mehr als 700 Jahre zurück. Mehr als 700 Jahre! Kein anderes Amt wurde über einen so langen Zeitraum hinweg von seinen jeweiligen Trägern bis zum Tod ausgeübt, läßt man die wenigen Fälle einmal beiseite, in denen Päpste durch äußere Umstände wie Intrigen und Erpressungen zum Verzicht gezwungen wurden.

Gewiss war Benedikt XVI. nicht der erste Papst, der sich altersschwach fühlte. Aber für keinen seiner Vorgänger war das ein hinreichender Grund, sein Amt aufzugeben. Im Gegenteil. Der angekündigte Rückzug wirkt jetzt – ob absichtsvoll oder zufällig – eher wie eine Distanzierung vom Vorgänger und einstigen Vertrauten.

Johannes Paul II. hatte erklärt, er lege die Dauer seiner Amtszeit in Gottes Hände. Was hieß: Er blieb Papst bis zu seinem Tod. Und hat durch seine öffentlich gelebte Krankheit eine Auseinandersetzung mit den Themen Leid und Behinderung erzwungen.

Das wollte und will sein Nachfolger nicht. Dessen Entschluss zum Rücktritt lässt sich auf sehr verschiedene Weise betrachten: als demütige Geste eines Menschen, der seine eigenen Grenzen erkennt und öffentlich benennt – oder als rationale Entscheidung des Managers einer Weltkonzerns, der weiß, wann es Zeit ist, abzutreten.

Der angekündigte Rücktritt des Papstes kann als Akzeptanz der Herausforderungen gewertet werden, mit denen das Pontifikat im 21. Jahrhundert konfrontiert ist, anders ausgedrückt: als Bereitschaft, sich im Spannungsfeld zwischen religiösen und weltlichen Anforderungen zu bewegen und die jeweils richtigen Prioritäten zu setzen. Ein Papst, der nicht mehr mobil ist, kann sein Amt nicht so ausüben, wie es heutzutage von ihm erwartet wird. Also muss er zurücktreten.

Muss er wirklich? Die Entscheidung des „noch amtierenden“ Papstes zum Rücktritt – was für eine Formulierung! Geht das: des „noch amtierenden“ Stellvertreter Gottes? –, diese Entscheidung also wirkt modern.

Zukunftweisend, wenn man darunter denn die Einsicht verstehen will, dass die eigenen Kräfte schwinden. Aber ist das nicht ein bisschen wenig, ein bisschen allzu „modern“ – für Gottes Statthalter?

Die katholische Kirche behauptet, dass die Kardinäle im Konklave bei der Papstwahl von irgend einem Zeitpunkt an nicht mehr von machtpolitischen Erwägungen geleitet werden, sondern dass der göttliche Wille auf sie übergeht.

Der Rücktritt des Papstes wird deshalb auch im Hinblick auf die Wahl seines Nachfolgers nicht folgenlos bleiben. Wer zeigt, dass er einfach gehen kann, entzaubert das Ritual.

Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. droht die katholische Kirche zur Gefangenen eines Mythos zu werden, den sie selber geschaffen hat. Hätte ein alter Mann einfach erklärt, er wolle sich jetzt endlich ausruhen – niemand hätte darin ein Problem sehen können. Aber Benedikt XVI. ist eben nicht einfach ein alter Mann. Sein Rückzug dürfte für Unruhe sorgen. Nicht für lauten Protest, aber für lange anhaltendes Unbehagen. Das hat der katholischen Kirche gerade noch gefehlt.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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28 Kommentare

 / 
  • D
    Daniel

    "Kirchenrechtlich ist ein Rücktritt allerdings kein Problem: Wenn der Schritt aus freien Stücken erfolgt, also ohne Druck von außen, und wenn er außerdem öffentlich angekündigt wird, dann ist er wirksam und hat dieselben Konsequenzen wie der Tod eines Oberhauptes der katholischen Kirche."

     

    Warum muss man dann nach dieser Feststellung doch noch ein Problem daraus machen?

