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Kommentar Orkan „Xaver“Ein Hoch auf die Wissenschaft

Kommentar von Richard Rother

Meteorologen haben die Fluten des Orkans „Xaver“ präzise vorhergesagt. Das hat Abwehrmaßnahmen erleichtert und Schäden minimiert. Danke dafür!

Das Jahr, das Helmut Schmidt berühmt machte - bleibt zum Glück unerreicht. Bild: dpa

D as Orkantief „Xaver“ rauscht über Norddeutschland hinweg, aber trotz zum Teil extremer Windgeschwindigkeiten und mehrerer Sturmfluten halten sich die Schäden bislang in Grenzen. Warum? Ganz einfach: Weil dieses Land und seine Bewohner gut darauf vorbereitet waren und sind. Das ist eine große Leistung, die man gar nicht hoch genug würdigen kann. Schließlich haben viele noch die verheerende Sturmflut an der Nordsee von 1962 in Erinnerung, deren Ursache eine ganz ähnliche Wetterlage wie jetzt war. Damals starben nach Deichbrüchen allein in Hamburg mehr als 300 Menschen.

Was hat sich seitdem verändert? Nun, die Deiche wurden vielerorts erhöht und verstärkt. Zudem sind die Wetterprognosen dank neuer Großrechner viel präziser geworden und der Katastrophenschutz vor Ort professioneller. Das alles kostet viel Geld – aber natürlich ist es sinnvoll ausgegebenes Geld, weil dadurch Menschenleben gerettet und hohe Schäden vermieden werden.

Bereits vor einigen Tagen warnten die Meteorologen vor einer gefährlichen Sturmflutwetterlage. Stürme und Sturmfluten gibt es immer wieder, aber bei bestimmten Konstellationen wird es besonders gefährlich. Dabei spielen neben den Gezeiten die Windstärke, die Winddauer, die Windrichtung und die Windlauflänge eine wichtige Rolle. Letzteres bezeichnet das Gebiet, über dem ein Wind beziehungsweise ein Sturm wirkt. Es ist ein Unterschied, ob ein Sturm ein relativ kleines oder ein großes Meeresgebiet überzieht - je größer beziehungsweise länger das Sturmgebiet ist, umso höhere Wellen bauen sich auf.

Bei „Xaver“ nun kamen wie 1962 mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Der Sturm blies stramm aus Nordnordwest über die gesamte Nordsee und Teile des Nordatlantiks – und drückte so enorme Wellen und Wassermassen in die Elbe gen Hamburg. Der Wasserstand lag dort bis zu 4 Meter über dem mittleren Höchststand einer Flut. Das alles wurde von Meteorologen und Hydrologen präzise vorhergesagt – vielen Dank dafür! Denn genaue Prognosen sind die Grundlage für die Planung akuter Abwehrmaßnahmen der Katastrophendienste und Behörden.

Und was hat „Xaver“ nun mit dem Klimawandel zu tun? Erst einmal nichts: Orkantiefs gibt es in Mitteleuropa immer wieder; ihre Ursachen sind große Temperaturunterschiede zwischen der Arktis und den Subtropen. Klar ist aber auch: Durch die Erderwärmung könnte die Intensität von Stürmen zunehmen. Und wenn der Meeresspiegel durch den Klimawandel weiter steigt, werden auch die Flutwellen höher.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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3 Kommentare

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  • HP
    heilige profetin

    die medienhysterie zu diesem Sturm empfinde ich als unsäglich und irregeleitet. das hat nichts mit information und schutzbedürfnissen zu tun, sondern dient m. e. anderen Interessen. man sehe sich nur einmal bilder von gestern an, auf denen weit bis Süddeutschland hinein ängste geschürt wurden und dies vornehmlich im Stil von dschungelcamp und co.

    daß wissenschaftliche Überlegungen, die dann in Schutzmaßnahmen mündeteten Zerstörungen verhindert haben, ist doch offensichtlich - dies ist aber nicht verdienst der veröffentlichenden Medien - die profieren nur daran, sondern ausschließlich verdienst der politisch organisierten vorsorge auf wissenschaftlicher Grundlage.

    • @heilige profetin:

      Einer der Gründe warum diesmal nicht soviel passierte waren die bösen bösen Medien: anders hören die Leute ja anscheinend nicht! Den Unterschied hat man bei uns in Hamburg sehr deutlich gemerkt: Warnungen bei Christian nicht ernst genommen: Verkehrskollaps. Bei Xaver wer konnte zuhause geblieben: Verkehrskollaps blieb aus.

  • D
    Desillusionist

    Wir lesen über den Author:

     

    "Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin: Germanistik, Italianistik und Politische Wissenschaften (Abschluss: Diplom-Politologe). Redakteur für Wirtschaft und Umwelt"

     

    Ist das jetzt wieder mal der Fachkräftemangel?