Kommentar Ost-Ghouta: Etappensieg für Assad
Syrischen Truppen stehen offenbar kurz vor der Eroberung Ost-Ghoutas. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.
W enn man den Nachrichten aus Syrien Glauben schenken kann, dann steht das Assad-Regime vor einem weiteren Etappensieg auf dem blutgetränkten Weg zur Wiederherstellung seiner Kontrolle über das syrische Staatsgebiet. So ist es syrischen Truppen offenbar gelungen, das Gebiet von Ost-Ghouta in drei Bereiche aufzuspalten und den dort kämpfenden Gruppen islamistischer Regimegegner Koordination untereinander und Nachschub an Waffen und Munition zu erschweren.
Die Assad-Truppen werden dabei durch massive Angriffe der (wahrscheinlich russischen) Luftwaffe unterstützt und trotz aller Vereinbarungen über stundenweise Waffenruhen zur Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung ist unwahrscheinlich, dass die Kämpfe nicht zugunsten des Regimes verlaufen.
Hiermit steht der Fall der wichtigsten und für Assad sicher auch gefährlichsten Konzentration von Gegnern bevor. Die Kämpfe um kurdische Grenzgegenden im Norden sind zu weit entfernt, um dem Damaszener Regime gefährlich zu werden, die Kämpfe um Ost-Ghouta aber spielen sich vor dessen Haustür ab: Die umkämpften Gegenden liegen in unmittelbarer Nachbarschaft der syrischen Hauptstadt, die von dort aus auch direkt beschossen werden kann.
Gelingt es Assad, diese Bedrohung auszuschalten, so wird nicht nur er dies als eine Festigung seiner Macht interpretieren. Das Ende des seit sieben Jahren andauernden Krieges wird aber auch nach einem solchen Sieg weiter auf sich warten lassen, ebenso die Intervention des Auslands: Ohne russische und iranische Unterstützung kann Assad sich nicht auf Dauer halten, ohne amerikanische Hilfe auch die Kurden nicht.
Niemand kennt die langfristige Strategie dieser Staaten in Syrien, erst recht aber bleibt unklar und unsicher, wie weit zwei andere zu gehen bereit sind: Die Türkei kämpft bereits in Syrien und Israel wird immer nervöser, je mehr der Iran dort Fuß fasst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe