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Kommentar Panikmache von E.ON & Co.Dreistigkeit gewinnt

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Stromausfälle? Die Warnungen davor sind lächerlich. Die Energiekonzerne wollen Schwarz-Rot damit Subventionen für die Kohlekraftwerke entlocken.

Licht aus. Yeah! Kürbis an. Bild: ap

D ie Warnungen klingen nur zu vertraut. Schließlich sagen die großen Energiekonzerne seit vielen Jahren Stromausfälle voraus, wann immer sie ihre Interessen bedroht sehen. Ändern tun sich allein die Begründungen. Als die Politik den Atomausstieg beschloss, warnte die Branche noch vor einem Strommangel.

Nun ist es angeblich ein Überangebot an erneuerbarer Energie, das im Land die Lichter ausgehen lassen könnte. Denn ihre konventionellen Kraftwerke rechnen sich durch den vielen Ökostrom immer weniger, warnen die Chefs der Energieunternehmen – und drohen mit Abschaltung.

Eingetreten sind diese Horrorszenarien bisher nie. Im Gegenteil: Ein deutscher Verbraucher musste im letzten Jahr im Durchschnitt nicht mal 16 Minuten auf Strom verzichten – das ist weniger als fünf Jahre zuvor und ein Wert, der andere Staaten vor Neid erblassen lässt. Und auch für die nächsten Jahre bestehen keinerlei Kapazitätsengpässe, bestätigte die Bundesnetzagentur kürzlich.

In Wahrheit, das ist ziemlich offensichtlich, fürchten die Kraftwerksbetreiber nicht um die Versorgungssicherheit in Deutschland, sondern um ihre eigenen Gewinne. Die sinken durch den Boom der erneuerbaren Energien nämlich tatsächlich. Mit ihren Warnungen unmittelbar vor Beginn der Koalitionsgespräche zum Thema Energie wollen Eon, RWE und Co. dafür sorgen, dass sie auch für ihre klimaschädlichen Kohlekraftwerke künftig Subventionen bekommen.

In einigen Jahren könnten solche Garantie-Zahlungen für Reserve-Kraftwerke in bergrenztem Ausmaß tatsächlich notwendig sein. Derzeit wären sie hingegen ein unnötiges Geschenk. Dennoch deutet vieles daruf hin, dass SPD und Union den dreisten Forderungen in ihren Koalitionsverhandlungen nachgeben – zum Schaden von Umwelt und Verbrauchern.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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4 Kommentare

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  • BI
    Bald ist es soweit!!!

    Es gibt in Deutschland Tage an denen keine Stromerzeugung mit Wind und Sonnenenergie erfolgen kann. Sollten wir dann Temperaturen im Frostbereich haben besteht das Problem des Blackouts, ob sie das wahr haben wollen oder nicht. Im Februar vor zwei Jahren musste in Österreich ein altes Ölkraftwerk für Deutschland einspringen und nur so konnte der Blackout gerade noch verhindert werden. Wenn die großen Versorger jetzt noch etliche Kraftwerke stilllegen dann können wir uns warm anziehen.

  • U
    U.H.

    Der Bericht ist sehr interessant, aber Gewinne sollen doch alle Konzerne machen, ansonsten wird Personal in Mengen abgebaut und dann ??

    Ciao U.H.

    • @U.H.:

      Wuhu lang lebe die DDR Planwirtschaft. Massenbeschäftigung mit ineffizienten ABMs Hauptsache am Arbeitsmarkt behalten. Dann lieber kürzer arbeiten, dass die die tatsächlich arbeiten mehr regenerieren können.

       

      Pauschale Gewinne für Kohlekraftwerke sind sogar Kontraproduktiv. Vorallem für Braunkohle. Diese können ihren Strom nur "durch den Schornstein jagen". Nur weil da wer sagt hör auf zu brennen, neigt Kohle dazu einfach weiterzubrennen.

       

      Aber ein Markt für kapazitäten wäre sinnvoll. Dann müssten langsame Kraftwerke wie Kohle und vorallem Atom mit "schnellen" Reglern um die Kapazitäten kämpfen.

       

      Am schnellsten können immernoch Speicher wie Pumpspeicherwerke geregelt werden, die ja außer Betrieb genommen werden.

       

      Und auch dem Gas, was zwar nicht ganz so schnell die Energie abschalten kann. Aber die Hitze verfliegt schneller. Da man Gas tatsächlich abdrehen kann.

    • @U.H.:

      Sie meinen wirklich, dass der Staat umweltschädlichen Konzernen Subventionen zahlen soll, damit die Mitarbeiter/innen dort nicht entlassen werden?

       

      Dann doch lieber gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen und die Umwelt wird dabei nicht so zerstört - im Gegenteil! (Und die Menschen auch nicht wie in der aktuellen Art und Weise)