Kommentar NPD-Verbot: NPD-Verbot – jetzt!

Wie lange will man noch zuschauen, dass aus Steuergeldern eine Partei am Leben erhalten wird, die den Nährboden für Hass und tödliche Gewalt liefert?

Tag für Tag wird klarer, dass die rechten Terroristen vom "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) und ihr Umfeld enge Kontakte zur NPD hatten. Am Dienstag nun hat die Polizei in Jena mit Ralf Wohlleben einen langjährigen führenden Kader der rechtsextremen Partei in Thüringen festgenommen, die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft ihm Beihilfe zu sechs Morden vor.

Spätestens jetzt kommt die Politik um einen neuen Anlauf für ein NPD-Verbot kaum mehr herum. Der Bund und die Länder müssten dann aber alles dafür tun, dass ein solcher Anlauf nicht nur zustande kommt, sondern auch Erfolg hat. Und wenn es bedeutet, eine Vielzahl von V-Leuten abzuschalten, dann ist das eben so. Wohlleben war lange Jahre eine der wichtigsten Figuren in der NPD in Thüringen. Er war Kreisvorsitzender der Rechtsextremen in Jena, Vizelandeschef und Pressesprecher. Er war ein wichtiges Bindeglied der NPD zu den militanten Kameradschaften - und hielt, so der Vorwurf der Ermittler, "anhaltend Verbindung" zu den im Untergrund lebenden Terroristen vom NSU, die in den 90ern zu seinem engsten Freundeskreis zählten.

Doch auch bei den anderen Beschuldigten aus dem Umfeld des "Nationalsozialistischen Untergrunds" gibt es immer wieder Verbindungen zur NPD. Einer der mutmaßlichen Terrorhelfer war auf der Hochzeit eines Neonazis, der bis vor Kurzem im Bundesvorstand der Partei saß. Und das Terrortrio selbst demonstrierte kurz vor dem Untertauchen 1998 auf einer NPD-Demo in Dresden.

Jeder Beobachter, der sich ernsthaft mit der NPD auseinandersetzt, wusste schon lange, dass die Partei sich nach außen zwar bieder präsentieren mag, in ihren Reihen aber zahllose Gewalttäter und Kriminelle willkommen hieß. Lange lautete das Argument, man solle die Partei trotzdem nicht verbieten, da ein Verbot nur suggeriere, man habe das Problem des Rechtsextremismus auf einen Schlag gelöst, doch in Wirklichkeit organisierten sich die Neonazis neu oder gingen in den Untergrund.

Natürlich schafft man mit einem Verbot der NPD nicht die Neonazis ab. Aber wie lange will man noch zuschauen, dass aus Steuergeldern eine Partei am Leben erhalten wird, die den Nährboden für Hass und tödliche Gewalt liefert?

NPD, militante Kameradschaften, rechter Terrorismus: Die Grenzen sind fließend. Für eine solche Partei gibt es keine Daseinsberechtigung.

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Jahrgang 1979. War bis 2013 in der taz zuständig für die Themen Rechtsextremismus, Terrorismus, Sicherheit und Datenschutz. Wechsel dann ins Investigativressort der Wochenzeitung „Die Zeit“.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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