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Kommentar Nationaler KrebsplanSpäterkennung im Hause Ulla Schmidt

Wolfgang Löhr
Kommentar von Wolfgang Löhr

Die von der Gesundheitsministerin angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Krebsvorsorge sind halbherzig und kommen zudem viel zu spät.

E ine bessere Krebsfrüherkennung, qualitätsgesicherte Versorgung von Krebspatienten und die Sicherstellung effizienter Arzneimitteltherapien - wer kann dagegen schon etwas sagen? Die Ziele, die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit ihrem "Nationalen Krebsplan" verfolgt, sind ehrenwert und verdienen Unterstützung.

Bild: taz

Wolfgang Löhr ist Wissenschaftsredakteur der taz.

Eigentlich geht es dabei ja um Selbstverständlichkeiten unseres Gesundheitssystems. Es verwundert deshalb schon, wenn Derartiges schon im Namen gleich so großspurig daherkommen muss.

Offenbar hat im Gesundheitsministerium schon jetzt der Wahlkampf begonnen. Als Erfolg wird da schon gefeiert, dass ab 1. Juli dieses Jahres das Hautkrebsscreening wieder von der Krankenkasse bezahlt wird. Aber warum ist die Suche nach tumorverdächtigen Hautveränderungen überhaupt erst aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen worden? Und warum wird das Hautkrebsscreening erst zum 1. Juli wieder von der Kasse bezahlt?

Wenn die Früherkennung so hilfreich ist, müsste sie doch eigentlich sofort umgesetzt werden. Das von der Kasse bezahlte Screeningprogramm wird auch schon seit langem gefordert, denn gerade bei Hautkrebs besteht eine gute Heilungschance - vorausgesetzt, der Tumor wird frühzeitig genug erkannt.

Fatal ist auch das jahrlange Nichtstun in Sachen Krebsregister. Erst hat es unendlich lange gedauert, bis sich die dafür zuständigen Bundesländer dazu entschließen konnten, entsprechende Datensammlungen einzurichten. Seit einigen Jahren gibt es sie jetzt, aber sie unterscheiden sich, je nach Bundesland, noch sehr deutlich in puncto Vollständigkeit oder auch bei der Qualität der Daten. Außerdem gibt es auch Ärzte, die ihre Krebsfälle erst gar nicht melden.

Gesundheitsministerin Schmidt hat jetzt erklärt, dass klinische Krebsregister den Patienten dazu dienten könnten, die besten Behandlungszentren auszusuchen. Schön wärs. Dann wären endlich auch die "schwarzen Schafe" unter den Krebskliniken erkennbar. Doch davon sind wir leider noch weit entfernt.

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Wolfgang Löhr
Redakteur
Jahrgang 1955, war von 1993 bis Ende 2022 Wissenschaftsredakteur der taz. Er hat an der FU Berlin Biologie studiert. Vor seinem Studium hatte er eine Facharbeiterausbildung als Elektromechaniker gemacht, später dann über den zweiten Bildungsweg die Mittelere Reife und am Braunschweig-Kolleg die allgemeine Hochschulreife nachgeholt.
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2 Kommentare

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  • WD
    W. Dietrich, AG unabhängiger Dermatologe - AGuD

    Die "neue" gesetzliche Vorsorge für Hautkrebs aus dem Hause Schmidt ist Betrug an der Bevölkerung. Bisher (!) haben die Kassen die Vorsorge 1 x jahrlich erstattet, ab dem 18.-20. Lebensjahr, z.T. auch im Kindesalter. In Zunkunft (!)steht der Bevölkerung das Screening nur alle 2 Jahre zu; zu selten nach den fachlichen Leitlinien - vor allem für Hochrisikopatienten. Ca. 16% aller schwarzen Hautkrebse bei den unter 35jährigen sowie zahlreiche Vorläufer fallen damit unter den Tisch. Die Qualität der zukünftigen Vorsorge ist darüber hinaus nach dem Facharztstandard nicht ausreichend - die Folge ist eine verschlechterte Qualität.

    Insgesamt eine populistische Billigvorsorge, die dem tatsächlichen Bedarf aus individualmedizinischer Sicht nicht gerecht wird. Verantwortungsvolle Ärzte sind verpflichtet, die Bevölkerung darauf hinzuweisen.

  • C
    Coza

    Eigentlich hätte ich vom Kommentar erwartet, daß diese weitere Bevormundung der Patienten durch Frau Schmidt entsprechend angeprangert wird. Denn die Patienten sollen gezwungen werden, an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen.

    Niemand spricht über die Leiden derjenigen, die durch falsch positive Befunde durch die Gesundheitsmühle geschleust werden. Niemand spricht darüber, daß vor allem für einen älteren Menschen die zunehmend ausgedünnte wohnortsnahe Behandlung in der Nähe seiner Angehörigen wichtiger ist als der letzte Schrei der medizinischen Forschung. Und niemand versteht, daß manche lieber eines natürlichen Todes sterben wollen, als noch 20 Jahre als dementer Pflegefall irgendwo in einem Heim herumzuliegen.