    Weil man die Stellung des Bischofs von Rom oder dessen Unfehlbarkeit nicht begriffen hat?

    Oder einfach weil man die Zeitung voll bekommen muss?

  • W
    wauz

    Geschimpfe statt Kritik

     

    Nahezu alles, was an öffentlicher "Kritik" am Papst daherkommt, gerade auch an Benedikt XVI., lässt sich auf zwei Punkte eindampfen: 1. der Papst ist katholisch. 2. Er erfüllt die jeweiligen Wünsche nicht.

     

    Wenn man sich die Wünsche dann näher anschaut, dann wird es sofort klar, welch Geistes Kind die Kritiker sind. Mir fällt da ein gewisser Herr Wulff ein, der mal eben die Ehefrau auswechselt und sich dann daran stört, dass Papst und katholische Amtskirche das nicht gutheißt (Segnen heißt nichts anders als Gutheißen!)

    Da soll die Kirche dieses und jenes, Politik, Wohlfahrt, Kinderbelustigung, bloß wenn Joseph Ratzinger darauf hinweist, dass der Kern christlichen Glaubens nun einmal der Christus Jesus ist, dann werden alle gleich grantig. Das ist unbequem. Dann lieber eine "abrahamitische" Ökumene, und in jedem Fall ohne jede Mission und Verkündigung, Matthäus 28, 19-20 zum Trotz.

    Niemand muss katholisch oder überhaupt Christ sein. Wer an Jesus nicht glauben will, ist in der Kirche nicht gut aufgehoben. So mancher wäre gut beraten, endlich zuzugeben, dass er eine Kirche ohne Glauben, dafür als Wohlfahrtsinstitut für alle und jeden will. Und dann wäre auch jedem klar, was von dieser Art der Kritik zu halten ist.

  • A
    Arne

    Ich bin evangelisch-reformierter Protestant und mich geht dieser Rücktritt insofern was an:

    Welche Steuermittel werden vom deutschen Staat an den Pensionär Ratzinger gezahlt? Bekannt ist, dass die ganze Pfaffentruppe in Deutschland durch den Steuerzahler (NICHT DEN KIRCHENSTEUERZAHLER) alimentiert wird.

    Desweiteren interessiert mich seine Staatsbürgerschaft. Ist er Deutscher oder Staatsbürger des Vatikans oder besitzt er beide Staatsangehörigkeiten? Mich würde schon interessieren, ob er in der BRD wahlberechtigt ist und Anspruch auf Zuweisungen vom Staat hat.

     

    Ansonsten ist Herr Ratzinger für mein Leben vollkommen uninteressant. Er hatte in seiner Amtzeit als Papst keinerlei Auswirkungen auf irgendetwas, was mit meinem Leben zu tun hatte. Nicht mal durch irgendwelche öffentliche Ansprachen hat er irgendetwas bewirkt, was in der BRD Konsequenzen gehabt hätte. Konsequenzen hat hier eine protestantisch-puritanische Haltung, die Verzicht predigt (Lohnabbau, Hartz IV und andere soziale Kürzungen), Enthaltsamkeit fordert (Rauchverbote überall) und Entsagen jedweden Lustprinzips (Brüderle).

  • EV
    Eine_r von Millionen

    @Christlicher Humorist:

     

    Sobald sich "ihr Verein" aus sämtlichen staatlichen und politischen Angelegenheiten heraushält, nicht mehr mit Hunderten Milliarden Euro gefüttert wird (von denen nicht einmal 10% in die viel gepriesenen "sozialen Aktivitäten" fließen, die ohnehin öffentliche Aufgabe wären), das unter den Nazis zustandegekommene Reichskonkordat endlich aufgelöst wird, "ihr Verein" samt Nebenvereinen keine Sonderrechte auf Diskriminierung von Menschen und Verbreitung von Hass und Gewalt mehr bekommt und zudem Kinder und Jugendliche in dieser Gesellschaft vor der Indoktrination durch religiösen Obskurantismus effektiv geschützt werden, halten "wir" (nicht liberal, eher sozial und demokratisch im eigentlichen Sinne) uns gern aus "ihrem Verein" heraus.

