Kommentar Nahverkehr: Fahrgäste brauchen Luxus
Die Bahn ist besonders in Hamburgs Osten für Unpünktlichkeit verschrien. Wer pünktlich einen Termin einhalten will, muss einen Zeitpuffer einplanen oder nimmt besser den eigenen Wagen.
D ass ein Ersatzteil mal nicht vorliegt, mag in kleineren Werkstätten und Betrieben vorkommen. Aber die S-Bahn ist keine Klitsche. Sie ist ein unverzichtbares Verkehrsmittel, auf das sich Hunderttausende in dieser Großstadt verlassen.
So eine Panne zieht Folgen nach sich. Auch Fahrgäste müssen planen. Sie kommen zu spät zum Job oder verpassen ihre Anschlusszüge. Kunden werden durch volle Züge und lange Wartezeiten abgeschreckt und sehnen sich in ihre gemütlichen Autos zurück.
Gerade hat der Senat entschieden, dass die S-Bahn auch bis 2033 Hamburgs Schienen befahren darf. Ob eine andere Firma als die DB-Regio verlässlicher wäre, ist natürlich Spekulation. Doch die Bahn-Tochter ist besonders in Hamburgs Osten für Unpünktlichkeit verschrien. Die dortige Linie R 10 fällt so oft aus, dass erfahrene Kunden stets eine halbe Stunde mehr einplanen, wenn sie einen Termin haben. Wer die Zeit nicht hat, nimmt den Wagen.
All das ist fatal, denn der Trend muss umgekehrt werden. Individualverkehr hat in einer Großstadt wie Hamburg keine Zukunft. Deshalb muss Nahverkehr luxuriös ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Züge, mehr verlässliche Verbindungen, selbst die Renaissance der Straßenbahn sollte – trotz der gescheiterten Pläne von Schwarz-Grün – kein Tabu sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier