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Kommentar ÖkostromumlageDer wahre Erfolg ist nicht sichtbar

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Ökostromumlage sinkt. Die eigentlich gute Nachricht ist: Betriebswirtschaftlich gesehen sind Wind und Sonne längst günstiger als Kohle und Gas.

Sigmar Gabriel bewahrt den Schein. Ökostrom könnte noch viel billiger sein Bild: imago/Frank Müller

D ie Ökostromumlage, jener Aufschlag auf den Strompreis, mit dem der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird, sinkt im nächsten Jahr zum ersten Mal. Doch dieser Rückgang, durch den ein Durchschnittshaushalt knapp 3 Euro im Jahr spart, ist nicht die eigentliche gute Nachricht, die es vom deutschen Strommarkt zu verkünden gibt. Die Wirklichkeit ist noch viel schöner.

Zum einen hätte die Umlage noch viel stärker sinken können, wenn die aufgelaufenen Überschüsse voll an die Stromkunden weitergegeben würden. Stattdessen haben Netzbetreiber und Politik wieder eine hohe Rücklage eingeplant, die dafür sorgen soll, dass die Umlage auch in den nächsten Jahren weiter sinken kann.

Zudem zeigt die Berechnung der Umlage, dass der Stromverbrauch in Deutschland ebenfalls sinkt. Diese positive Entwicklung entlastet Umwelt und Verbraucher gleichermaßen – im Nebeneffekt führt auch das dazu, dass die Ökostromumlage nicht noch stärker sinkt – weil die gleichen Kosten auf weniger Stromverbrauch umgelegt werden.

Doch selbst mit solchen Korrekturen lässt sich an den aktuellen Zahlen nicht ablesen, was für eine Erfolgsgeschichte die Energiewende insgesamt ist. Neue Wind- und Solarkraftwerke sind – auch dank des Technologieschubs, den die Förderung ausgelöst hat – mittlerweile auch betriebswirtschaftlich günstiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke. Neue AKWs, das zeigen die jüngsten Pläne aus Großbritannien, kosten sogar doppelt bis dreimal so viel.

Und das gilt sogar, obwohl der größte Nutzen der erneuerbaren Energien – die Vermeidung von Gesundheits- und Umweltschäden – auf keiner Rechnung auftaucht. Angesichts dieser gewaltigen Vorteile erscheint die deutsche Debatte über zweifelhafte Centbruchteile erstaunlich verzagt.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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5 Kommentare

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  • Bei Marktwirtschaft wären für die Entscheidung, wann welche Kraftwerke eingesetzt werden, nur die reinen Betriebskosten relevant, abgesehen von gewissen System Dienstleistungen wie Regelenergie, die z.Z. technisch nur von konventionellen Kraftwerken gelieferte werden können. Die Betriebskosten müssen aber auch dem Wert des erzeugten Stoma gegenübergestellt werden. Weitere Wind- und PV-Anlage können nur Strom liefern, wenn eh' schon genug Strom da ist. D.h. der Wert es erzeugten Stroms ist

    • @alfonearth:

      D.h. der Wert des erzeugten Stroms ist Null oder sogar negativ. Sie können kein einziges fossiles Kraftwerk ersetzen. Sie vermindern nur drän Auslastung und erhöhen so deren Kosten je kWh.

  • „Neue Wind- und Solarkraftwerke sind – auch dank des Technologieschubs, den die Förderung ausgelöst hat – mittlerweile auch betriebswirtschaftlich günstiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke.“

     

    Prima, das ist ja wirklich mal eine gute Nachricht - dann können wir ja eigentlich alle Subventionen mit sofortiger Wirkung einstellen - sagen wir, zum 1. Januar 2015?

    • Malte Kreutzfeldt , Autor des Artikels, ehemaliger Redakteur
      @Matthias:

      Nein, das können wir nicht. Denn am Markt konkurrieren die neu gebauten Öko-Kraftwerke nicht mit neuen Gas- und Kohlekraftwerken, sondern mit längst abgeschriebenen, die nicht ihre Vollkosten erwirtschaften müssen, sondern nur die reinen Betriebskosten.

    • @Matthias:

      In unserer Region füllen die Subventionen und Kompensationen aller Art die Kriegskasse des Agrobuisiness ,um sich rücksichtslos Vorteile im Zukunftsmarkt Bioökonomie zu erkämpfen. War das die Absicht des E.E.G. ?