     

    "Ihr Verein" ist es, der allen Menschen seine menschenfeindliche, antidemokratische und unterdrückerische Ideologie aufzwingen will. Ich fordere hingegen Religionsfreiheit im eigentlichen Wortsinn: Das Recht jedes Menschen, in allen Lebensbereichen FREI VON RELIGION leben zu können!

  • EL
    Ernst Lehmann

    Der Eindruck, da wolle der jetzige Papst ohne wirkliche Not sich einfach noch einen weniger beschwerlichen Lebensabend sichern, wird sich m.E. nicht bewahrheiten. Mir scheint es eher wahrscheinlich, dass es um die Gesundheit des noch amtierenden Papstes schlechter bestellt ist als bisher gedacht. Heute wurde z.B. bekannt, dass Papst Benedikt seit längerem einen Herzschrittmacher trägt. Und ob es für die Kirche besser ist, sich als Institution zu präsentieren, deren oberster Stellvertreter sich ständig als kurz vor dem Ableben präsentiert, ist trotz der nachträglichen Beliebtheit von Papst Johannes Paul II fraglich. Ausserdem hatte Benedikts Vorgänger einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Er hatte Kardinal Ratzinger im Rücken, der den Betrieb in seinem Sinne am Laufen hielt. Diesen Vorteil hat der amtierende Papst unbestrittenerweise nicht, der sogar von seinem eigenen Leibdiener betrogen wurde...

  • K
    kroete

    Zumindest beim Rückzug aus seinem Amt zeigt der Pontifex Größe, schwinden seine irdischen Kräfte wie allen alten Menschen.

    Schade, ich hatte mir gewünscht, daß dieser erzkonservative Wissenschaftler konsequent seinen Lehren Taten folgen ließe, seine greise Herrenriege die Mehrheit der Christen aus dieser realitätsfernen Kirche ausschließen müßte, sie als minderwertig, pervers oder sündhaft deklariert.

    Da ist der Machterhalt auch der Kirche wichtiger als den eigenen Worten Taten folgen zu lassen, würde sie schnell völlig zerfallen.

    Der nächste Stellvertreter Christi sollte dessen Lehren alle Ehre machen, um diese Genealogie zu rechtfertigen, die allein durch Glauben legitimiert ist.

  • CH
    christlicher Humorist

    Das ist ja alles seltsam bei der TAZ. Bei keiner anderen Zeitung gibt es soviele Leser die mit der "Kirche" nichts am Hut haben.

    Aber Kommentare, Kommentare, Kommentare abgeben.

    Kümmert euch doch um euren eigenen Verein...

    Oder wollt Ihr etwa missionieren ? Igitt !

  • RB
    Rainer B.

    Nicht auszuschließen, dass es eine göttliche Eingebung war. Joseph Ratzinger wurde wahrhaft erleuchtet.

     

    Ein Wunder ist geschehen! Plötzlich muss er erkannt haben, dass in seiner Kirche ein Haufen reaktionärer Blutsauger die Fäden ziehen, von denen man sich als gläubiger Mensch tunlichst fernhält. Leider etwas zu spät.

     

    Sanctus, Sanctus, Sanctus!

  • FM
    F. M.

    von pauli: stellvetreter jesu, nicht gottes! dafuer holt euch der teufel! :)

     

    Auch falsch! Aber dafür holt Sie noch nicht einmal Ratzingers Geist, wenn er denn mal mit der Gespensterei beginnt.

     

    Der genaue Wortlaut im Codex Iuris Canonici:

     

    Canon 331

     

    Der Bischof der Kirche von Rom, in dem das vom Herrn einzig dem Petrus, dem Ersten der Apostel, übertragene und seinen Nachfolgern zu vermittelnde Amt fortdauert, ist Haupt des Bischofskollegiums, Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden; deshalb verfügt er kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann.

  • LG
    L. Georg

    @Frau Kirschgrün

     

    Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen wider deinem Nächsten.

