Kommentar Panikmache von E.ON & Co.: Dreistigkeit gewinnt
Stromausfälle? Die Warnungen davor sind lächerlich. Die Energiekonzerne wollen Schwarz-Rot damit Subventionen für die Kohlekraftwerke entlocken.
D ie Warnungen klingen nur zu vertraut. Schließlich sagen die großen Energiekonzerne seit vielen Jahren Stromausfälle voraus, wann immer sie ihre Interessen bedroht sehen. Ändern tun sich allein die Begründungen. Als die Politik den Atomausstieg beschloss, warnte die Branche noch vor einem Strommangel.
Nun ist es angeblich ein Überangebot an erneuerbarer Energie, das im Land die Lichter ausgehen lassen könnte. Denn ihre konventionellen Kraftwerke rechnen sich durch den vielen Ökostrom immer weniger, warnen die Chefs der Energieunternehmen – und drohen mit Abschaltung.
Eingetreten sind diese Horrorszenarien bisher nie. Im Gegenteil: Ein deutscher Verbraucher musste im letzten Jahr im Durchschnitt nicht mal 16 Minuten auf Strom verzichten – das ist weniger als fünf Jahre zuvor und ein Wert, der andere Staaten vor Neid erblassen lässt. Und auch für die nächsten Jahre bestehen keinerlei Kapazitätsengpässe, bestätigte die Bundesnetzagentur kürzlich.
In Wahrheit, das ist ziemlich offensichtlich, fürchten die Kraftwerksbetreiber nicht um die Versorgungssicherheit in Deutschland, sondern um ihre eigenen Gewinne. Die sinken durch den Boom der erneuerbaren Energien nämlich tatsächlich. Mit ihren Warnungen unmittelbar vor Beginn der Koalitionsgespräche zum Thema Energie wollen Eon, RWE und Co. dafür sorgen, dass sie auch für ihre klimaschädlichen Kohlekraftwerke künftig Subventionen bekommen.
In einigen Jahren könnten solche Garantie-Zahlungen für Reserve-Kraftwerke in bergrenztem Ausmaß tatsächlich notwendig sein. Derzeit wären sie hingegen ein unnötiges Geschenk. Dennoch deutet vieles daruf hin, dass SPD und Union den dreisten Forderungen in ihren Koalitionsverhandlungen nachgeben – zum Schaden von Umwelt und Verbrauchern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links