Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Himmel, ich komme mir bei diesem Kommentar vor wie bei Orwell: Freie, allgemeine und geheime Wahlen sind also böse und dienen der Ausschaltung der Opposition? Wenn die Bevölkerung die Möglichkeit erhält, über den Premierminister abzustimmen, ist das antidemokratisch?
Wann wachen denn die taz-Autoren aus ihrem grummelnden Groll gegen die Briten auf?
Eine Britin heute morgen im Deutschlandfunk: "May wurde von der Partei ernannt, nicht gewählt. Es wird Zeit, dass die Bevölkerung dies bestätigen oder ablehnen kann"
Nein, ich glaube, kein grummelnder Groll: Sotschek ist doch selber ein halber Anglo, obwohl er Marmite nicht mag. Aber gegen die britische Oberklasse und ihren Imperialismus, der selten aufgearbeitet wurde (ansatzweise in "Gandhi") ist Groll angemessen. Kennen Sie britische Arroganz oder brit. Plutonium? Sehr empfehlenswert.
May ist schlimmer als Thatcher: Erst pro-EU, dann für einen harten Brexit. Sie hängt ihre Fahne nach dem Wind.
Was my honorary friend Jeremy angeht, so hängt er seine Fahne nie nach dem Wind. Deshalb haben er und ich auch ungefähr gleichviel Freunde. Nur die ganz Mutigen... Er ist ein toller Typ, aber haben Sie jemals einen tollen Typ ganz oben erlebt? Obama? Da sag ich nur: Syrien und Afghanistan.
Super-Kommentar zur Politik der Regierungschefin Theresa May. So klar und zugespitzt findet sich das nirgendwoanders im deutschen "Blätterwald" (außer bei der FAZ):
Zerstörung der gefährlichen Teile der Opposition zu einem für die Regierung günstigen Zeitpunkt, Appell an die Einheit der Nation gegen andere Länder: Schäuble lässt grüßen.
Aber ist Jeremy Corbyn wirklich nur einfach defensiv und mutlos? Was treibt die Labour Party wirklich? Steckt sie in der Zwickmühle, welche Chancen hat sie? - Sag schon, Ralf Sotschek!
Ok - und was haben dabei die Wähler zu sagen? Die werden also weiter dumm die Befürworter eines Brexit wählen, weil die dass so "gut" gemacht haben? Und wenn dann die Linke doch gewählt wird und Corbin Premierminister wird? Vielleicht doch kein Brexit? Wäre ich Brite würde ich den Konservativen einen "Denk" Wahlzettel geben.
Die Briten stehen hinter dem Brexit. Auch diejenige, die nicht dafür gestimmt habe. Da mögen sich die Deutschen noch so viele Traumschlösser aufbauen. Reden Sie mal mit denen, nicht nur über sie.
Interessanter Zungenschlag bei Ihnen: Sie erwarten also, dass die künftige Regierung, falls eine "linke", einfach die Volksabstimmung ausser Kraft setzt? Spannendes Demokratieverständnis.
Ist er wirklich mutlos, der Jeremy Corbyn ?
@Pink Auch wirkungslos und bald schon bedeutungslos. Dafür hat er ja selbst gesorgt - siehe Sotscheck-Beitrag...
Er wurde und wird mundtot gemacht.
Labour ist derzeit am Ende. Leider.
Wie hätte jeder von uns sich an Corbyns Stelle verhalten ? Neuwahlen sind umumgänglich.
Dann müssen die Engländer schauen, wie sie in die Pötte kommen. Mir schwant nichts Gutes bei dieser Entwicklung. I want my money back
dröhnte mal eine in London ...
Medien melden: Ab jetzt soll in Eigennamen wie „Bärbel’s Büdchen“ der Apostroph erlaubt sein. Dabei war er das schon. Ein Depp, wer das nicht wusste!
Kommentar Neuwahl in Großbritannien: Mays Blankoscheck
Das Parlament gibt grünes Licht für die Neuwahl. Premier May hat damit ihr Ziel erreicht: Die Opposition ausschalten und durchregieren.
Seine eigene Labour-Partei wird Jeremy Corbyn wohl schon bald die Tür weisen Foto: ap
Die Briten dürfen wieder mal wählen. Am Mittwochnachmittag stimmte das Unterhaus mit großer Mehrheit für die von Premier Theresa May angestrebten Neuwahlen. Es sei zu ihrem Besten, will ihnen May weismachen- und macht sich damit völlig unglaubwürdig. Monatelang hatte sie Neuwahlen kategorisch abgelehnt, zuletzt im März. Bei einem Spaziergang in den walisischen Bergen habe sie kürzlich aber eine Eingebung gehabt: Das Land brauche Wahlen.
In ihrer Rede, mit der sie dem Volk am Mittwoch ihr Wendemanöver zu erklären versuchte, führte May ihre Argumente sogleich ad absurdum. Es war eine Ich-Rede, es ging nur um sie und ihre Vision für den Brexit. Aber die kennt vermutlich nicht mal sie selbst, weil es bei Verhandlungen ja mindestens zwei Beteiligte gibt. May verlangt nichts anderes als einen Blankoscheck für diese Verhandlungen. Als Begründung gibt sie die Spaltung im Parlament und die widerspenstige Opposition an.
Jemand sollte ihr erklären, dass das nun mal so ist in einer Demokratie. In Wahrheit gibt es nicht den geringsten Grund für Wahlen. Die Regierung ist in keiner Krise, es droht kein Krieg, und die Wirtschaft ist nicht am Boden. Es geht May lediglich darum, die Labour Party zu zerstören. Und die ist ihr williger Helfer.
Labour-Chef Jeremy Corbyn hätte seiner Partei verordnen können, gegen Neuwahlen zu stimmen und sie dadurch zu verhindern. Er tat es aber nicht. Damit hat er sich sein eigenes Grab geschaufelt, spätestens auf dem Parteitag im Herbst wird ihn seine Partei in die Wüste schicken. Wer so mutlos agiert, hat es nicht anders verdient.
Es ist gar nicht so lange her, dass das britische Parlament beschlossen hat, die Länge der Legislaturperioden festzuschreiben, damit sich keine Regierungspartei den für sie günstigsten Moment für Wahlen aussuchen kann. May hat dieses Gesetz unterlaufen. Sie erhofft sich von den Wahlen, dass abweichende Meinungen eliminiert werden. Oppositionelle Stimmen im Parlament sind ihr ein Ärgernis.
Schlimmer ist jedoch, dass sie mit ihrer Taktik wohl durchkommen wird. Das ist kein gutes Zeichen für die britische Politik, und schon gar nicht für die Brexit-Verhandlungen.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Brexit
Kommentar von
Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
Themen