    Frau Kirschgün, Gott gibt es, S I E sind es. Jeden Tag sind Sie in der Kirche. Sie nennen sie nur Lebenswirklichkeit.

     

    Erwischt!

  • I
    ion

    Und jetzt muss auch noch B. Gaus, "politische Korrespondentin der taz", etwas zum Thema Aberglaubens-‘Popanz’ absondern – gibt 's in der taz-Redaktion noch irgendjemanden, der sich nicht an diesem privaten Vereins-Thema abarbeitet? Ist die taz inzwischen Sprachrohr des Vati-can‽

    Ich plädiere dringlich dafür, dass die taz-Redakteure darüber konferieren, ob künftig noch über das, resp. jegliche Aberglaubensthemen (und falls: ‘Ja’, zu welchen Anlässen und in welchem Umfang) zu berichten wäre, zumal die themenkontextuellen taz-Artikel-chen nicht aufklärerisch sind, insofern also dem der bürgerlichen Presse entsprechen; Vor Jahren konnten man sich in der taz intern darüber einigen, nicht über die so genannte ‘Formel1’ zu berichten – ex aequo bitte für Aberglaubensschrott.

    E S G I B T K E I N E N G O T T (, der für den von uns auf diesem Planeten veranstalteten Saustall verantwortlich sein könnte) !

     

     

    @ Wolfgang Banse (12.02.2013 13:42),

    reichd’s nich vür ain Rächtsschreibprogramme, oder isdas, wassie in Ihrän Läserkommentaren zusammentackern Kunst und kann weg.

    (Ansonsten alles klar in Norderstedt beim MultiBecks⸮)

  • G
    George

    Frau Gaus,

     

    welch ein Kontrast zum heutigen Hetzkommentar von Katholikenhasserin Ines Pohl. Der war nur hohl.

     

    Ihnen danke ich ausdrücklich für eine lesenswerte, kompetente Kommentierung und den Blick auf mögliche Folgen des Rücktrittes von Papst Benedict.

     

    So geht seriöse taz. Und so fühlt man sich als gläubiger Katholik nicht diskriminiert und beleidigt.

     

    Geht doch.

  • C
    cadaverbag

    @Washingtonsstamp:

     

    Interessante These mit Crowley, Bhudda und Mohamed in einem Atemzug ...

     

    Ich verstehe ihr Posting so, daß Spiritualität humbug ist, betrieben von selbstsüchtigen Egomanen.

     

    Das ist falsch.

     

    Ich bin absoluter Kirchenskeptiker, m.M.n. wurden durch Religionen und Kirchen mehr Menschen getötet/gequält als gerettet (auf Erden:). Von daher eher das Böse in Gestalt des Guten (entsprechende Theorien gibt es schon lange, ich halte sie für diskussionswürdig!).

     

    Spiritualität hingegen ist völlig unabhängig von irgendwelchen Götzen, Sekten und Personen. Sie ist in uns, und sie ist mächtig. Durch die Leugnung und Unterdrückung der Spiritualität werden Menschen auf die Dauer verrückt, da sie sich nicht durch Matereialismus ersetzen lässt. Siehe Weltzustand.

     

    Bhudda lehrte keine Religion und Crowley hat wiedervereint was "die Kirche" in Gut und Böse gespalten hat, was die Christen schizophren macht.

     

    Im übrigen war ich schon immer erstaunt darüber, wie schnell die Päpste nach Amtsantritt dahinsiechen. Ist das sonst noch niemandem aufgefallen? Waren die vor Antritt schon so? Wurden sie als greise Marionetten gewählt?

     

    Neugierig, ob der Beitrag durchkommt :)

  • I
    ironimus

    Oh je , liebe Frau Gaus . Sie zerbrechen sich völlig unnötig den theologischen Kopf von Katholiken . Und die katholische Kirche ? Die hat schon die Kreuzzüge Kopernikus Galilei Darwin Nietzsche BigBang DoppelHelix ... überlebt - was sollte d e r noch passieren können ?

