Kommentar Neuer Stadtteil für Hamburg: Ohne Olympia wird's besser

Hafenwirtschaft, Wohnen und Gewerbe: eine sinnvolle Mischung. Jetzt kommt es darauf an, dass Hamburgs neuer Stadtteil ein lebendiger wird.

Endlich wieder spatenstechen: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (mit SPD-Helm) Foto: dpa

Nun also doch. Die Bebauung des Kleinen Grasbrooks kommt, auch ganz ohne Olympia. Zwar eine Nummer kleiner und nicht ganz so schnell, aber dafür deutlich kostengünstiger. Denn unter dem Zeitdruck der herannahenden Spiele hätte die Hafenwirtschaft der Stadt hohe Entschädigungszahlungen abpressen können.

Die Durchmischung des Grasbrooks mit Hafenwirtschaft, Wohnen und Gewerbe ist ein sinnvolles Projekt der Stadtentwicklung. Der Hafen wird perspektivisch durch effizientere Flächennutzung schrumpfen, der Bedarf nach Wohnraum wachsen. Und der Sprung über die Elbe wird mit der Neugestaltung des Areals zwischen Hafencity und Veddel wesentlich vorangetrieben.

Dass das Ganze Zeit kostet, muss kein Nachteil sein. Unter Druck wird selten sorgfältig geplant. Dabei kommt es darauf an, auf dem Grasbrook die architektonische Monotonie, die viele Hamburger Neubaugebiete prägt, zu verhindern. Und einen lebendigen Stadtteil zu schaffen, bei dem nicht wie in der Hafencity um 22 Uhr die Bürgersteige nach oben geklappt werden. Eine nächtliche Geisterstadt vom Reißbrett mitten im Zentrum reicht. Dafür ist es wichtig, dass Sozialwohnungen entstehen und auch die Gewerbemieten moderat bleiben – damit sich nicht nur Edel-Gastronomen, sondern auch gemütliche Eckkneipen mit verkraftbaren Bierpreisen in dem neuen Stadtteil ansiedeln.

Jetzt darf sich der Grasbrook Stück für Stück entwickeln. Und vielleicht kommt mittelfristig noch die eine oder andere Hafenfläche hinzu. Einst hat der Hafen Stadtteile wie Altenwerder oder Moorburg verdrängt. Heute verdrängen neue Stadtteile den Hafen. Wenn sich Städte langsam und organisch entwickeln, steigt die Chance, dass sie Raum für ein lebendiges Miteinander schaffen. Langsamer und kleiner kann hier von Vorteil sein. Manchmal geht es dann doch besser – ohne Olympia.

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