  • M
    miri

    "Die katholische Kirche behauptet, dass die Kardinäle im Konklave bei der Papstwahl von irgend einem Zeitpunkt an nicht mehr von machtpolitischen Erwägungen geleitet werden, sondern dass der göttliche Wille auf sie übergeht." Die katholische Kirche behauptet, dass alles Gottes Wille sei, auch die Machtpolitik.

     

    Warum regen sich alle so auf? Yoda geht aufs Altenteil -- na und?

  • FK
    Frau Kirschgrün

    Es gibt keinen Gott.

    Es gibt Menschen, die versuchen zusammen zu leben. Die brauchen ethische Leitlinien, wenn sie ein zivilisiertes und verantwortungsvolles Leben leben (!) und nicht nur existieren und funktionieren wollen.

    Leider haben die mächtigeren unter diesen Menschen immer versucht - und sie tun es auch heute noch - Regeln zu schaffen, die ihnen die Macht über den "unfähigen" Rest garantiert und erhält, und die anderen klein hält und sie ihnen unterordnet. Eben z. B. die Kirche(n).

    Solange die Menschen nicht begreifen, was da an Unfreiheit, Unterdrückung, Machtgeilheit und Missachtung läuft, so lange wird sich nichts an der Richtung ändern, in der wir alle völlig blind vor Geldgier und Geltungssucht rennen. Besonders schwierig ist dabei die Hierarchie, die sich in allen Bereichen als optimales Machtinstrument erwiesen hat. Also, selbst der kleinste und unfähigste Chef glaubt, sich über andere stellen zu dürfen, stellen zu müssen. "Ich mach' doch nur meinen Job." Was für ein feiger Quatsch.

    Die Frage ist:

    Macht er seinen Job GUT?

    Ist er ethisch fundiert, hat er wirkliche Achtung und Respekt vor den Menschen?

    Behandelt er sie auf Augenhöhe? Behandelt er sie so, wie er behandelt werden möchte? Es geht um Qualität.

     

    Oder betet er Geld und die Gewinnmaximierung an und beutet menschenverachtend die Mitarbeiter und andere Menschen aus?

     

    Wer kümmert sich um menschenwürdige Arbeitsbedingungen ausserhalb des alten Europa?

    Die meisten von uns halten unseren so genannten Wohlstand für "schützenswert und erhaltenswürdig" (was soll das sein, wie soll das gehen), obwohl jeder von uns weiß, dass wir auf Kosten von den armen Ländern leben? Uns geht es so gut, WEIL es den anderen so schlecht geht! Auf welcher Grundlage kann man das rechtfertigen? AUF KEINER.

    Was braucht man wirklich zum Leben? Was macht einen wachen und lebendigen Menschen zufrieden? Ständig das Gefühl "über" anderen zu stehen? (z. B. Missbrauch in der Kirche).

    Man muss das Leben aushalten können. Auch und gerade OHNE auf anderen Menschen rumzutrampeln. NIEMANDEM scheint die Sonne aus dem Allerwertesten.

    Das macht es schwierig mit einem Leben "ohne Gott", denn jeder ist für seine Handlungen verantwortlich, und zwar für alle seine Handlungen. (Und: "Wir sind auch für unseren Gehorsam verantwortlich." - Hannah Arendt.)

    Also, ein denkender, verantwortungsvoller und emphatischer Mensch braucht keinen "Gott", an den er alle Verantwortung abschieben kann. (Na dann geh' ma halt zum Beichten und alles ist wieder gut . . . )

     

    Naja, und dann ist eben auch kein Papst nötig, der uns die goldene Regel erklärt - das kann - und vor allem - weiß JEDER Mensch - in jedem Land dieser Erde.

    Wie viel Leid hat das Christentum schon über die ganze Welt gebracht? Sklaven, Kriege, Ausbeutung, Kreuzzüge, Unterdrückung, Paktieren mit den Mächtigen - selbst mit den Nazis . . .

    Bildung, Nachhaltigkeit, Bewusstheit, Gleichberechtigung, Menschenwürde, Achtung, Respekt - ist doch alles gar nicht so schwierig, oder?! Erwartet doch jeder vom anderen, also müssen wir begreifen, dass JEDEM Gegenüber genau dasselbe zusteht.

     

    Dafür braucht es weder Gott noch Papst. Rückgrat, Verantwortungsbewusstsein, ein bisschen Mut, Achtung vor allem Lebendigen - das braucht es.

     

    Viel Kraft für Erkenntnis uns allen.

  • B
    Beo

    Nachdem die medialen Wogen zur Demission des Herrn Ratzinger das Land überflutet haben, die Gründe derselben in Endlosschleifen ventiliert werden und die Vatikan-Astrologen aller Couleur über mögliche Nachfolger im Amte Petri orakeln, habe ich mir als säkularisierter Erdenbürger auch so meine Gedanken gemacht: Wie wäre es denn mit Silvio Berlusconi (natürlich nur, wenn er bei den Wahlen am 24. und 25. Februar den angestrebten Ministerpräsidentenposten verfehlt). Der Cavaliere ist in Klerikerkreisen gut vernetzt und wird sicher die Gloriole eines Stellvertreters Gottes auf Erden mit Stolz und Freude tragen und das Amt genießen. Auch die Nähe zu den vielen Engelchen dürfte sein Herz laben. Seinem Habitus entsprechend könnte er in der Tradition von Papst Alexander VI. aus dem Hause Borgia wandeln. Positiver Effekt: Der Cavaliere wäre wahrscheinlich auf Lebenszeit dem umittelbaren Politikgeschehen enthoben.

  • P
    Provo

    Liebe Frau Gaus,

    mag Ines Pohl auch Chefredakteurin sein, mit diesem Artikel haben Sie wieder einmal bewiesen, dass Sie das

    Hirn der Taz sind!!!

    Danke!

  • VK
    Vati Kahn

    Eine Frau wird in D vergewaltigt und von kath. Krankenhaus nicht behandelt.

    Pille danach wird gefordert. Kardinal Meisner unter Zugzwang. Sein Ja lässt er vom Papst absegnen. Papst kommt darauf in Glaubenskonflikt. Gott befiehlt ihm, abzudanken.

     

    Gottes Wege sind unergründlich, aber manchmal nachvollziehbar

  • MH
    Marco Hoffmann

    "

    da hatte aber sein Nachfolger etwas dagegen

    "

    ( 12. 02. 2013 13: 28 UHR von Christoph)

     

    Stimmt, steht hier:

     

    "

    um eine Kirchenspaltung (Schisma) zu verhindern. [...] Bonifaz ließ ihn [...] in Ehrenhaft halten,

    "

    http://de.wikipedia.org/wiki/Coelestin_V.

     

    Genau das hat pater von gemmingen vorhin auf br3 im tagesgespräch für ratzinger gefordert, der dem in seinem gestrigen text in weiser voraussicht zugestimmt hat, was die taz nich schnallt, weil die anderen medien das ja auch nicht schreiben.

     

    Ratzinger hat sich seine worte wohl überlegt und keiner hört hin - der horror!

  • P
    pauli

    stellvertreter jesu, nicht gottes! dafuer holt euch der teufel! :)

  • MH
    Marco Hoffmann

    Dass rt und aljzeera english nur "aus altersgründen" verstehen und publizieren kann ich nachvollziehen, die können halt kein latein und haben die wohlüberlegten sätze schlicht nicht kapiert. Ok, shit happens.

     

    Eben im tagesgesprach auf br3 sagte pater von Gemmingen, ratzinger dürfe sich jetzt auf keinen fall mehr öffentlich äußern, sondern müsse von der bildfläche verschwinden (wohl wohnung im frauenkloster auf vatikanhügel) - das kann man teilen oder nicht, aber hier kommen wir der sache schon näher.

     

    Was ich null verstehe is, warum die taz zwar auf den text verlinkt, diesen aber nicht ließt. Is nich so viel, dauert nich lang!

     

    Hat ratzinger denn wirklich gesagt, das sei ihm alles echt zu anstrengend und er wolle lieber im schrebergarten abhängen? Nein, er hat gesagt, dass die katholische kirche kurz vorm absaufen ist und er das nicht verhindern kann.

     

    "

    Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind , hin- und hergeworfen.

    "

    http://de.radiovaticana.va/articolo.asp?c=663810

     

    Wer ändert sich da nicht schnell genug - die kurie?

  • WB
    Wolfgang Banse

    getroffene Entscheidung im Hinblick auf den Rücktritt als Pontifex Maxismus ist zu akzeptieren ud zu respektierenohne wen ud aber.

    Auch ein hoher Gesitlicher,hier Papst Benedikt XVi hat das Recht sein Amt zur Verfügung zu stellen,wenn er meint dass seine physischen Kräfte schwinden und er das Amt nicht mehr so bekleiden kann,wie man ees vielleicht erwartet,im Bezug auf das hohe Lebensalter.Auch in der katholischen Kirche muss ei Umdenkungsrozess grundsätzlich stattfinden,um die Gläubigen bei der Stange zu halten.Alte Zöpfe müssen zerschnitten werden,was die Zulassung von Frauen zum Priesterdienst,das Pflichtzölibat anbelangt.Ebenfalls muss nachgedacht werden,was die Sexualität betrifft,im Hinblick auf die Schwangerschaftsverhütung.Ebenfalls was die Lesbilität und Homosexualität betrifft.Auch i Hinblick auf das nahende Lutherjubiläum im Jahr 2017 muss ein anderer Weg beschritten werden von der katholischen Seite zu den Protestanten.Vollwertige und gleichberechtigte Kirche unter den Kirchen sollte die evangelische Kirche sein und so auch von der katholischen Seite gesehen und bahandelt werden.Bevor mit dem achermittwoch,die Leidenszeit,Fastenzeit beginnt hat Papst Benedikt XVI ein Zeichen gesetzt,dass man nicht bs zur Bahre ein Amt bekleiden muss.

  • W
    Washingtonsstamp

    Ich bin zwar nicht katholisch und auch kein Fan von Religionen mit Anspruch auf Allwissenheit. Meiner Auffassung nach ist es bereits blasphemisch, zu behaupten, man hätte ein Schlüsselein zum Himmel/Paradies/Nirvana/Walhalla/Djehenna etc. Ob Buddha, Mohamed oder Crowley, ich halte sie alle für üble Betrüger, die am ehesten in der Hölle ihr Refugium gefunden haben dürften. Ich werds wohl noch erfahren...

    Aber trotzdem, ich bin etwas traurig, dass der Imperator jetzt zurücktritt. Selten hat sich ein Papst vom Stuhl Petri gelöst, bevor er sich höchstselbstpersönlich von seinem Irrtum und Fehlglauben überzeugen konnte, von wegen Licht und so weiter. Was wird der Papst nun tun und wie redet man eine Ex-Heiligkeit an? Ich finde, Herr Ratzinger sollte einen Ministerposten im merkelinischen Kabinett übernehmen. Als Außenminister. Das wäre ein Geniestreich und die Kanzlerschaft noch etwas sicherer. Immerhin könnte ja ein Erdbeben 9.0 noch die Wiederwahl der Kanzlerin verhindern, und dieses Risiko wäre dadurch womöglich geschmälert, zumindest in Bayern. Aber in Deutschland sieht man ja alles immer nur negativ...

  • C
    Christoph

    Liebe taz,

     

    auch wenn Kirchenthemen ja nicht so wirklich zum Kompetenzbereich der taz gehören - ein bisschen Recherche hilft manchmal. Zum Beispiel zum Verbleib von Coelestin V. nach seiner Abdankung. Einsiedlermönch wäre er gern gewesen, da hatte aber sein Nachfolger etwas dagegen.

     

    Es grüßt herzlich,

     

    ein taz-lesender Katholik (sowas gibts)

  • NF
    Norbert F. Schaaf

    Unglaubwürdigkeit für Gläubigkeit und Glauben

    Zum Lebenswerk Papst Bendikt´s XVI.

    Die offenkundigen Fehleistungen der dem Christentum zugrundeliegenden Bibel werden von den Theologen heutzutage gerne damit (v)erklärt, dass Wissenschaft und Naturgesetze die eine, Theologie und Glaube eine ganz andere Sache seien. Damit wollen sie unbedingt vermeiden, sich mit den Irrtümern, Fehlern, Fälschungen, Falschübersetzungen, Fehldeutungen und verzerrenden Textübernahmen aus der Thora beschäftigen zu müssen. Obwohl seinerzeit aus der griechischen Kultur mit ihrer in der Antike allgemeinen Bildungssprache vieles bekannt war wie Atomos, das Unteilbare, das heliozentrische Sonnensystem und damit die Gestirne und Planeten in Kugelform zum Beispiel. Joseph Ratzinger war – aus Berufung? – als bedeutender Theologe um das 2. Vatikanische Konzil herum mit der Aufarbeitung dieser Texte (in Zusammenarbeit mit Uta Ranke-Heinemann und Hans Küng) beschäftigt, bevor man ihn in Erkenntnis der Brisanz der zu erwartenden Arbeitsergebnisse rasch in den (be)herrschenden Kirchenklerus abzog, wo J. Ratzinger zunächst als Bischof Karriere machte und sogar die aktive Rolle des Inquisitionschefs für ein Vierteljahrhundert ausführte und ausfüllte und sich schließlich sogar zum Papst wählen ließ. Vielleicht macht es ebensowenig Sinn, alle prekären Textstellen des Neuen Testaments auszumerzen wie die Negerlein aus der profanen Literatur, was jedoch rein gar nichts ändert an der Falschheit und Fehlerhaftigkeit des sogenannten „heiligen Buches“, das ja keineswegs von göttlicher, sondern allein von menschlicher Hand aufnotiert wurde. Indem sich Joseph Ratzinger von seiner Berufung als Aufarbeiter und Reformator des Neuen Testaments abbringen ließ, hat er sein Leben wahrlich vergeudet, ja verpfuscht und sich stattdessen lieber dem klerikalen Prunk und Pomp der katholischen Amtskirche verschrieben und einer glanzvollen Karriere mit hochfeinen Talaren, Ornaten und Sutanen einschließlich der schmucken roten Feinlederschühchen. @weingraefin

  • B
    Beobachter

    Eine Stufe drunter tuts auch noch: Der Papst versteht sich als Nachfolger des Apostels Petrus und „Stellvertreter Jesu Christi“...

  • UZ
    und zu

    Genau das ist die Frage, die am Selbstverständnis des Katholizismus rührt, die ich bereits bei Kollege Yücels 12 Fragen vermisst habe:

     

    Wer hat sich nun geirrt?

     

    Der "liebe Gott", der Unfehlbare, der Ratzinger zu seinem Stellvertreter auf Lebenszeit erwählte?

    Der "Heilige Geist", der Unfehlbare, der die Wahl Ratzingers durchsetzte?

    Oder der "Pontifex Maximus", der Unfehlbare, der diese Stelle annahm, geleitet vom Heiligen Geist, auf Lebenszeit, der sich aber plötzlich, zu Lebzeiten, für nicht mehr unfehlbar hält, obwohl er doch vom Herrgott geleitet wird?

     

     

    Religionen als Außenstehender zu kritisieren, weil eh alles Mumpitz ist, ist einfach. Religionen in ihrem Selbstverständnis zu kritisieren, das ist die wahre Kunst. Der Rücktritt Ratzingers spielt hier in einer Liga mit dem "Sündenfall" jener Wesen, die der allwissende, allmächtige, gütige Gott nach eigenem Bilde schuf, einem "Sündenfall", den er nicht vorhersehen oder verhindern konnte, ja sogar deren Urheber er mit dem Makel der Sünde schuf, nur um sie für seinen eigenen Fehler aus dem Paradies zu vertreiben.